Die Quote an Verwendbarem wird immer schlechter: DRK-Mitarbeiter Andreas Faisst und Ute Fiedrich sind deshalb in Sorge um die Idee hinter den Containern. Foto: Meyer
Pforzheim
Abfall in Kleiderspenden bereitet Rotem Kreuz Sorgen: Mitarbeiter müssen sich vor Fäkalien und Scherben schützen

Pforzheim. Fäkalien liegen auf der fast neuen Lederjacke, Hausabfälle auf den ungetragenen Jeans, ein kaputtes Rudergerät rutscht heraus: Immer wieder bietet sich Mitarbeitern des Deutschen Roten Kreuzes, des Kreisverbands Pforzheim Enzkreis wie der Ortsverbände, ein ähnliches Bild, wenn sie dieser Tage ihre Altkleider-Container leeren. Seit dem 1. Juni können wieder Textilien und gut erhaltene Schuhe in der DRK-Kreisgeschäftsstelle an der Kronprinzenstraße abgegeben oder in die dortigen Sammelcontainer eingeworfen werden.

Verwertung in Gefahr

Doch die Quote der Vermüllung hat deutlich zugenommen, ein bundesweites Phänomen. Bis zu zehn Prozent des Sammelguts sei betroffen, sagt Ute Fiedrich, Leiterin Soziale Arbeit beim DRK Pforzheim Enzkreis. Die Menge an Dreck und Abfall in einem der 172 kreisweit aufgestellten Container (15 davon in Pforzheim) habe durch die Pandemie noch mal Fahrt aufgenommen – mit gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen.

Bierflaschen verunreinigen die in Säcke gehüllten Kleiderspenden. Foto: DRK 

Denn zum einen brächten sich die mit Sicherheitshandschuhen ausgestatteten Mitarbeiter in Gefahr, wenn sie zwischen weggeworfenem Mundschutz und Glasscherben nach brauchbarem Kleidergut fahndeten, zum anderen fehlten den Ortsvereinen Einnahmen, die sie durch den reduzierten Kleiderverkauf an die Verwerter nicht kompensieren könnten. Dadurch hätten Projekte wie die „Helfer vor Ort“ zu wenig Geld. Kürzlich fanden die DRK-Helfer Bierflaschen und einen leeren Kasten. „Der Container musste ausgespritzt werden, da alles nach Bier gestunken hat und Scherben herumlagen“, sagt Fiedrich.  Im Zweifel müsse der komplette Containerinhalt entsorgt werden. Und das in einer Situation, in der die Verwertungsketten, die bis ins Ausland reichen, teilweise abgerissen und die Lager vollgelaufen sind.  Während der coronabedingten Sammelpause mussten die Spenden in angemieteten Räumen zwischengelagert werden.  

DRK-Hausmeister Andreas Faisst leert täglich die Altkleider-Behälter an der Kronprinzenstraße. Manchmal erlebt er dabei böse Überraschungen. Foto: Meyer

Minister mahnt

Bis zu 200 Euro sind die Stoffreste eines Containers wert, wenn sie als Lumpen an einen Verwerter weiterverkauft werden. Werden guterhaltene Kleider im DRK-Laden verkauft, sei der Erlös ungleich höher. Dort werden Bekleidungsstücke nicht nur an Bedürftige wie etwa Brandopfer abgegeben; seit Dienstag kann wieder jeder dort einkaufen. Die zentralen Katastrophenlager in Hamburg und München werden ebenfalls mit Textilien versorgt.

Auch auf Landesebene ist das Problem der Vermüllung angekommen: Gebrauchte Masken und Einweghandschuhe gehörten in den Restmüll und nicht in den Altkleider-Container. „Das ist schon allein aus hygienischen Gründen ein absolutes Tabu“, mahnte Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) kürzlich. Zuletzt seien immer mehr Masken und Handschuhe in den Sammlungen gelandet. Die Branche sei schon stark von der Corona-Pandemie getroffen.

Der Export und Absatz von Secondhandkleidung ist den Angaben zufolge eingebrochen. Es werde zunehmend schwieriger, die Sammlung von Alttextilien aufrechtzuerhalten.

Wer gute Sachen direkt beim DRK abgeben möchte, schickt Ute Fiedrich eine E-Mail an u.fiedrich@drk-pforzheim.de.