Im Programm von Becky Priebe geht’s ordentlich rund. Foto: Roller
Wie gemalt: Körperkunst am Trapez mit dem Duo Elja. Foto: Meyer
Verrenkt und verbogen: Bonetics. Foto: Meyer
Unterhaltsamer Moderator: Fabian Schläper singt, Iris Kuhn begleitet ihn am Klavier. Foto: Meyer
Lässt die Bälle wirbeln: Julian Saether. Foto: Roller
Illusionen wie aus „Star Wars“: Miles Pitwell. Foto: Roller
Friedlich vor sich hinfließende Choreografie: das Duo Focus. Foto: Roller
Kultur
Winterträume-Varieté im Kulturhaus Osterfeld: Zwei Stunden zum Staunen
  • Nico Roller

Pforzheim. Die ausverkaufte Premiere des Winterträume-Varietés im Kulturhaus Osterfeld begeistert mit einer Mischung aus Akrobatik, Comedy und Zauberei das Publikum.

Hin und her schaukelnd hängt Sarah Stiefel in schwindelerregender Höhe an zwei dicken Stahlketten. Über ihr die Decke des großen Saals, einige Scheinwerfer und Metallträger. Unter ihr der harte Bühnenboden, auf dem nichts als eine dünne, schwarze Matte liegt. Ob sie wohl einen Aufprall aus dieser Höhe abfedern könnte? Stiefel hat die Ketten um ihren Körper geschlungen: um ihren Bauch, um ihre Arme und Beine. Sie schnauft noch einmal kurz durch, konzentriert sich. Dann wickeln sich die Ketten ab: eine Umdrehung, eine zweite und noch eine. Die junge Frau bewegt sich abwärts, immer schneller, immer weiter in Richtung Boden. Das Publikum hält den Atem an. Sie wird doch noch rechtzeitig bremsen können? Sie kann. Wenn man Sarah Stiefel zuschaut, staunt man.

Gleich mehrfach hält das Publikum am Mittwochabend bei der Premiere des Winterträume-Varietés im Kulturhaus Osterfeld den Atem an. Eine waghalsige Nummer jagt die nächste, eine spektakulärer als die andere. Fast so, als wollten die Artisten sich gegenseitig überbieten.

Ernesto Terri tanzt Tango – auf einem Drahtseil. Die Füße bewegt der Argentinier vor und zurück, hin und her. In der Luft lässt er sie schweben und am Seil entlanggleiten. Kaum auszudenken, wie viel Training und Erfahrung nötig ist, um das zu können. Trotzdem: Es sieht so leicht aus. So, als würde es ihm keinerlei Anstrengung abverlangen.

Auch Gregor und Agnieszka scheinen ihre Kunststücke keine Mühe zu bereiten. Die beiden aus Polen stammenden Akrobaten nennen sich Duo Focus und präsentieren eine friedlich vor sich hinfließende Choreografie: Er balanciert sie auf seinem breiten Rücken, während sie ihre Beine nach oben streckt. Sie steigt auf seine Schultern und stützt sich mit einer Hand auf seinem Kopf ab. Ein paar Meter höher, am Trapez, wirbeln Ele und Julia (Elja) so schnell durch die Luft, dass es einem schon beim Zuschauen schwindelig wird. Oft hängen die beiden Zwillingsschwestern nur mit einer Hand oder einem Fuß an der dünnen Stange – wenn es sein muss, auch kopfüber.

Auch Shakirudeen Alade alias Bonetics verrenkt und verbiegt seinen Körper, drückt seinen Fuß hinter den Kopf und bewegt den ausgekugelten Arm hinter den Rücken. Der junge Brite vollführt Bewegungen, bei denen sich normale Menschen sämtliche Knochen brechen würden. Wie macht er das?

Eine Frage, die man sich auch bei Julian Saether stellt. Der Norweger mit dem Bart und den langen Haaren schleudert kleine, pinke Bälle so schnell durch die Luft, dass man gar nicht sagen kann, wie viele es eigentlich sind.

Becky Priebe macht dagegen etwas mit Reifen, mit Hula-Hoop-Reifen. Vier davon dreht sie an ihren Armen, sechs am ganzen Körper. Und es werden immer mehr. Miles Pitwell wirft sie ihr zu. Der Zauberer kann nicht nur Spielkarten verschwinden und wieder auftauchen lassen, sondern auch mit Leuchtstäben eindrucksvolle Illusionen schaffen. Da fällt einem nichts mehr ein.

Wie gut, dass Fabian Schläper immer einen flotten Spruch auf Lager hat. Der Moderator wirft mit Konfetti, tanzt in eindeutig zweideutigen Posen, steppt und klackert mit Kastagnetten. Er philosophiert über Weihnachtsgeschenke, zieht sich eine blonde Perücke auf und gelbe Stilettos an. Begleitet von Iris Kuhn am Klavier, singt er über „Vladimir vom Hermes-Paketversand“ und über Pforzheim, das zwar bei Heidi Klum kein Foto bekommen würde. Aber: „Dein Goldstadtherz wird siegen.“

Als sich der rote Vorhang nach zwei Stunden wieder schließt, bricht tosender Beifall los, den die Mitwirkenden mit tiefen Verbeugungen quittieren.

Bis zum 6. Januar ist das Winterträume-Varieté im Kulturhaus Osterfeld zu sehen. Die Vorstellungen am 27. Dezember, 15 Uhr, und am 31. Dezember, 20 Uhr, sind ausverkauft. An allen anderen Terminen sind maximal noch Einzelplätze verfügbar.