Steht international auf der Bühne: Der Erfolg der Sängerin Zoe Wees (21) ist ein Phänomen. Hendrik Schmidt/dpa
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Albumveröffentlichung - "Therapy" von Zoe Wees
Das Cover des Albums „Therapy“. Polydor/Universal Music/dpa
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Kultur
„Schreiben war Therapie für mich“: Zoe Wees präsentiert erstes Album, mit Pforzheimer Beteiligung

Hamburg. Mit 21 Jahren sein Debütalbum zu veröffentlichen, mag früh klingen. Bei Sängerin Zoe Wees verwundert es eher. Schließlich mischt die Hamburgerin nicht erst seit gestern die deutsche Pop-Landschaft auf. Bisher aber noch ohne eigene Platte. An diesem Freitag erschien nun ihr erstes Album „Therapy“.

„Es fällt jetzt schon eine richtig schwere Last von den Schultern. Ein Debütalbum ist einfach so ein wichtiger Teil des Künstlerseins“, sagt Zoe Wees. „20 Songs auf einmal veröffentlichen – das fühlt sich sehr nice an.“

Ihre Songs bieten gefühlvolle Balladen, kraftvolle Pop-Hymnen und intime akustische Melodien. Der Albumtitel ist dabei Programm. „Das Schreiben war Therapie für mich“, sagt Wees. „Mir hilft es, meine Erlebnisse und Gefühle in Songs zu verpacken.“ Wees hat ein Händchen dafür, ihre komplexen, emotionalen Geschichten den Menschen so nahezubringen, dass sie sich damit identifizieren können.

„Beim Schreiben selbst denke ich nie darüber nach, dass der Song mal rauskommt“, sagt die Musikerin. Irgendwann zu wissen, dass Stücke veröffentlicht werden, in denen sie so persönlich spreche, gehe schon irgendwo an eine Grenze. „Es fällt mir auf jeden Fall manchmal schwer. Aber ich merke, dass das bei den Leuten ankommt“, so Wees.

Angekommen ist auch ihre Single „Control“, die auch Teil des Debütalbums ist. 2020 veröffentlicht war der Song über die Grenzen Deutschlands hinaus erfolgreich und ebnete den Weg für ihren Durchbruch. Darin singt Wees über ihre Krankheit, die Rolando-Epilepsie, die in ihrer Kindheit zu Kontrollverlust und Depressionen führte. Aber auch „Girls Like Us“ dürfte vielen bekannt vorkommen. Im Lied geht es um falsche Schönheitsideale und die Suche nach Akzeptanz. Auch Wees kämpfte lange mit Selbstzweifeln. „Ich habe mittlerweile akzeptiert, wer ich bin. Das macht es einfacher“, sagt sie heute.

Wees nutzt ihre Musik auch, um ehrlich über eigene Erfahrungen zu sprechen. Das kommt nicht nur beim Publikum an, sondern hilft auch ihr selbst. „Je öfter ich den Song singe, desto mehr vergesse ich die Probleme, die das Lied inspiriert haben. Die Songs helfen mir eben, schlechte Dinge zu verarbeiten. Das ist das Gute“, so die 21-Jährige.

Auch die schwierige Beziehung zu ihrem Vater, den sie erst mit 16 Jahren kennenlernte, verarbeitet Wees in Songs. Neben dem Lied „Daddy‘s Eyes“, das sie bereits 2022 veröffentlichte, singt sie auch in „21 Candles“ über ihren Vater. Ihr Lieblingssong des Albums, verrät Wees. „Das ist einer der neuesten Songs, den habe ich erst vor ein paar Wochen geschrieben. Das ist einfach ein Thema, das gerade noch aktuell ist.“ Auch ihrer alleinerziehenden Mutter widmet Wees einen Song auf ihrem Debütalbum. Im emotionalen Songtext von „Sorry For The Drama“ entschuldigt sie sich bei ihr dafür, dass sie sich früher für ihre ärmlichen Familienverhältnisse geschämt hat und reichere Kinder um ihre Kindheit beneidet hat.

Aber auch mit sich selbst beschäftigt sich Wees in ihren Texten schonungslos ehrlich und kritisch. In „When It Hurts“ singt sie davon, manchmal eine Diva zu sein. „Der Song ist schon vier Jahre alt und gerade zu der Zeit war ich immer sehr überfordert, wenn etwas nicht so passiert ist, wie ich es wollte“, sagt die Hamburgerin. Auch heute noch könne sie zickig werden.

Schließlich thematisiert Wees auch Schattenseiten ihres Erfolgs. In „Hold Me“, „Third Wheel“ und „On My Own“ singt sie vom Alleinsein. Ehrlichkeit und jede Menge Emotionen ziehen sich durch das Album. Auch wenn man den einen oder anderen Song bereits im Ohr hat, beeindruckt Wees mit „Therapy“ durch tiefgehende Texte und ihrer kraftvollen Stimme. Sie lädt Hörerinnen und Hörer damit auf eine emotionale Reise ein und regt dadurch auch zum Nachdenken über sich selbst und das eigene Leben an.

„Ich denke wir können stolz auf uns sein“

Es sind ziemlich viele Songs drauf, und eigentlich hätte ein Großteil des Albums schon vor ein, zwei Jahren kommen sollen. Nun ist es draußen. Maßgeblich daran beteiligt – wie überhaupt am Erfolg von Zoe Wees – ist der aus Pforzheim stammende Ricardo Munoz. Er hat das Album coproduziert und am Schreiben der Titel mitgewirkt. „Für mich ist es schön, dass jetzt ein paar meiner Lieblingssongs drauf sind“, sagt er der PZ. „Sorry For The Drama“ zum Beispiel habe er immer super gefunden, war aber bis zuletzt nicht sicher, ob er es am Ende aufs Album schafft. „Es gab vier bis fünf verschiedene Produktionen, auch von anderen Produzenten, aber dann haben wir’s doch selber gemacht.“ Emotion sei dabei das Wichtigste gewesen: „Nur Zoe und ein Piano – das war am Ende die beste Lösung“, gibt Munoz Einblicke in die Entstehungsgeschichte. Für die Sängerin sei es schön, mit dem Album das erste Kapitel abzuschließen. „Da sind Songs wie ,On My Own’ dabei, die wir mit ihr geschrieben haben, als sie 17 war“, erzählt Munoz. Mit seinen Kollegen Patrick Salmy und Leon Milla von den Boogie Park Studios in Hamburg arbeitet Munoz schon lange mit ihr – aber auch mit Helene Fischer, Michael Schulte und Nico Santos (die PZ berichtete). „Zoe hat nun Lust, sich neu zu erfinden, und schreibtschon fleißig an neuem Material. Denke, wir können alle stolz sein auf das Album.“

Mit Material von Jana Glose