Im Dialog: Tobias Gfell, Georg Lichtenberger, Rami Suliman und Mirzeta Haug (von links) im Kommunalen Kino. Foto: Fux
Pforzheim
Abschluss der Woche der Brüderlichkeit in Pforzheim: Wie der Sport Grenzen überwinden kann
  • Silke Fux

Pforzheim. Dass Fußball Grenzen überwinden kann, bewies der Film: „Geheimmission Tel Aviv – wie Fußball die Geschichte veränderte“, der im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit bei der Abschlussveranstaltung im Kommunalen Kino gezeigt wurde.

Im Februar 1970 erschütterte eine Serie von antisemitischen Terroranschlägen die Welt. Ein jüdisches Gemeindezentrum in München, ein Swiss-Air-Flug nach Tel Aviv, die versuchte Entführung einer El-AL-Maschine, eine Paketbombe in einer Maschine der Austrian Airlines – die Schreckensmeldungen überschlugen sich. Ausgerechnet jetzt sollten die Fußball-Profis von Mönchengladbach, darunter Fußball-Legenden wie Günter Netzer oder Berti Vogts, zu einem Freundschaftsspiel mit der israelischen Nationalmannschaft nach Tel Aviv fliegen. Denn jahrelang hatten sich die befreundeten Trainer Hennes Weisweiler und Eddy Schaffer für diese sportliche Annäherung, die politisch damals noch nicht möglich war, eingesetzt. Auch wenn die Borussen damals 6:0 gewannen, sei das Spiel ein Gewinn für beide gewesen, waren sich die Podiumsteilnehmer Tobias Gfell (katholischer Pastoralreferent), Lichtenberger, Suliman, Mirzeta Haug (Sprecherin für den Rat der Religionen) und das Publikum einig.

Rami Suliman, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Pforzheim und Mitglied im Direktorium des Zentralrats der Juden in Deutschland, war damals als 14-Jähriger im Stadion und verriet nun bei der Podiumsdiskussion, organisiert vom Rat der Religionen, dass er früher A-Jugend-Meister in Israel war und für seine Mannschaft acht Tore, davon sechs mit dem Kopf erzielte. Suliman war Libero. Auch der katholische Pfarrer und Leiter der Katholischen Kirchengemeinde Pforzheim, Georg Lichtenberger, ist fußballbegeistert und hatte in seiner Jugend auf dem Fußballplatz die Position des Innenverteidigers inne. „Sport ist wichtig, um Begeisterung zu ermöglichen. Auch der Dialog trägt zur Leichtigkeit bei“, so Lichtenberger. Auch könnten sich Bilder im Kopf verändern, verwies Suliman auf das Sommermärchen 2006. „Wichtig sind Freundschaften“, unterstrich Gfell. Haug bedauerte, dass es der Fußball auf dem Balkan noch nicht geschafft hätte, Grenzen zu überwinden obwohl der Krieg 30 Jahre her sei.