Digitalwirtschaft sieht «Silberstreifen am Horizont»
Mobilfunkmasten sind immer wieder ein Politikum. Streitgründe sind die mögliche Strahlenbelastung und die Netzabdeckung.
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Pforzheim
Debatte um Handystrahlen und Informationsübertragung per Licht in Pforzheimer Ausschuss

Pforzheim. Die möglichen Folgen von künstlicher Strahlung – vor allem rund um Sendemasten für den Handyempfang – beschäftigen seit Jahren immer wieder Teile der Bevölkerung und der Politik in der Region.

Ein Beispiel in jüngerer Zeit war hierzu der Bau eines Funkmasts bei Bieselsberg, der von massiven Protesten begleitet wurde. Im benachbarten Unterreichenbach existiert wiederum seit Jahren eine vitale Szene aus Sendemastgegnern.

Und in Pforzheim? Da wird sich der Ausschuss für Wirtschaft und Digitalisierung am Dienstag, 19. September, mit einem FW/UB-Antrag auseinandersetzen, der sowohl die Erstellung eines Mobilfunkvorsorgekonzepts als auch eines Strahlenbelastungskatasters vorsieht. „Begründet wird dies damit, einerseits die Mobilfunkimmission zu minimieren und andererseits die Versorgung mit Mobilfunk zu gewährleisten“, heißt es in der Sitzungsvorlage. Mit dem externen Gutachten sollen aktuelle Standorte bewertet und etwaige Alternativstandorte aufgezeigt werden. Der Kostenpunkt für das Gutachten – so schätzt die Stadtverwaltung in der Vorlage – läge wohl bei rund 195.000 bis 300.000 Euro. Auch deshalb empfiehlt sie, dem Antrag nicht zuzustimmen.

Mehr bedeutet auch weniger

Neben dem finanziellen Aspekt gibt es aber auch weitere Gründe, warum die Verwaltung gegen ein solches Gutachten ist. So hätten bereits andere Kommunen – namentlich Schorndorf, Herrenberg und das bayerische Siegsdorf – entsprechende Messungen vornehmen lassen. In allen drei Fällen seien die festgelegten Strahlenimmissionsgrenzwerte deutlich unterschritten worden. Zudem habe die Stadt auch keinen wirklich Einfluss auf die Standorte, da die Rechte zum Auf- und Ausbau der entsprechenden Infrastruktur auf Bundesebene versteigert werden. Die Stadtverwaltung selbst suche daher keine Standorte für Sendemasten und biete auch keine an. Und: „Sie erhält lediglich Hinweise, wo eine Anlage errichtet oder erweitert wird, und überprüft, ob diese Planung bauplanungsrechtlich zulässig ist.“

Überhaupt sei der Ausbau der Sendemasten laut Verwaltung das beste Mittel, besonders starke Strahlungen zu vermeiden: Je schlechter und schwächer der Empfang, desto höher sei die notwendige Sendeleistung gerade der Endgeräte, um eine verwendbare Verbindung herzustellen. Gleichzeitig reduziere sich die notwendige Sendeleistung, je besser die Netzabdeckung ist. Da in Pforzheim nicht mit anderen Ergebnissen zu rechnen sei und man sich das Geld deshalb auch sparen könne, so die Stadtverwaltung sinngemäß, empfiehlt sie „den Antragsgegenstand nicht weiterzuverfolgen.“

Licht statt WLAN an der Schule

Informationsübertragung durch Licht, das geht nicht nur mit einem Scheinwerfer und dem Morse-Alphabet, sondern auch mit LEDs – genauer der sogenannten Visible Light Communication (VLC). Dabei werden Informationen durch das schnelle Ein- und Ausschalten einer Lichtquelle versendet, von Kameras oder Sensoren aufgenommen und wieder umgewandelt. Dieses Ein- und Ausschalten soll so schnell vor sich gehen, dass es für das menschliche Auge nicht wahrnehmbar ist, heißt es in einer Vorlage für die Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Digitalisierung am Dienstag, 19. September. Grund ist ein Antrag der FDP-Gemeinderatsfraktion, der die Einrichtung eines Pilotprojekts zu VLC an einer Pforzheimer Schule fordert. Dies soll in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik, Heinrich-Hertz-Institut, geschehen.

Als Vorteile werden in der Vorlage unter anderem die hohe Datenübertragungsrate und eine bessere Sicherheit genannt, da die begrenzte Sichtbarkeit und somit Reichweite ein Abfangen von Daten erschwere. Größter Nachteil sei vor allem, dass Licht im Vergleich zum funkgestützten WLAN deutlich einfacher durch Gegenstände zu blockieren ist. In der Vorlage heißt es weiter, dass ein solches Projekt in einem Raum der Heinrich-Wieland-Schule durchführbar sei und dies sowohl seitens der Schule als auch des Heinrich-Hertz-Instituts befürwortet werde. Kostenpunkt: rund 43.000 Euro. Die Stadtverwaltung sieht in VLC eine vielversprechende Technologie, zu der es bislang nur wenige Pilotprojekte gebe. Zudem ermögliche es Schülern und Lehrern, „neues Terrain zu betreten und Wissen aufzubauen“.