
- Das Gespräch führte Sandra Pfäfflin
Er ist ein waschechter Pforzheimer und schreibt seit kurzem Kurzkrimis, die in der Goldstadt spielen: Der Autor Rainer Würth hat für die Reihe im Kundenmagazin der Stadtwerke einen Kommissar geschaffen, der knitz und clever auch die schwierigsten Fälle löst.
PZ: Wer oder vielleicht eher was ist Hannes Hirsch?
Rainer Würth: Kommissar Hirsch ist einer, der übriggeblieben ist, der Chef der Rumpftruppe der Pforzheimer Kripo. Ein eher gemütlicher, aber durchaus kluger Typ. Etwas korpulent – mit einer Frau, die immer versucht, ihn von zuviel Fleischküchle und Kartoffelsalat fernzuhalten. Und mit einer Tochter, die mit ihrem beim Daimler beschäftigten Mann in Shanghai lebt. Neben Freunden und Familie gibt es auch persönliche Feinde von Hirsch, wie den Stadtrat und Unternehmer Cornelius Rauscher, der immer wilde Ideen für Pforzheim entwickelt – von der elektrischen Surfwelle auf der Enz bis zum Einsatz von Rikschas für den Nahverkehr. Es ist dieses witzige Personengeflecht, das mich als Autor besonders reizt. Und der Hirsch-Kosmos wächst stetig weiter. Beispielsweise wird es demnächst eine Liebesgeschichte mit der Frau von Cornelius Rauscher geben. Aber mehr kann ich noch nicht verraten.
PZ: Gibt es viel Lokalkolorit?
Rainer Würth: Ja, die Protagonisten sprechen zum Teil Pforzemerisch. Aber Hannes Hirsch hat einen Kollegen aus Hannover, dem er immer die Dialektausdrücke erklären muss. Zum Beispiel, warum Frau Rauscher einen Käsekuchen backt, in dem man sich „neilege“ könnte. Denis Sturm kann ohne Erklärung natürlich nicht verstehen, warum jemand sich in einen Käsekuchen hineinlegen möchte.
PZ: Die beschriebenen Orte gibt es in Pforzheim, aber sind die vorgestellten Personen auch real?
Rainer Würth: Die Personen sind frei erfunden, aber sie könnten einem in Pforzheim über den Weg laufen. Wenn ich Charaktere entwickle, habe ich häufig ein reales Vorbild, von dem sich die Figur dann aber immer weiter entfernt. Die Personen bekommen eine Dynamik, ein Eigenleben und laufen irgendwann. Das macht Freude, vor allem wenn die Figuren einen ganz eigenen Humor entwickeln. Es ist ein schöner Ausgleich zu meinen Thrillern, bei denen ich eher im härteren Genre unterwegs bin. In meinen Romanen verarbeite ich keine lokalen Aspekte. Aber in diesen Geschichten ist es ein großer Spaß, all das lokale Material, all die Orte und Gegebenheiten, die ich gut kenne, einfließen zu lassen.
PZ: Wie schwierig ist es, einen Kurz-Krimi zu schreiben?
Rainer Würth: Das ist unproblematisch. Ich mag diese Form sehr, habe immer schon gerne Kurzgeschichten geschrieben. Und es ist spannend, sich jedes Mal einen neuen Kriminalfall auszudenken, wie die Geschichte mit dem „Dicken“ vom Leopoldplatz oder dem entführten Koi-Karpfen.
PZ: Wie kam es überhaupt zu diesen Krimis?
Rainer Würth: Das war eigentlich ganz einfach. Die Stadtwerke haben mich in meinem Schreibdomizil auf den Azoren angerufen und gefragt, ob ich eine Krimireihe schreiben mag. Ich habe ein Konzept entwickelt, und dann ging es schon los. Inzwischen ist die vierte Geschichte mit Kommissar Hirsch erschienen. Ich finde es gut, dass ein lokaler Energieversorger auf lokale Geschichten in seinem Kundenmagazin setzt. Das kommt bei den Lesern gut an.
PZ: Was schreiben Sie gerade sonst?
Rainer Würth: Ich habe einen Psychothriller fertiggestellt, der am 15. August bei Goldmann herauskommt. „Das tote Herz“ ist ein medizinisches Thema. Der Architekt Nicolas Kober erhält nach einem lebensgefährlichen Zusammenbruch ein Spenderherz. Was er nicht weiß: Das Herz gehörte einem Frauenserienmörder. Und es wird ihn verändern . . .