Schreibwettbewerb 2023

Glückliche Gewinner der ersten und zweiten Preise sowie des Sonderpreises: Helena Pernicka, Fay Münzer, Sofie Mandal, Lea Debertshäuser, Stella Jüngling, Hartwig Fritze, Clara Schott, Toni Querengässer,  Mattea Franz und Ekaterina Mokrova (von links) freuen sich mit PZ-Verleger Albert Esslinger-Kiefer (rechts) und dem Geschäftsführenden Verleger Thomas Satinsky.

Meyer
Pforzheim
Die Magie der Fantasie: Preisverleihung beim Schreibwettbewerb „Kreative Köpfe“

Pforzheim. Der eine Text lässt dem Leser Schauer über den Rücken rieseln. Der andere berührt das Herz: Was die Schülerinnen und Schüler beim Schreibwettbewerb „Kreative Köpfe“ der Jakob-und-Rosa-Esslinger-Stiftung zu Papier gebracht haben, begeisterte auch PZ-Verleger und Stiftungsvorstand Albert Esslinger-Kiefer. „Wir haben hochinteressante und spannende Geschichten zu lesen bekommen“, erklärte er bei der Preisverleihung im PZ-Forum.

Auch Jahrzehnte nach seiner Premiere sei das Interesse am Schreibwettbewerb, der zu den bestdotierten Schülerwettbewerben Deutschlands gehöre, groß, sagte Thomas Satinsky, Geschäftsführender PZ-Verleger und Stiftungsratsvorsitzender. Rund 400 Schülerinnen und Schüler reichten ihre fantasievollen und wortgewaltigen Werke ein. Die meisten Preisträger wählten das Thema „In der Dunkelheit“. Aber auch Beiträge zu „Meine erste Liebe“ waren darunter. Toni Querengässer beispielsweise machte diese Vorgabe zum Ausgangspunkt seiner Geschichte „Klippenspringer“, für die die Jury, bestehend aus Erika Föst, German Fux, Katharina Lindt, Eckard Mickel, Rebecca Stralendorff und Sandra Pfäfflin, den mit 600 Euro dotierten Sonderpreis vergab. Der Abiturient des Lise-Meitner-Gymnasiums Königsbach-Stein war immer wieder Preisträger und erzählte in diesem Jahr von zwei Liebenden, die auch nach dem Tod in Verbindung bleiben. „Toni Querengässer hat sich immer mehr zu einem Literaten entwickelt, ein Autor, der Lust an Sprache und Schreibe hat und dies in jeder Zeile vermittelt“, so Satinsky.

Schreibwettbewerb 2023
Talentierte Jung-Autoren überzeugen die Jury: Ulrich Haag von der Sparkasse Pforzheim Calw überreicht an die Drittplatzierten des Schreibwettbewerbs Milan Yazdo von der Weiherbergschule Pforzheim, Jona Noack vom Hilda-Gymnasium Pforzheim und Jette Knapp von der Ludwig-Uhland-Schule Heimsheim (von links) jeweils ein red young Konto mit 200 Euro.
Meyer

Eine „herrliche Liebesgeschichte“ aus dem Jahr 1955, die die Großmutter ihrer Enkelin Lotte erzählt, bescherte auch Helena Pernicka vom Hilda-Gymnasium Pforzheim den ersten Platz. Sie erhielt dafür ebenso die von der Jakob-und-Rosa-Esslinger-Stiftung gestifteten 400 Euro wie Sofie Mandal von der Kirnbach-Realschule. Sie schildert pfiffig eine Beziehungstat, bei der Arsen eingesetzt wird. Auch Fay Münzer von der Otterstein-Realschule in Pforzheim erzählt in ihrem mit dem ersten Preis gekrönten Text höchst spannend von einer Fahrerflucht mit Todesfolge.

Schreibwettbewerb 2023
Der Schulpreis wird an Bildungseinrichtungen verliehen, von denen die meisten Einsendungen die Endauswahl erreicht haben. Ulrich Zundel von der BW-Bank überreicht einen mit je 250 Euro dotierten Scheck an beteiligte Schülerinnen der Kirnbach-Realschule in Niefern und der Otterstein-Realschule Pforzheim, an die Oberstudiendirektorin des Hilda-Gymnasiums Pforzheim, Edith Drescher (Zweite von links hinten), und Deutschlehrerin Barbara Bramscheid (Zweite von rechts) sowie an Deutschlehrerin Julia Naida vom Lise-Meitner-Gymnasium Königsbach-Stein.
Meyer

Gleich drei Arbeiten hat die Jury in der Kategorie Gymnasien, Klasse acht bis 13, auf Platz eins gesetzt: Hartwig Fritze vom Kepler-Gymnasium Pforzheim hat eine großartige Reportage über einen Lauf geschrieben. „Man fiebert mit, man fühlt sich im Körper des Sprinters“, erklärte Satinsky. Auch bei Mattea Franz vom Lise Meitner-Gymnasium stimme bei ihrer schwarzen Kriminalgeschichte alles – die Ironie, die Verzweiflung, das Bitterböse. Zu Herzen gehe wiederum das sprachlich raffinierte Werk „Das Geschenk“ von Ekaterina Mokrova vom Hilda-Gymnasium.

