Weil ein verborgenes Glutnest noch einmal für Flammen sorgte, musste die Feuerwehr noch einmal zum Hangensteiner Hof ausrücken.

Ketterl
Danute Schneider kümmert sich um Wallach Pepe einen Tag nachdem eine einmotorige Propellermaschine am Hangensteiner Hof bei Mühlacker-Dürrmenz abgestürzt ist. Foto: Schmid
Mühlacker
Nach Flugzeugabsturz auf Hof: "Es muss weitergehen"
  • Nadine Schmid

Der Absturz des Kleinflugzeugs steckt den Bewohnern des Hangensteiner Hofs bei Mühlacker noch in den Knochen - egal ob Mensch oder Tier. Nur zehn Meter weiter wäre das abstürzende Flugzeug in die Wohnung gekracht. So blieb es bei zwei Toten, den aus Ludwigsburg kommenden, heute ergebnislos obduzierten Flugzeuginsassen. Doch die Flammen, die aufregende Rettungsaktion mit rund 100 Einsatzkräften, der viele Rauch der ausgebrannten Scheune hat Mensch und Tier zu schaffen gemacht. PZ-news hat sich am Hangensteiner Hof umgesehen.

[Bildergalerie] Ursache für Mühlacker Flugzeugabsturz mit zwei Toten unklar[Bildergalerie] Zwei Menschen sterben bei Flugzeug-Absturz in Mühlacker Pepe atmet schwer. Deutlich sichtbar heben sich die Flanken des Wallachs. Danute Schneider streicht dem Tinker beruhigend über den Hals. Das Pferd habe bereits früher Probleme mit der Lunge gehabt, erzählt die Bewohnerin des Hangensteiner Hofs. Am Tag, nachdem beim Absturz eines Kleinflugzeugs neben dem Pferdestall zwei Männer gestorben sind, hat sich der Rauch der abgebrannten Scheune zwar verzogen, die Nachwirkungen sind aber bei Mensch und Tier noch deutlich spürbar. Im Hof sind Männer der Mühlacker Feuerwehr unterwegs. Nachdem sie am Mittwochnacht nach dem Großbrand erst gegen 23.30 Uhr wieder in der Wache waren, wurden sie am Donnerstagfrüh wieder an den Hangensteiner Hof gerufen. Ein kleines Glutnest, das sich im Dachstuhl der Scheune gehalten hatte, musste gelöscht werden.

Neben Kommandant Ralph Keipp sind am Donnerstag auch Vertreter des Umweltamts auf dem Hof. Unter anderem geht es um ausgelaufenes Flugbezin, das in geringer Menge von der Feuerwehr bereits abgebunden wurde, wie Keipp sagt.

Der Einsatz am Mittwoch sei für die Feuerwehrleute eine große Belastung gewesen, blickt der Kommandant zurück. Das Löschen der Flammen, die Suche im brennenden Gebäude nach Personen und dann das Finden und Bergen der zwei verbrannten Leichen. Nichts, was man so einfach wegsteckt.

Auf der Wache hängt die Nummer von Pfarrer und Notfallseelsorger Martin Merdes. „Ihn kann man jederzeit anrufen, wenn es Redebedarf gibt“, sagt Keipp. Nach belastenden Einsätzen gebe es für die Feuerwehrleute auch die Möglichkeit, in Gruppengesprächen die Ereignisse zu besprechen, um sie verarbeiten zu können. Das Entsetzen an der Absturzstelle war am Mittwoch allseits groß, auch die Bewohner des Hangensteiner Hofes sind von der Notfallseelsorge betreut worden.

Danute Schneider ist mit ihrem Mann Eberhard für den landwirtschaftlichen Bereich des Anwesens zuständig, während Schwägerin Birgit mit ihrem Mann Rainer Schneider den Landgasthof führt. Ein Motorengeräusch hat Danute Schneider am Mittwochmittag gehört und dann einen Knall. Sofort war alles voller Qualm – „dass da ein Flugzeug abgestürzt war, wusste zuerst ja keiner, aber zehn Meter daneben und es hätte die Wohnung erwischt“.

Danute Schneider wirkt nicht wie jemand, der sich schnell aus der Fassung bringen lässt. Das nahe Segelfluggelände und die startenden und landenden Flieger dort hätten sie nie beunruhigt, sagt sie. Nach den Ereignissen am Mittwoch ist das anders, obwohl die zwei älteren Flieger, die im Flugzeugwrack ums Leben kamen in Kornwestheim mit ihrer Maschine des Typs Vega St 87 gestartet sind und nichts mit dem in Dürrmenz ansässigen Flugsportverein zu tun haben.

Während die zuständigen Stellen zur Absturzursache ermitteln, wird auf dem Hangensteiner Hof aufgeräumt. In den Wohn- und Arbeitsgebäuden hängt noch Rauchgeruch, Russ muss von den Möbeln gewischt werden. Der Landgasthof soll ab Samstagmittag wieder geöffnet haben, sagt Danute Schneider und tätschelt Pepe wieder den Hals.

Der Wallach tänzelt unruhig und zieht sich in seiner geräumigen Box nach hinten zurück. Nicht nur Feuer, Lärm und Rauch haben ihre Spuren hinterlassen, auch der Tierarztbesuch am Morgen nach dem Brand stecke dem Wallach wohl noch in den Knochen, meint Danute Schneider. Dann schließt sie die Boxtür und geht auf den Hof. Dort biegt ein Auto, beladen mit Obst, ein. Die Schneiders haben auf dem Hangensteiner Hof auch eine Apfelannahmestelle. „Ich komme“, ruft Danute Schneider und etwas leiser: „Es muss ja weitergehen.“

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