
- Stefan Meister
Pforzheim. „Es gilt, kontrovers zu diskutieren, Kompromissbereitschaft zu zeigen und gleichzeitig ein Signal an die Region zu senden“, erhofft sich Oberbürgermeister Peter Boch vom neuen Mobilitätsbeirat. Am Mittwoch tagte der Rat erstmals im CongressCentrum Pforzheim (CCP). Bei der konstituierenden Sitzung standen zunächst das Kennenlernen und der Austausch erster Positionen im Vordergrund.
Nur wenige Plätze zeigten sich im CCP verwaist, so dass der Beirat sich in Zukunft ein vielseitiges Meinungsbild erhoffen kann. „Das Anliegen des Beirats ist, aus einem ausgewogenen Gremium zu bestehen“, hatte Boch zu Beginn verdeutlicht. Rund 30 Vertreter äußerten ihre Ansichten und Wünsche. „Es ist notwendig, miteinander zu diskutieren“, betonte ein Vertreter des Badischen Blinden- und Sehbehindertenvereins (BBSV). Aus der Sicht von Critical Mass geht es mit dem Radverkehrskonzept nur schleppend voran. Für den Handelsverband Baden-Württemberg ist besonders die Mobilität für die Handelsbetriebe ein wichtiges Thema. Die Stadtwerke Pforzheim (SWP) sehen durch den Beirat eine große Chance, sich auszutauschen und Ergebnisse zu generieren. Ein weiterer Vertreter schlug vor, den ADAC (Allgemeiner Deutscher Automobil-Club) in den Beirat aufzunehmen.
Aus den Reihen des Gemeinderats nahmen Annkathrin Wulff (SPD), Stefanie Barmeyer (Grüne), Thomas Müller (CDU) und Christof Weisenbacher (WiP) teil. Während Wulff sich vor allem für Radfahrer einsetzen will, sieht Barmeyer hinsichtlich der Fußgänger Handlungsbedarf. „Ich hoffe auf eine Mobilitätswende und bedauere, dass der Gemeinderat viele Entscheidungen blockiert“, stellte Weisenbacher klar.
Alle Gruppen vertreten
Bau- und Planungsdezernentin Sibylle Schüssler mahnt eine „Autolastigkeit“ an und setzt sich zum Ziel, dass sämtliche Mobilitätsformen sicher genutzt werden können. Der Beirat zählt zum Dezernat I der Stadt und hat sich die Aufgabe gesetzt, unterschiedliche Themen der Mobilität aufzugreifen und eine beratende Funktion für die Stadtpolitik und Verwaltung zu haben. Getagt wird öffentlich mindestens einmal im Vierteljahr. Mehrheitsentscheide dienen als Handlungsvorschlag für den Gemeinderat. Vertreter der Gemeinderatsfraktionen, Jugendgemeinderat, Kreisseniorenrat, Internationaler Beirat, Vertreter betroffener Ämter und der Inklusionsbeauftragte sind nicht stimmberechtigt und haben eine Gastrolle.
Möglicherweise können die Entscheidungen eine Rolle für den Nahverkehrsplan 2025 spielen. Laut dem Betriebsbereichsleiter des Eigenbetriebs Pforzheim Verkehrs- und Bäderbetriebe (EPVB), Jörg Rompca, sind derzeit 28 Haltestellen barrierefrei und weitere 31 in Planung. Die Hauptverkehrslinien sollen eine schnellere Taktung erhalten und die Einrichtung von Schnellbussen verbessert werden. Neue Produkte, wie der Nachtbusverkehr, Bau einer Seilbahn oder unterschiedliche Antriebsformen für Busse sollen geprüft werden. „Hierbei stellt sich die Frage, welchen Nutzen haben diese Produkte“, so Rompca.
Noch Nachholbedarf
Anhand einer Statistik von 2016 erläuterte Verkehrsplaner Rainer Effenberger, dass Wege innerhalb des Umweltverbunds bei 46 Prozent gegenüber dem motorisierten Individualverkehr mit 54 Prozent noch Nachholbedarf haben. Lediglich sechs Prozent beträgt der Anteil der Radfahrer. Bernd Bienzeisler vom Fraunhofer-Institut moderierte die Sitzung, erörterte Veränderungen der Mobilität und die damit verbundenen Herausforderungen für Städte. Die nächste Sitzung soll noch dieses Jahr stattfinden. Hierzu wurden bereits Themen wie Vermeidung von Verkehr, Inklusion von Rollstuhlfahrern und Hörgeschädigter oder kurzfristig umsetzbare Strategien angeregt.
