

Pforzheim. Beim Tod eines Angehörigen gibt es für die Hinterbliebenen viel zu tun. Für deren Trauer bleibt, zumindest in den ersten Tagen, in der Regel wenig Zeit. Zur wichtigen Stütze wird da für viele Betroffene der Bestatter. Nicht nur bei Formalitäten und der Organisation der Beisetzung, sondern auch beim eigenen Umgang mit dem Verlust. „Ich bin der erste Kontakt – und stelle im besten Fall die Weichen auf dem Weg der Trauerbewältigung“, sagt Thilo Meier. Seit 2004 ist der 45-Jährige der Geschäftsführer des Pforzheimer Bestattungshauses direkt am Hauptfriedhof. Nach knapp 16 Jahren verlassen er und sein sechsköpfiges Team im Laufe des Aprils nun die fünf Räume im Erdgeschoss des 1914 erbauten Hauses direkt am Eingang. Nach ihm wird kein Beerdigungsinstitut mehr einziehen, womit die Ära der Bestatter direkt vor Ort endet.
Wenn alles nach Plan läuft, sollten ab 20. April die Gespräche dann an der Hachelallee 65 stattfinden, in dem Gebäude direkt an der Kreuzung mit der Wilhelm-Becker-Straße, das viele durch seine ehemalige Nutzung als Figuren-und Dekoverkauf kennen. „Es ist eine exponierte Lage mit lichtdurchfluteten Räumen, und jeder kennt das Haus“, freut sich Meier über den neuen Standort, in dem er auf 230 Quadratmetern ausreichend Ausstellungs- sowie Besprechungsräume hat. Wenn er so erreichen könne, dem Tabu-Thema Tod mehr Aufmerksamkeit zu geben, sei das ein zusätzliches Plus.
Es ist ein Umzug, auf den Meier sich freut und mit dem er lange geliebäugelt hat. Zum einen, um mehr Platz für die Präsentation von Särgen, Urnen oder Decken zu haben. Aber auch, um einen individuellen Raum für die Begegnung der Trauernden mit ihrem zu verarbeitenden Verlust zu schaffen. „Ich wollte weg von dieser beengten Büroatmosphäre und den streng getakteten Abläufen auf dem Friedhof“, erklärt Meier. So seien Aufbahrungen im Friedhofsgebäude nur am Vormittag und auch nur in den verhältnismäßig kleinen Räumen möglich. „Am neuen Standort kann ich die Sargöffnung dann auch nachmittags und abends machen und zwar so lange, wie es die Angehörigen wünschen“, sagt der Bestatter.
Insgesamt seien die Bedürfnisse der Hinterbliebenen einer der ausschlaggebenden Gründe für seinen Umzug an die Hachelallee. „Für mich sollte ein Bestattungshaus ein Ort der Begegnung sein“, erklärt er.
Herzstück der neuen Räumlichkeiten ist die „Kapelle“. „Für viele steht dieser Begriff für Rast und Ruhe – und genau das möchte ich in diesem Raum schaffen“, sagt Meier. Zweigeteilt durch einen roten Vorhang bietet der helle Raum ausreichend Platz, im hinteren Bereich, um den Sarg aufzubahren, und im vorderen für die Trauergemeinde.
Auch Musik im Rahmen des Abschieds sei hier – anders als in den dafür vorgesehenen „sehr funktionellen“ Räumen des Hauptfriedhofs – möglich. Wobei Meier betont, dass er gerne an die Zeit an der Ispringer Straße und seine hellen Büroräume zurückdenke und „in keiner Konkurrenz“ zum Hauptfriedhof stehe. „Ich will nur eine alternative Möglichkeit des Abschiednehmens schaffen, individuell und mit der nötigen Ruhe“, erklärt der Bestatter.
Weitere Informationen im Internet auf www.pforzheimer-bestattungshaus.de.