



- Sandra Pfäfflin
Pforzheim. Was ist es, das uns fasziniert an allem, was golden glänzt oder funkelt? Was unser Auge betört und unsere Sinne bezirzt? Zumindest historisch lässt sich das begründen: Schon seit Urzeiten ist Gold das Metall, das Pharaonen, Kaiser und Könige schmückte, ein Symbol für Wohlstand und Macht, aber auch für Sonne, Licht, Beständigkeit und Weisheit. Gold ist erstarrtes Licht, meinten die Alchemisten des Mittelalters. Wie stark Gold und glänzendes Material auch heute noch die Kunst beschäftigt, das zeigt auf eindrückliche Weise die Ausstellung „Metall – es ist nicht alles Gold was glänzt“. Der dritte Teil dieser Reihe wird morgen in der Pforzheim Galerie eröffnet.
40 Exponate von 34 Künstlern aus Deutschland, Österreich, den Niederlanden, Italien und China hat Kuratorin Regina Fischer für die große Schau zusammengetragen. Und dabei auch erstaunliche Erfahrungen gemacht. „Manche Künstler haben sofort zugesagt, manche konnten mit dem Thema nichts anfangen und manche haben ihre Meinung wieder geändert“, sagt die Kunsthistorikerin. Beispielsweise der in Heiligenhaus lebende Künstler und Tony-Cragg-Meisterschüler Mathias Lanfer, dessen speziell für Pforzheim entstandene Skulptur „LOOP_#_4“ nun mit rund 1,75 Meter Höhe von der Decke hängend die Blicke auf sich zieht.
Auch der Wiener Künstler Martin C. Herbst war zuerst kaum für die Pforzheimer Schau zu erwärmen. „Aber nachdem ich ihm Fotos vom Aufbau geschickt habe, ist er sehr begeistert“, schildert Fischer. Kein Wunder, denn seine Skulptur „Scull“ aus hochglänzenden Edelstahl-Kugeln zieht den Betrachter in den Bann. Herbst rekurriert dabei auf das berühmte Parmigianino-Werk „Selbstporträt im konvexen Spiegel“ von 1523 und auf die seit dem Mittelalter bedeutende Vanitas-Symbolik. Denn zum einen spiegeln sich der Betrachter und seine Umgebung in den Kugeln wider, zum anderen zeigen sie das Gesicht einer jungen, hübschen Frau, die beim Blick in den Spiegel einen Totenkopf sieht.
Überhaupt scheinen sich archaische Symbolik und Gold nahe zu sein, etwa in dem Werk des bekannten österreichischen Malers und Aktionskünstlers Hermann Nitsch aus dem Jahr 2011. Der aus Schlaggold bestehende Malgrund wird mit Blut übergossen und mit pastoser roter Acrylfarbe überfangen, die dicker als der Lebenssaft über die Leinwand läuft.
Die Frage nach dem Wert des Goldes und der Ambivalenz des Materials beschäftigt viele der ausgestellten Künstler. Mal aktionsreich, wie Johannes Vogel aus Berlin, der mit einem Gewehr eine Feinunze Gold in die Wände der Galerie geschossen hat. „Wobei manche der kleinen Nuggets auf Nimmerwiedersehen in Stahlträgern und Wänden verschwunden sind“, sagt die Kunsthistorikerin. Oder Professor Abraham Christian, dessen Papercuts aus der Aktion mit der „Pforzheimer Zeitung“ aufzeigen, wie ein wertvolles Material einen Alltagsgegenstand verwandeln kann.
Die Dualität von Liebe und Hass zeigt Mia Florentine Weiss in ihrer Skulptur auf: Gemeinsam mit einem Schriftenforscher entwickelte die Stuttgarter Künstlerin eine Sütterlin-Schrift, die das Wort Hass auf der gegenüberliegenden Seite in den Schriftzug „Love“ verwandelt. Fast spielerisch ist der Umgang von Eckart Hahn mit dem Thema: In seinem hyperrealistischen Gemälde zeigt er eine Katze, die in einem goldenen Ballon ihr Spiegelbild betrachtet. Ein höchst sehenswerter Beitrag zum Jubiläumsjahr der Goldstadt.