Kriminalgeschichten hatten es auch den Zweitplatzierten angetan, die dafür jeweils Schecks in Höhe von 300 Euro erhielten. Bei Clara Schott von der Verbandsschule im Biet bringt die kleine Heldin Lilli gleich zwei Mörder zur Strecke. Lea Debertshäuser vom Enztal-Gymnasium Bad Wildbad wählte für ihre im Stakkato-Stil erzählte Story den witzig-zweideutigen Titel „Blaubeermuffins mit Schuss“. Stella Jüngling von der Otterstein-Realschule hingegen schreibt über zwei Jungen, die sich zueinander hingezogen fühlen. „Ein nachdenklich machender Text“, sagte Satinsky.

Schreibwettbewerb 2023
Über einen Buchpreis, den Thalia-Filialleiterin Erika Föst (Vierte von links) überreicht, freuen sich die Viert- bis Sechstplatzierten (von links) Gioa Schöpf, Hila Kurz, Cidra Kheder Shamo, Emma Stude, Amanda Beyer, David Ruf, Philipp Harter, Florian Merkle, Philipp Wottschel, Hanna Sörgel, Maxi Oberhofer und Karla Rubcic. Thomas Satinsky, Geschäftsführender Verleger der „Pforzheimer Zeitung“ und Stiftungsratsvorsitzender, gratuliert den jungen Literaten.
Meyer

Über den dritten Platz und 200 Euro der Sparkasse Pforzheim Calw freute sich Jette Knapp von der Ludwig-Uhland-Schule Heimsheim. Sie habe ihre Zukunftsträume großartig zu Papier gebracht. Die Yezidin Milan Yazdo von der Weiherbergschule wiederum gibt dem Leser mit ihrer Schilderung des Krieges und der Flucht eine Bitte mit auf den Weg: „Setzt euch für Frieden und Toleranz ein“, so der Stiftungsratsvorsitzende. Und Jona Noack vom Hilda-Gymnasium begeisterte mit vielen Verben in der Story über Gaunerei und Diebstahl auf einer Burg.

Albert Esslinger-Kiefer, PZ-Verleger und Stiftungsvorstand: „Mit großer Macht brechen sie über uns herein – die Debatten über Künstliche Intelligenz und ChatGPT. Damit verbunden ist die Frage: Wie greifen sie in das Bildungssystem ein, auf welcher Basis wird künftig die Leistung der Schüler bewertet? Als Verleger einer regionalen Tageszeitung – einer Heimatzeitung – sehe ich unsere Aufgabe darin, den Menschen im Dschungel der Informationen Orientierung zu geben. In hohem Maße verstehen wir uns im Medienhaus als aktiver Teil unseres Gemeinwesens. Soziale Kompetenz – wir leben sie. Deshalb habe ich den Wettbewerb für junge Menschen ins Leben gerufen – auch um sie herauszufordern. Wohl wissend, dass es viele unter ihnen gibt, die den Herausforderungen der digitalen Welt ihre eigenen, ernsthaften Überlegungen entgegenstellen und sich Gedanken machen. So war es für die Jury eine freudige Erkenntnis, wie wortreich und gedankenschwer sich viele „kreative Köpfe“ diesem Wettbewerb gestellt haben.“

Thomas Satinsky, Geschäftsführender Verleger und Stiftungsratsvorsitzender: „Mich hat sehr gefreut, dass die Qualität der Arbeiten unverändert hoch ist. Kreativität und Fantasie sind ausgeprägt durch alle Jahrgänge und Schultypen. Man merkt, dass sich die Kinder und Jugendlichen enorm Mühe geben. Es sind sicher Nachwuchsautoren und künftige Journalisten darunter.“

Katharina Lindt, Jurorin und PZ-Redakteurin: „Manche rufen mit ChatGPT das Ende des kreativen Schreibens aus. Die Gewinner-Texte zeigen aber: Junge Menschen sind zu viel mehr fähig.“

