
Premiere des Stücks „Das Schiff Esperanza“ in Neuhausen
Neuhausen. Schon beim Einlass beginnt das Spiel: Jeder Zuschauer bekommt einen Becher – und strenge Anweisungen durch einen Matrosen (Daniel Bock). „Wir sind hier auf einem Schiff“, sagt er.
Einfach aufstehen oder zur Toilette gehen, sei tabu. Zwei verschleierte Frauen werden erst gar nicht hereingelassen. Motorengeräusche sind zu hören, bald darauf Maschinengewehre und Schreie.
„Flüchtlinge“, schallt es mehrmals aus einem Lautsprecher, „Fremde, viel zu viele, was wollen die hier?“ Mit einem mulmigen Gefühl beginnt die Premiere in der Theaterschachtel Neuhausen. Denn bei dem Stück „Das Schiff Esperanza“, das nach dem Hörspiel von Fred von Hoerschelmann frei bearbeitet und für zwei Personen spielbar gemacht wurde, wird das Publikum als Teil bewusst miteinbezogen.
Es sitzt illegal im „Laderaum des Schiffes“, bekommt zwischendurch etwas Wasser und einen Keks – mit den Worten, das sei die letzte Mahlzeit gewesen.
Als „Gesindel“ und „Abschaum“ bezeichnet der Kapitän (Barbara Schmidtke) seine blinden Passagiere, die 1953 – dem Erscheinungsjahr des Hörspiels – in die USA flüchten wollen und ihm 7000 Dollar einbrachten.
Dass sie nie dort ankommen, sondern auf offener See ausgesetzt werden, wissen sie nicht. Mit an Bord ist die junge Edna (Anne von der Vring), die Trümmer und Hunger hinter sich lassen will und von einem besseren Leben träumt.
Oder der ältere Megerlin (Schmidtke), der plötzlich Angst vor dem fremden Land hat, nicht noch mal von vorn anfangen will. Und Leichtmatrose Axel (von der Vring), der seinen Vater wiederfindet, jedoch von ihm enttäuscht wird. Wie im Titel angekündigt, handelt das Stück von Hoffnung (spanisch: esperanza).
Dass es nachdenklich macht, ist vor allem den beiden Schauspielerinnen und Regisseurinnen Barbara Schmidtke und Anne von der Vring zu verdanken, die mal mit mürrisch-barscher Stimme, mal mit sehnsuchtsvollem Gesang in verschiedene Rollen schlüpfen – auch in die des Erzählers.
Großer Applaus
Denn zu dem Flüchtlingsdrama gibt es eine dazu erfundene Rahmenhandlung mit vielen Aktualitätsbezügen. Zeitungsartikel über Schleuser und Schiffsunglücke werden zitiert. An Text und Zahlen mangelt es nicht. Auch nicht an Applaus eines aufmerksamen Premierenpublikums.