Gerade im Frühling ist Dillsteins Friedhof ein idyllischer Ort des Gedenkens. Doch immer wieder sind auch hier Besucher mit bösen Absichten unterwegs Foto: Privat
So schön ließen Stiefmütterchen dieses Grab aufblühen. Foto: Privat
So trist sah es am Folgetag aus: Unbekannte stahlen die Pflanzschale Foto: Privat
Pforzheim
Betroffene geschockt: Diebe wüten auf Pforzheimer Friedhöfen
  • Claudius Erb

Pforzheim. Es sind beileibe keine Einzelfälle. Und jeder einzelne Fall setzt den Betroffenen schwer zu. Das zeigt die Reaktion einer Leserin, die sich an die PZ gewandt hat. Eine neue, frisch mit Stiefmütterchen bepflanzte Schale hatte sie auf dem Dillsteiner Friedhof auf der Grabstätte ihres 2017 verstorbenen Mannes platziert. Anderntags war sie weg.

„Das ist wie ein Schlag ins Gesicht“, beschreibt die Seniorin den Moment der Entdeckung, „mir haben die Beine gezittert.“ Seither treibt sie die Frage um: „Wer kann so pietätlos sein?“ Denn mehrere Besucher hätten ihr von ähnlich leidvollen Erfahrungen berichtet.

Dass solche Vorfälle auf letzten Ruhestätten trauriger Alltag sind, bestätigen die Polizei und jene, die von Berufs wegen im engen Kontakt mit Angehörigen stehen. Alle eint das Gefühl von Empörung und Hilflosigkeit.

„So etwas kommt immer wieder vor“, sagt Dagmar Hilligardt von der gleichnamigen Gärtnerei, „nicht nur in Dillstein, auch auf dem Hauptfriedhof und anderswo.“ Seit Jahren sei es ein Problem, dass etwa Pflanzen, Schalen oder Gestecke verschwinden. Den Betroffenen gehe es nicht ums Materielle, so Hilligardt. Für Erschütterung sorge „diese Dreistigkeit: Dass man keinen Respekt vor den Toten und deren Angehörigen hat, ist einfach traurig.“

Friedhofsgärtner Horst Weilacher spricht von einem „schrecklichen Trend“, der nicht erst seit Wochen oder Monaten, sondern seit vielen Jahren „in einer traurigen Regelmäßigkeit“ zu beobachten sei. Mal fehlten auf Gräbern Schnittblumen oder einzelne Pflanzen der gleichen Gattung, die den Schluss zuließen, „dass sich da jemand etwas zusammensammelt“. Immer wieder werde Erde schaufelweise entwendet, zuweilen Werkzeug „direkt vom Auto heruntergestohlen“. Horst Weilacher weiß um ein Grab, auf dem Angehörige jedes Jahr aufs Neue einen Rosenstrauß ablegten, der jedes Jahr aufs Neue „immer gleich wieder weg“ sei. „Unfassbar“ sei so etwas, urteilt der Friedhofsgärtner.

Zu unterscheiden seien solche Fälle von Serien, wie sie im vergangenen Herbst ebenfalls in Dillstein zu beklagen gewesen waren. Über große Bereiche des Friedhofs hinweg seien kupferne Vasen und Lampen mit Spezialwerkzeug von Steinsockeln gehebelt worden. „Man hat genau gesehen, wo die Diebe in Ruhe gearbeitet haben und wo sie offenbar gestört worden sind“, so Weilacher.

Mehrere Hundert Euro Schaden, das bestätigt Polizeisprecher Ralf Minet auf PZ-Nachfrage, seien bei jener Serie entstanden. Ermittelt werden konnten die Diebe bislang nicht. Hinter solchen Taten stecken nach Einschätzung der Polizei mit ziemlicher Sicherheit überregional operierende Banden. Diese Eingriffe in den „ganz persönlichen Bereich“ schmerzten die Betroffenen, weiß Jürgen Metzger, der Abteilungsleiter beim städtischen Grünflächenmanagement. Regelmäßig, und zwar auf allen Friedhöfen, seien Fälle von Diebstahl oder auch Vandalismus zu konstatieren.

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