Erika Föst, Jurorin und Filialleiterin Thalia Pforzheim: „Viele sehr gute Geschichten waren dabei. Voller sprudelnder Fantasie, sehr wirklichkeitsnah und fesselnd geschrieben. Es hat Spaß gemacht, sie zu lesen.“

Eckard Mickel, Juror und Organisator des PZ-Autorenforums: „Schreiben bedeutet auch Handwerken, und die handwerkliche Qualität einiger Texte hat mich in diesem Jahr besonders beeindruckt.“

German Fux, Juror und Abteilungsleiter an der Heinrich-Wieland-Schule: „Es gab in diesem Jahr einige besonders gute Einsendungen, die zu Herzen gingen. Schön, dass auch in digitalen Zeiten Schüler immer noch gerne Geschichten schreiben.“

Rebecca Stralendorff, Jurorin und Geschäftsführende Schulleiterin der Sonder,- Grund-, Werkreal-, und Realschulen: „Einige Einreichungen haben mich in diesem Jahr emotional sehr berührt, und auch das sprachliche Niveau war immer wieder herausragend. Einfach großartig, was in kreativen Köpfen steckt!“

Sandra Pfäfflin, Jurorin und Ressortleiterin PZ-Kulturredaktion: „Es ist absolut beeindruckend, wieviel Fantasie und Erzähltalent schon die jüngsten Teilnehmenden entwickeln. Da macht es richtig Spaß, sich durch die vielen tollen Geschichten unterhalten zu lassen. Allerdings hatte die Jury dadurch keine leichte Aufgabe.“

Alle Gewinnergeschichten sind auf den folgenden Seiten zu lesen.

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Das Geschenk

Schreibwettbewerb 2023

Erster Platz in der Klassenstufe 8 bis 13, Gymnasien: Ekaterina Mokrovaüber einen neuen Freund mit vielen Gemeinsamkeiten.

Meyer

Wie festgewachsen saß ich auf meiner Couch und starrte gebannt auf den Bildschirm, die Konsole in der Hand. Die Panzer schossen sich gnadenlos gegenseitig ab, und Flugwaffen bombardierten die Stadt. Ich blinzelte nicht einmal, um ja keine wichtige Aktion zu verpassen. Stundenlang kämpfte ich jetzt um den ersten Platz in diesem Battle, aber der Gegner machte mir zum wiederholten Mal einen Strich durch die Rechnung.

Und auf einmal: Die perfekte Chance! Ein gegnerischer Panzer blieb genau vor mir stehen, und ich musste nur noch schießen. Doch wie das Schicksal es wollte, kam genau in dem Moment meine Mutter ins Zimmer. Ohne Klopfen, ohne Nachfragen. Typisch. „Hey mein Schatz. Tut mir leid, ich bin noch einkaufen gewesen.“ Sie trug einen großen Karton in den Händen, und wo stellte sie ihn hin? Auf meinen Tisch, genau vor mir, damit ich möglichst wenig vom Bildschirm im Blick hatte. Ich musste mich stark zur Seite lehnen, um an dem Paket vorbeisehen zu können, denn der gegnerische Panzer stand immer noch. Es war meine letzte Chance, mein Manöver zu vollführen. Ich stieß mich beim Ausweichen aber an der Tischkante an, riss den Arm hoch und die Konsole fiel mir aus der Hand.

„Das gibt‘s doch nicht! Mama, warum kannst du nicht auch nur einmal klopfen, wenn du reinkommst?“, fauchte ich wütend. Auf dem Bildschirm stand nun in großen Buchstaben „Game Over“ geschrieben. Mama schien das weniger zu interessieren. „Draußen ist so schönes Wetter, ich mach mal lieber die Rollläden hoch, damit du auch etwas von der Sonne abbekommst.“ Augenblicke später erhellten grelle Sonnenstrahlen das Zimmer, und ich musste die Augen zukneifen, jetzt sah ich den Bildschirm gar nicht mehr. „Warum hörst du nicht auf zu spielen und öffnest das Geschenk, das ich dir mitgebracht habe?“ Meine Mutter lächelte mich an und ging aus dem Zimmer. „Für mich?“ Ich legte die Konsole zur Seite und betrachtete erwartungsvoll das Paket. Ein kurzes Ziehen an der Schleife, die den Karton schmückte, und plötzlich kam mir etwas Kleines und Flauschiges entgegengesprungen. Es leckte mir übers Gesicht und bellte freudig. Ein kleiner Welpe!

