Ausgezeichnete Schülerinnen: Nina Dieterle, Luisa Gengenbach, Maryam El Idrissi El Bechkaoui, Anna Günther (hinten, von links), Celina Zürcher, Lina Burkhardt, Emma Eisemann (vorne, von links). Foto: Rühl/Hilda-Gymnasium
Pforzheim
Bewegende Geschichte in bewegten Bildern: Hilda-Filmprojekt mit Georg-Simler-Preis ausgezeichnet
  • Silke Fux

Pforzheim. Die Freude war bei Schülerinnen des Hilda-Gymnasiums groß: Denn ihr Projekt „Spurensuche – Der Film“ wurde am Sonntag mit dem Georg-Simler-Preis ausgezeichnet. Dieser wird verliehen für hervorragende Schülerarbeiten, die neue Erkenntnisse zur Stadtgeschichte einbringen oder Bekanntes innovativ darstellen.

„Die Preisverleihung würdigt nicht nur die kritische innovative Auseinandersetzung der Hilda-Schülerinnen mit der Geschichte des Nationalsozialismus in Pforzheim. Sie macht auch den Einsatz der preisstiftenden Vereine für die Erforschung der Vergangenheit greifbar“, betonte Sozialbürgermeister Frank Filbrunn bei der Verleihung im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit und verknüpft mit dem Tag der Archive, der ebenfalls digital stattfand.

Der Förderverein des Stadtarchivs Pforzheim, die Löbliche Singergesellschaft von 1501 Pforzheim und die Reuchlin-Gesellschaft Pforzheim vergaben die Auszeichnung in Kooperation mit dem Stadtarchiv an die Schülerinnen der Arbeitsgruppe „Geschichte Aktiv“.

Mehrere Aspekte gewürdigt

Christoph Mährlein, Obermeister der Löblichen Singergesellschaft, hob drei Aspekte der preisgekrönten Arbeit hervor: „Die herausragende Optik, die wichtige Archivarbeit und der Mechanismus, der die Unterdrückung zeigt“.

Der Film „Spurensuche“ zeichnet die bewegenden Lebens- und Leidensgeschichten von fünf ehemaligen jüdischen Hildaschülerinnen und eines Lehrers nach. Die 35-minütige Dokumentation stellt die Verfilmung des gleichnamigen Buches „Spurensuche“ dar, das bereits vor zwei Jahren mit dem Geschichtspreis ausgezeichnet wurde. Emma Eisemann und Nina Dieterle nahmen stellvertretend für die Projektgruppe die Auszeichnung aus den Händen von Christoph Mährlein, Kai Adam, Vorsitzender des Fördervereins für das Stadtarchiv und von Joachim Rösch in Vertretung des Vorsitzenden des der Reuchlin-Gesellschaft entgegen. „Es kristallisierte sich heraus, dass man über das Medium ‚Film‘ für junge Menschen einen Zugang schaffen und sie für dieses einschneidende Kapitel der deutschen Geschichte sensibilisieren kann“, so formulierten es die Schülerinnen.

Die Suche geht weiter

Über die Geschäftsführerin des Kommunalen Kinos, Christine Müh, bot sich die Möglichkeit, im Rahmen einer Förderinitiative die Ideen mit Hilfe des professionellen Filmemachers und Pforzheimer Kameramanns Joachim Wossidlo umzusetzen. Die „Spurensuche“, die längst eine fächerübergreifende ist, geht weiter. So folgt nun eine Filmversion mit englischen Untertiteln und die Seite www. spurensuche-pforzheim.de soll künftig auch die Schnittstelle/Plattform für die sogenannten „Digitalen Stolpersteine“ werden, die die Geschichtslehrer Martin Rühl und Sabine Bücheler bereits mit der nächsten Projektgruppe aufarbeiten.

Kurioses aus dem Archiv

Beim Tag der Archive präsentierte sich das Pforzheimer Stadtarchiv beim gestrigen Aktionstag – einer Veranstaltung im Programm der Woche der Brüderlichkeit – pandemiebedingt erstmals digital.

Unter dem Motto“ Geschichten – Fakten - Kurioses“ stellten die Pforzheimer Archivare rund 50 Besuchern überraschende oder rätselhafte Archivalien vor und lieferten viele Fakten rund um das Archiv.

Zu den außergewöhnlichen Dingen zählte beispielsweise ein sogenanntes Fußfahrrad von 1897, quasi eine frühe Form von Inline-Skatern. Auch wie es in der Goldstadt vom Fußfahrrad zum Rollschuhsport kam, erfuhren die interessierten Teilnehmer. Was hat es mit dem Mysterium der Spirale auf sich, die Kennzeichen der Ornamenta ist? Stammt das schneckenähnliche Symbol von einem Grenzstein oder doch von einem Hüpfkreis für Kinder? Sind Fenster für ein Archiv gut oder schlecht?

Auf solche Fragen wussten die Pforzheimer Stadtarchivare die passenden Antworten.

Die Leiterin des Stadtarchivs, Klara Deecke, machte aber auch keinen Hehl daraus, dass Schädlinge, darunter „Papierfischchen“, die sich von Papier ernähren, gerne Raritäten verspeisen. Hinzu kämen Mäuse, Brandschäden und Tintenfraß. Doch die größte Gefahr gehe vom Menschen aus, der häufig achtlos mit Materialien umgehe, berichtete Deecke.