Die Stadtwerke Pforzheim kommen nicht zur Ruhe. Foto: Moritz
Pforzheim
Brief der SWP-Belegschaft sorgt auch für Kritik am Betriebsrat

Pforzheim. „Wir sind die SWP“: Mit diesen Worten ist ein offener Brief der Stadtwerke-Belegschaft überschrieben, der heute in der „Pforzheimer Zeitung“ veröffentlicht wird. In dem Schreiben, unterzeichnet mit „die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, geht es um einiges – darum, dass der Ruf der Stadtwerke gelitten habe, dass man sich Sorgen mache um die SWP, die in der Stadt viele gemeinnützige Projekte fördere und dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich jeden Tag fürs Unternehmen und die Kunden einsetzen würden.

Man wehrt sich aber auch gegen „Spekulationen und Gerüchte“, „gegen ungesicherte Interpretationen, populistische Behauptungen oder gar voreilige Schuldzuweisungen“. Kein Wort aber dazu, dass die bisherige Geschäftsleitung monatelang Millionenverluste in der Stromsparte vertuscht hat.

„Es geht in dem Brief nicht um Bewertung, sondern um Verständnis“, lässt der Betriebsrat, der die Anzeige aufgegeben hat und auch finanziert, im Gespräch mit der PZ wissen. Es gehe auch nicht um Schuldzuweisungen, sondern um Fairplay. Verfasst worden sei der Brief bereits vor mehr als einer Woche von der Mitarbeitervertretung selbst und einem externen Partner. Dass sich seitdem mit der Abberufung von Roger Heidt und Thomas Engelhard Entscheidendes verändert hat, ficht das Gremium um Betriebsratschef und SPD-Stadtrat Henry Wiedemann nicht an.

„Unmöglich“

Nicht alle Mitarbeiter sind indes einverstanden mit dem Inhalt. „Das macht das Ganze noch schlimmer, weil das Problem der SWP nicht angebliche populistische Behauptungen sind, sondern die Verfehlungen der bisherigen Geschäftsleitung“, sagt ein Mitarbeiter. Ihn störe aber vor allem, dass so getan wird, als würden alle fast 500 Mitarbeiter hinter dem Schreiben stehen. Eine andere Stimme weiß von dem Brief gar nichts und findet es „unmöglich“. Der Betriebsrat wehrt sich gegen die Vorwürfe. Das Schreiben sei vergangene Woche im Intranet zur Abstimmung veröffentlicht worden. „Jeder hat mit Ja oder Nein stimmen können“, heißt es. Eine Mehrheit habe dafür gestimmt. Wie groß die war, wollte man der PZ nicht sagen. „Das ist Demokratie. Die Mehrheit entscheidet“, sagt Wiedemann. Einige wollten den Brief sogar noch schärfer formulieren.

Generell sieht sich der Betriebsrat und speziell Wiedemann immer wieder Vorwürfen ausgesetzt, zu nahe mit der Geschäftsleitung kooperiert zu haben. „Er hing viel zu stark an Roger Heidt“, heißt es beispielsweise. „Ich kenne diese Stimmen und es ist richtig, dass ich ein gutes Verhältnis zur Unternehmensleitung habe“, sagte dazu Wiedemann im PZ-Interview Mitte Dezember. Aber dadurch kämen auch konstruktivere Ergebnisse im Sinne der Belegschaft zustande.

Ein weiterer Vorwurf: Der Betriebsrat habe zu wenig unternommen, als fast die komplette zweite Führungsebene das Haus verlassen habe. Auch unterhalb gab es zahlreiche Kündigungen. In der Abteilung Markt, die für den Stromvertrieb zuständig ist, gingen mehr als 20 Mitarbeiter – viele dem Vernehmen nach wegen des schlechten Betriebsklimas.

Wiedemann: „Wir haben bei der zweiten Führungsebene sehr wohl Position bezogen in einer Pressekonferenz, als es damals aktuell war. Bei jedem Mitarbeiter, der unser Unternehmen verlässt, ist es unser Interesse zu wissen, welche Gründe es gibt. Alle Mitarbeiter sind uns wichtig. Die Gründe sind sehr vielschichtig.“

Trotzdem scheinen die SWP ein Problem zu haben, die Abgänge adäquat zu ersetzen. Nach PZ-Informationen wurden etliche Stellen mit Interimsmanagern besetzt, die wenig Kenntnis hätten vom regionalen Energiemarkt der Stadtwerke Pforzheim.

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