„Wow, du bist ja süß!“, ich streckte dem kleinen Fellball die Arme entgegen und hielt ihn hoch. Die kleinen blauen Augen strahlten mich voller Lebensfreude an. Ich betrachtete den Hund liebevoll, bis ich etwas bemerkte. „Dir fehlt ja eine Pfote!“, stellte ich erschrocken fest und schaute auf den kleinen Stummel, der statt einer Pfote zu sehen war. „Das meint Mama doch nicht ernst, oder?“. Ich setzte den Welpen auf dem Boden ab und nahm wieder die Konsole in die Hand. „Einmal schenkt sie mir etwas und dann ausgerechnet den“, wütend starrte ich den Bildschirm an. Wegen sowas hatte ich jetzt das Spiel verloren. Der Welpe rappelte sich neben mir auf dem Boden auf und kam auf seinen drei Pfoten zu mir gehüpft. Bellend stupste er mich mit seiner feuchten Nase an. Mit dem Fuß schob ich den Kleinen beiseite. „Lass mich in Ruhe“. Doch so leicht gab er nicht auf. Irgendetwas hatte er nun entdeckt und flitze in die Ecke des Zimmers. Ich schielte zu dem Welpen rüber, der mir einen kleinen roten Ball vor die Füße rollte, den er soeben gefunden hatte. „Ich hab gesagt, lass mich in Ruhe!“. Ich kickte den Ball weg und widmete mich wieder dem Bildschirm. Im Hintergrund konnte ich Gepolter hören, der Welpe war bei dem Versuch, dem Ball zu folgen, hingefallen. Es fiel ihm schwer, nur auf drei Pfoten zu laufen. Trotzdem kroch er zum Ball hinüber, der nun in der Kartonschachtel auf den Boden lag. Ungeschickt stolperte er hinein, und schon kippte der Karton über ihn und er konnte nichts mehr sehen. Aber nachdem er mehrmals etwas tollpatschig gegen den Tisch lief, krabbelte er wieder aus der Schachtel heraus und suchte erneut nach seinem Ball. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich mich nun gar nicht mehr auf mein Spiel konzentrierte, sondern mit einem Lächeln den kleinen Welpen beobachtete, der überhaupt keine Schwierigkeiten damit hatte, sich selbst zu bespaßen.

„Irgendwie schon süß, der Kleine“, sagte ich zu mir selbst. Der Welpe hatte derweil den Ball gefunden und hüpfte damit freudig durchs Zimmer. Er fiel wieder und wieder hin, es war erneut die fehlende Pfote, die beim Spielen störte. Doch so oft er hinfiel, so oft stand er auch wieder auf und ließ sich nicht beirren. Er schaute zu mir hoch und bemerkte wahrscheinlich mein Grinsen, denn jetzt schob er mir den Ball vorsichtig mit der Nase zu. Ich lächelte den Welpen an: „Ist blöd, eine Pfote zu wenig zu haben, oder? Ich weiß, wie das ist.“ Ich streichelte dem kleinen Hund über den Kopf und nahm den Ball in die Hand.

„Na komm, dann spielen wir zusammen“, meinte ich grinsend und stellte meine Krücken auf. Der Welpe schaute mich etwas fragend an, als ich mich auf mein einziges Bein stellte und auf den Krücken abstützte, doch das störte ihn nicht, und er bellte mich wieder freudig an. Lächelnd humpelte ich zur Tür hinaus. Unglaublich lange hatte ich mir einen Hund gewünscht und heute war endlich der Tag gekommen! So blöd ich es eigentlich von meiner Mutter fand, auf dem offensichtlichsten Weg auf meine Behinderung hinzudeuten, so glücklich war ich, einen neuen Freund zu haben, der auch noch so viel mit mir gemeinsam hatte. Ich wusste doch, wie er sich fühlte. Aber der Kleine schlug sich wirklich gut, er war trotz seiner drei Pfoten schnell unterwegs, da kann ich mit meinen Krücken noch etwas von ihm lernen. „Mama, wir sind draußen!“, rief ich und ging mit meinem neuen Freund in den Garten, wo ich ihm seinen Ball zuwarf und beobachtete, wie er freudig über den Rasen sprang.

Ekaterina Mokrova, Hilda-Gymnasium, Pforzheim (Klasse 9), Thema: Der Tag, an den ich mich immer erinnern werde.

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Das letzte Puzzleteilchen

Schreibwettbewerb 2023

Erster Platz in der Klassenstufe 8 bis 10, Realschulen, Werkrealschulen und Gemeinschaftsschulen: Fay Münzer über einen rätselhaften Kriminalfall.

