
Die Diagnose ALS stellt die Pforzheimer Familie Nehrke vor einen Abgrund. Ein Spendenaufruf soll 300.000 Euro bringen – für eine Stammzellentherapie.
Die ersten Anzeichen der unheilbaren Krankheit nimmt Martin Nehrke zu nächst nur ganz unspezifisch wahr. Er kann die „Pforzheimer Zeitung“ mitunter nicht richtig aus der Tasche ziehen bei seinem nächtlichen Rundgang durch Hohenwart. Der Zusteller hat den Job 20 Jahre lang zuverlässig erledigt und die Strecke oftmals noch als sportliche Trainingseinheit gesehen.
Einige Monate später muss er krankheitsbedingt in Rente gehen. Das anfängliche Muskelzucken im linken Oberarm hat sich auf den ganzen Körper ausgebreitet. Das Gehen bereitet ihm inzwischen Mühe. Spastiken sind dazugekommen. Er geht mit Hilfe eines Stocks.
Die Diagnose, die die Uniklinik in Ulm im November stellt, lautet amyotrophe Lateralsklerose (ALS). Die Erkrankung gehört zur Gruppe der Motoneuron-Krankheiten und betrifft einige tausend Menschen pro Jahr.
Das Nervensystem verkümmert Stück für Stück. Den Patienten bleibt nicht viel Zeit, je nach Verlauf einige Jahre. Wenn die Muskulatur ihre Arbeit einstellt, kommt der Patient an einen Punkt, an dem er eine Magensonde und künstliche Beatmung benötigt. „Darauf sollten wir uns laut Ärzten von vornherein einstellen. Diese Aussicht hat uns den Boden unter den Füßen weggezogen,“ erinnert sich seine Frau Martina. Sie wohnt mit ihrem Mann, vier Pflegekindern, mit Hund und Katze in einem Haus am Waldrand von Pforzheim. Die Familie lebt von der Rente und dem Geld für die Pflegekinder.
Eine Spendenaktion soll ihm nun den Aufenthalt in der mexikanischen Klinik ermöglichen, in der er sich mit Stammzellen behandeln lassen möchte. In Deutschland jedenfalls gehört eine Stammzellenbehandlung nicht zum etablierten ALS-Therapieangebot. Die Berliner Charité weist auf ihrer Homepage drauf hin, „dass sich aus dem bisherigen Stand der Stammzellforschung kein praktischer Nutzen für ALS-Patienten in der Gegenwart ableiten lässt“. Und so hat die Familie eine Spendenaktion mit dem Titel „Martin möchte leben – Kampf gegen ALS“ gestartet: Das Ziel ist es, 300.000 Euro einzusammeln. Knapp 5000 Euro sind bereits zusammengekommen.
Wer Kontakt aufnehmen möchte, tut dies über den Link zum Spendenaufruf: www.gofundme.com/f/martin-mochte-leben-wir-kampfen-gegen-als. Die Familie ist per Mail erreichbar: martina_nehrke@web.de
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