Berlin. Den gleichen Film immer und immer wieder gucken. Das klingt ziemlich langweilig. Für die Weihnachtszeit scheint das aber nicht zu gelten. In dieser Zeit gucken viele Menschen jedes Jahr die gleichen Filme: "Kevin – allein zu Haus", "Der kleine Lord" oder "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" zum Beispiel. Aber warum ist das so?
Der Medien-Wissenschaftler Tobias Hochscherf von der Fachhochschule Kiel kann diese Frage beantworten.
Hochscherf erklärt:
"Wir gucken diese Filme nicht mehr, um herauszufinden, wie die Geschichte ausgeht. Wir gucken sie, um die Gefühle hervorzurufen, die wir das letzte, vorletzte und vorvorletzte Mal hatten."
Gerade in der Weihnachtszeit seien nämlich Rituale sehr wichtig. Alles soll ähnlich ablaufen wie jedes Jahr an Weihnachten:
"Das gibt uns Halt und Sicherheit. Was einmal schön war, kann ja beim nächsten Mal genauso schön sein."
Denn Weihnachten kann auch viel Stress bedeuten: Man muss Geschenke basteln und versteckt halten, Plätzchen backen, Weihnachtsessen kochen und den Besuch der Verwandten planen. Tobias Hochscherf sagt: "Je mehr Rituale und klare Abläufe wir haben, desto einfacher fällt es uns, damit klarzukommen." Dabei entwickelt jede Familie ihre eigenen Traditionen. Letztes Jahr waren alle zufrieden damit, erst zum Krippenspiel zu gehen und dann Würstchen mit Kartoffelbrei zu essen? Dann passt das dieses Jahr vielleicht wieder gut. "So entstehen Familientraditionen", sagt der Experte. Bei Filmen sei das nicht anders.
Gemeinsam auf Weihnachten einstimmen
Ein anderer wichtiger Punkt: In der Weihnachtszeit kann man nicht so viel draußen spielen wie zum Beispiel in den Sommerferien, schließlich ist es kalt draußen. "Deswegen kuschelt man sich meistens zu Hause ein. Wenn die Tage kürzer werden, gehört es auch dazu, auf dem Sofa Filme zu gucken", sagt Tobias Hochscherf.
Dass man sich mit einem Weihnachtsfilm gemeinsam auf Weihnachten einstimmt, genießen viele Familien. "Wir gucken sonst sehr viel alleine. Jeder hat beim Streaming-Portal sein eigenes Profil", erzählt Tobias Hochscherf. Für einen Weihnachtsfilm sitzt aber die ganze Familie zusammen vor dem Fernseher: "Die Filme sind meistens schon so angelegt: Wenn die Eltern mitgucken, sollen sie auch Spaß daran haben."


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Tobias Hochscherf weiß auch, was Weihnachtsfilme ausmacht: "Das sind meistens Wohlfühl-Filme. Die Märchen gehen gut aus. Kevin besiegt die bösen Einbrecher." Inhaltlich gehe es auch nicht nur um Geschenke oder darum, ob man in der Schule gut ist oder einen tollen Job hat: "Es geht um Familienzusammenhalt, Ehrlichkeit und Freundschaft." Das Weihnachtsfest habe für viele mit genau diesen Werten zu tun.