Meyer

In der Dunkelheit schrak ich hoch, schweißgebadet und mit rasendem Herzen. Ein weiteres Mal, und immer wieder derselbe Alptraum, immer dieselbe Verzweiflung und nie eine Antwort. Nur eine Erinnerung, die Erinnerung, dass ich rasend durch die Straßen fuhr, betrunken und mit keinem klaren Kopf. Ich fuhr die Straße entlang, und dann geschah es: Der Zusammenstoß mit einer Person, die plötzlich über die Straße lief und die ich in meinen betrunkenen Zustand nicht bemerkt hatte. Es passierte so schnell; ich wusste erst gar nicht, was passiert war, und mit der Panik, die kam, floh ich.

Ich fuhr weiter, Hunderte von Metern und dann, in aller Hektik und mit zu schnellem Tempo, knallte ich gegen einen Baum und verlor das Bewusstsein. Was hat all das zu bedeuten? Was ist damals passiert? Und wieso kann ich mich nicht mehr an alles erinnern? Ich strich mir die Hände durchs Haar und probierte, tief durchzuatmen. Doch mein schlagendes Herz zu beruhigen, gelang mir nicht. Mit Blick auf meinen Wecker beschloss ich aufzustehen und zu duschen; um einen klaren Kopf zu kriegen. Nach der Dusche fühlte ich mich besser; konnte den Alptraum aufs Neue vergessen. Ich machte mich bereit, um zur Kriminalpolizei, wo ich als Kommissar seit vielen Jahren tätig war, zu fahren, um mir weiter den Kopf über diesen einen Fall zu zerbrechen, in dem keine Antwort in Sicht lag. „Wie sieht‘s aus, Jonas? Irgendwelche Hinweise?“, fragte mich mein Kollege und bester Freund Matthias mit betrübter Stimme. Ich schaute zögernd von den Papieren hoch, die vor mir lagen, und bedauerte, was ich zu sagen hatte. „Es gibt keine weiteren Hinweise und allen, denen wir bislang nachgegangen sind, führen ins Nichts. Es scheint, als wäre der Täter vom Erdboden verschluckt worden.“

Matthias seufzte, und ich wandte den Blick ab. Ich konnte nicht ertragen, meinen besten Freund so traurig zu sehen. Und das nur, weil der Mörder seiner Frau Sofie, die damals schwerstens angefahren wurde, so dass jede Hilfe schon zu spät war, nicht im Knast sitzt. Er verließ den Raum und ich fuhr mit den Händen durch die Haare; eine nervöse Angewohnheit. Dieser Fall machte mich fertig. Es schien, als gäbe es keine Antwort darauf, wer der Mörder war. Ich fuhr mir nochmals durch die Haare, knackste meine Finger; eine weitere nervöse Angewohnheit, und beschloss, für heute Schluss zu machen und nach Hause zu gehen.

Der Wind wehte mir durch die Haare, als ich vor meinem Haus stand. Ich war nervös. Allein der Anblick meines Autos brachte die Erinnerungen hoch. Ich versuchte, mich abzulenken, doch kaum als ich einen Schritt ins Haus trat, riss ich mir Schuhe und Jacke vom Leib und legte mich zitternd unter die Decke. Die Erinnerungen. Ich konnte nicht aufhören, an sie zu denken, die Geschehnisse immer und immer wieder in meinem Kopf zu wiederholen. Ich schloss meine Augen, hoffte, ich würde es vergessen. Hoffte, ich würde endlich die nächtliche Ruhe verspüren, die ich so sehr brauchte. Doch das hoffte ich nur, denn noch einmal befiel mich derselbe Alptraum in jener Nacht. Ich wachte mit zitterndem Körper, schweißgebadet und mit rasendem Puls auf. Ich spürte die Panik in mir, die Panik, die ich jede Nacht in meinem Alptraum spürte. Es schien, als wäre die ganze Luft aus meinen Lungen gezogen worden und dann passierte es. Eine Träne floss über meine Wange, und das war nur die erste von vielen. Ich konnte nicht aufhören zu weinen, es war, als könnte ich die Angst überall in mir spüren. Ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte, die Erinnerungen, sie wurden unerträglich. Nach einer Weile spürte ich, wie keine weitere Träne mehr vergossen werden konnte, so stand ich schweren Herzens auf, begann mich für den Tag fertig zu machen und versuchte, meine Erinnerungen, und all das, was geschehen war, fürs Erste hinter mir zu lassen. Es war ein anstrengender Tag gewesen; wie immer gab es keine Antworten. Ich war müde, so müde und in meinem Kopf schwirrten unzählige Gedanken umher. Die Tür knallte gegen die Wand, und Matthias kam rein, betrunken, und schleifte einen Kasten Bier hinter sich. Ich erschrak, da ich ihn nicht eintreten hörte. Ich wollte fragen, was passiert sei, dass er sich so betrunken habe, doch bevor ich überhaupt fragen konnte, begann er zu reden. „Jonas, komm, nimm ein Bier. Ich habe extra welches mitgebracht. Für dich und für mich. Ich weiß, du trinkst nicht, aber dieses eine Mal, das macht schon nichts.“

