


Aus der Befreiung erwächst eine Verpflichtung: Initiative gegen Rechts, Religionsgemeinschaften, Gewerkschaften, Löbliche und Rathausspitze erinnern an Kriegsende
Bei Gedenkveranstaltungen haben am Freitag in Pforzheim mehrere Dutzend Teilnehmer das Kriegsende vor 75 Jahren als Tag der Befreiung von den Gräueln der Nazi-Diktatur in Erinnerung gerufen, nicht ohne das Elend der Zivilbevölkerung und gleichzeitig deutsche Schuld an Massenmord, Judenverfolgung und Krieg in den Blick zu rücken. Am Platz der ehemaligen Synagoge gedachten das Bündnis Pforzheim nazifrei, die Religionsgemeinschaften und die Initiative Stolpersteine, der DGB und die Initiative gegen Rechts taten dies in der Bahnhofstraße. OB Peter Boch und seine Kollegen legten einen Kranz auf dem Hauptfriedhof nieder.
Pforzheim. Am Vormittag kamen am Platz der ehemaligen Synagoge an der Zerrrennerstraße Vertreter von evangelischer und katholischer Kirche, jüdischer Gemeinde, das Bündnis Pforzheim nazifrei, die Löblichen Singer/Initiative Stolpersteine und Schülerinnen des Hilda-Gymnasiums zusammen. Letztere trugen Biografien jüdischer Pforzheimerinnen vor, die mit ihren Familien Opfer des Nazi-Regimes geworden waren. Als Redner riefen Katharina Vetter (evangelische Kirche), Georg Lichtenberger (katholische Kirche), Rami Suliman (jüdische Gemeinde) und Gerhard Baral (Bündnis Pforzheim nazifrei) dazu auf, aus der Verantwortung der Deutschen heraus allem Hass gegen Andersgläubige, Andersdenkende und Fremde heute entschieden entgegenzutreten. Wer im 8. Mai keinen Tag der Befreiung sehe, stehe in der rechtsextremen Ecke, so Lichtenberger.
Im Anschluss verwahrte sich Hans Mann (Initiative Stolpersteine) gegen Lob, das er am Vortag presseöffentlich von der SPD erhalten hatte. Er wolle nie parteipolitisch vereinnahmt werden, so Mann. Am Nachmittag gedachten der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die Initiative gegen Rechts mit Blumenniederlegungen an der Bahnhofstraße der Befreiung und der Opfer des Faschismus. An diesem Ort erinnert eine Stele vor dem ehemaligen Gestapogefängnis an die Opfer aus dem Widerstand gegen die Nazis. Auch die Bürgermeisterriege um OB Peter Boch legte auf dem Hauptfriedhof einen Kranz nieder zum Gedenken an die Schrecken von Nazi-Herrschaft und Krieg.