Ich schüttelte den Kopf. Nachdem, was passiert war, konnte ich nicht trinken, ich konnte nicht, aber wie verlockend es doch war, alles zu vergessen. Was war schon die eine Flasche? Es wird nichts passieren, nur ein Bier, nur ein Bier. Und so begann es, aus einer Flasche wurden schnell viele mehr. So viele, dass die Dunkelheit meine Sicht übernahm, ich mein Gleichgewicht verlor und – wie das Schicksal es wollte– meinen Kopf an einer Kante anschlug. Ich raste durch die Straßen, betrunken und mit keinem klaren Kopf. Dann geschah es; der Zusammenstoß mit einer Person, die plötzlich über die Straße lief und die ich in meinem betrunkenen Zustand nicht bemerkt hatte. Ich stieg aus, doch als ich das Gesicht erblickte, ergriff mich der Schock. Sofie, es war Sofie. Sie lag so still da, und dort floss so viel Blut.

Ich wusste nicht, was ich tun sollte, die Panik ergriff mich und damit stieg ich zurück ins Auto und raste davon, um schnell von ihr wegzukommen, um schnell von dem, was ich getan habe, wegzukommen. Ich schreckte auf, mein Kopf dröhnte, wie er es noch nie zuvor getan hatte. Als ich meine Augen öffnete, bemerkte ich, dass ich in einem Krankenhausbett lag. Ich schaute um mich herum, da mir nicht bewusst war, wie ich hierhergekommen war. Dann sah ich ihn, Matthias, meinen besten Freund. Plötzlich war das letzte Puzzleteilchen gefunden und wurde eingesetzt. Das Puzzle war vollendet. Der Fall war beendet. Denn der Mörder, den ich seit so langer Zeit suchte, war dieselbe Person, die in diesem Bett lag und in das Gesicht eines Mannes schaute, deren Frau er getötet hatte.

Fay Münzer, Otterstein-Realschule, Pforzheim (Klasse 10), Thema: In der Dunkelheit… (Krimi)

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Steh auf

Schreibwettbewerb 2023

Erster Platz in der Klassenstufe 8 bis 13, Gymnasien: Hartwig Fritze über ein großes Ziel.

Meyer

Die Sonne prallt auf den roten Boden. Zwei Schweißtropfen spiegeln sich kurz vor einer weißen Linie. Es wird mucksmäuschenstill, nur ein kleiner Schweißtropfen fällt auf den tiefroten Boden.

„Auf die Plätze“. Die Spannung steigt ins Unerträgliche. „Fertig“. Kurzer Check, kurzer Blick auf die roten Schnürsenkel. Schuss. Ein Schuss durch die Blase, die Blase der Stille. Es ist, als würde die Stille toben. Mein Herz pumpt, mein Körper ist im äußersten Ausnahmezustand. Ich stoß‘ mich ab. Es ist, als zieht sich der Boden unter mir weg. Nur mein Wille, nur mein Wille hält mich jetzt noch oben. Ich muss es schaffen, ich muss die andere Linie erreichen. Ich muss es schaffen. Ich kann es schaffen.

Der Moment ist jetzt entscheidend. Meine Vergangenheit ist egal. Meine Zukunft hängt von jeder Bewegung ab. Keinen Fehler darf ich mir jetzt leisten. Jetzt muss alles sitzen. Auch nicht der kleinste Fehler darf passieren, es würde alles ruinieren. Eine Bewegung zur falschen Zeit, am falschen Ort. Alles wäre kaputt.

Die silbern glänzenden Spikes meiner Schuhe graben sich bei jedem Schritt geschmeidig in den roten Boden. Sie geben mir Halt. Sie geben mir Kraft. Sie geben mir Sicherheit. Meine Schritte werden größer, ich spüre den Boden nur noch kaum. Es fühlt sich gut an, sehr gut sogar. Es fühlt sich an, es fühlt sich an wie Fliegen, Fliegen über ein Meer aus lauter kleinen roten Steinchen. Ich fliege als Erster, ich fliege ganz vorne. Es fühlt sich großartig an, vielleicht das beste Gefühl überhaupt. Es lässt einen alles vergessen.

Krack, Panik in mir.

Ein Riss, ein kleiner Riss. Ich spüre es. Ich spüre es ganz genau. Es ist, als will mich das rote Meer aus Sandkörnern verschlucken. Es ist, als nimmt man mir die Flügel. Mein Schuh rutscht, mein Knöchel knackt, ein kleines Stück Metall fliegt. Ich fliege. Meine Haut brennt, mein Herz pumpt schneller. Blut. Der rote Boden wird noch röter. Das dunkle Rot fängt an zu glänzen. Es vermischt sich mit dem Schweiß. Es brennt. Ich schau schmerzerfüllt nach oben, die weiße Linie, kurz vor mir, vielleicht eine Armlänge weit. Eine Armlänge, nur eine Armlänge.

Noch hab ich Zeit, Millisekunden Zeit.

Ich darf jetzt nicht aufgeben, niemals. Ich muss. Ich darf es nicht. Ich muss mich wieder... Nicht aufgeben, eine Armlänge. Die weiße Linie. Nicht aufgeben. Steh auf Junge, ... Lauf, ... nicht, ... du darfst nicht, ... nicht aufge ... b ... nicht auf ... ge …

Die weiße Linie verschwimmt langsam in ein rotes Rot. Der heiße Boden weckt meinem Körper sofort wieder. Die Linie kommt langsam näher. Sie ist zum Greifen nahe. Zwei rote Blutstropfen spiegeln sich auf der weißen Linie. Die Sonne prallt auf den roten Boden. Eine letzte Anstrengung. Ein letzter Kampf. Ein Lächeln.

Hartwig Fritze, Kepler-Gymnasium, Pforzheim (Klasse 10), Thema: Wer bin ich und was wird aus mir.

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Blaubeermuffin mit Schuss

Schreibwettbewerb 2023

Zweiter Platz in der Klassenstufe 5 bis 7, Gymnasien: Lea Debertshäuser über ein besonderes Gebäck.

Meyer

"Oh nein“, seufzte ich, „womit habe ich denn so etwas verdient?“ Ich schaute mir entsetzt die Bleibe für eine Woche Familienurlaub an. Das Gästehaus lag mitten im Schwarzwald, umrandet von Fichten und weit und breit keine Funparks, die ich mir für den Urlaub erhofft hatte. Auch die Gäste, welche mir entgegenkamen, besserten meine Laune nicht. Im Gegenteil: 50 Jahre aufwärts und auch ihr Auftreten eher langweilig!

Als ich mit meinen Eltern das Zimmer bezogen hatte, meinte ich zu meinen Eltern: „Lass uns mal die Gegend erkunden und ein kleines Picknick machen.“ Nach einer Weile Fußmarsch kamen wir in einem bunt blühenden Park an, in dem mein zeitungssüchtiger Vater erst einmal auf den nahe gelegenen Kiosk zusteuerte, um sich eine neue Zeitung zu kaufen. „Oha!“, rief er nach einer Weile, während er stumm darin versunken war, „ein Überfall direkt in der örtlichen Bäckerei. Mit Schusswaffe! Und der Kriminelle noch auf der Flucht!“

Mein Detektivherz machte vor Aufregung einen freudigen Hüpfer und mit aufgebesserter Laune ging es zurück zum Hotel und danach direkt zum Abendessen. Ich nahm mir vor, am nächsten Tag an der Bäckerei vorbeizuschlendern. Das Essen war vorzüglich. Zur Vorspeise gab es warme Flädlesuppe, und beim Hauptgang durfte ich mich mit Roulade und handgeschabten Spätzle zufriedengeben. Jedoch toppte der Nachtisch die beiden vorherigen Gänge um Welten: Originaler Schwarzwälder Blaubeermuffin! „So etwas Leckeres habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gegessen“, meinte ich entzückt zu meiner Mutter. Als ich das letzte Stück in meinen Händen hielt, sah ich etwas herausblitzen. Was war das? Meine Eltern unterhielten sich schon angeregt mit unseren Nebensitzern, so dass sie meine Unsicherheit gar nicht bemerkten. Die Krümel schob ich zur Seite und entdeckte ... eine Patronenhülse!

Mein Puls stieg in rasend schneller Geschwindigkeit. Wenn jetzt bloß Hannes und Leonie dabei wären, mit denen ich sonst immer auf Verbrecherjagd ging. Der Muffin wurde bestimmt aus der überfallenen Bäckerei geliefert. Meine Eltern machten gerade Anzeichen, mit den zwei älteren Damen, die neben uns saßen, in Richtung Bar aufzubrechen. Das war meine Chance, heute noch den Tatort aufzusuchen. Ich steckte die Patronenhülse in meine Hosentasche, und machte, dass ich wegkam. Der Weg zu der kleinen Bäckerei war nicht weit. Dort angekommen, schaute ich mich erst einmal um. Überall war mit Absperrband der Tatort abgesteckt. In dem Moment kam aus der Tür eine zierliche Frau, die ich sofort zum Überfall ausfragte und die mir berichtete: „Der Täter hatte eine sehr seltene Jacke an, deren Farbe gelb war. Ich hoffe, die Polizei kann ihn schnappen, da der gestohlene Geldbetrag ziemlich hoch war.“

Als ich mich von der netten Frau verabschiedet hatte und im Hotel ankam, erzählte ich meinen Eltern von dem Ereignis. Nachdem wir eine erholsame Nacht hatten, wollten wir am nächsten Tag den Eiberg besteigen. Wir starteten mit dem Frühstück in den Tag. Mein Nebensitzer mit einer gelben Jacke, der ungefähr Mitte 40 war, wirkte irgendwie nervös und war auch sehr ungepflegt. „Du kannst doch jetzt nicht jeden mit einer gelben Jacke verdächtigen, Hanna!‘, sagte ich im Stillen.

Kurz vor Mittag starteten wir unseren Tagesausflug. Die Vögel zwitscherten, und als die Sonne durch die dichten Nadelbäume schien, musste ich zugeben, dass der Schwarzwald doch gar nicht so schlecht war, wie zunächst befürchtet. Für eine kurze Zeit vergaß ich sogar die Aufregung um den Überfall. Nach einem einstündigen Bergaufstieg kamen wir an einer abgelegenen Waldhütte an: Die Pflanzgartenhütte. Als ich uns den besten Platz zum Vespern suchen wollte und um die Ecke bog, stand dort .... unser Mitbewohner mit der gelben Camp David-Jacke! Er schaute mich völlig entsetzt an, und ich stand wie angewurzelt da. In der Hand hatte er einen roten Koffer. Mein Atem stockte und er nutzte meinen Schockmoment, um zu fliehen. Ich fasste meinen ganzen Mut und folgte ihm im sicheren Abstand hinter den Bäumen, so dass er mich nicht sehen konnte. Nach gefühlten drei Kilometern entdeckte ich eine kleine Hütte, aber von dem fremden Touristen keine Spur.

Mein Herz schlug bis zum Hals, und meine Knie zitterten. Als ich langsam in das verschmutzte Fenster hineinschauen wollte, packte mich jemand von hinten und schrie: „Du Göre machst mir keinen Strich durch die Rechnung!“ Seine Stimme war voller Wut, als er mich in den Keller zerrte, um mich dort an einen Balken zu fesseln. „Nachher verschwinde ich mit meinem Geld.“ Die Seile schnitten fest in meine Armgelenke, und ich musste mir die Tränen verkneifen. „Wie soll mich hier jemand finden? Suchen meine Eltern schon nach mir?“ All diese Gedanken schwirrten mir durch den Kopf und ich verfluchte mich in diesem Moment für meine Neugier. Währenddessen grub er aus dem Lehmboden Tüten aus, in denen er Geld versteckt hatte, und packte den Inhalt in seinen roten Koffer. Aus einer der Tüten fiel eine Pistole. Sie war nicht besonders groß, flößte mir aber trotzdem Angst ein. Ich hatte also den richtigen Riecher gehabt! Die Patronen, welche jetzt überall auf dem Boden lagen, waren die gleichen, wie in meinem Heidelbeermuffin. Das war der Beweis! Zu meinem Glück hörte ich von weitem schon die Sirene eines Polizeiautos. Der Täter rief: „Du kleines Miststück!“, dabei versuchte er zu fliehen. Mir wurde bewusst, dass meine Eltern eins und eins zusammengezählt haben mussten und sofort die Polizei verständigt hatten. Dann ging alles ganz schnell: Ich wurde befreit und sah, wie die Polizei den Täter in Handschellen abführte. Ich war erleichtert und genoss die nächsten Tage ohne große Aufregung. Doch der Urlaub blieb mir lange positiv im Gedächtnis und vor allem: Mein Schwarzwälder-Heidelbeermuffin mit Schuss.

Lea Debertshäuser, Enztal-Gymnasium, Bad Wildbad (Klasse 6), Thema: In der Dunkelheit… (Krimi)

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Seite 228

Schreibwettbewerb 2023

Erster Platz in der Klassenstufe 5 bis 7, Gymnasien: Helena Pernicka über eine besondere Deutschstunde.

Meyer

Es war im Juni 1955, an einem herrlichen Sommertag. Ich erinnere mich noch daran, als wäre es gestern gewesen. Ich war damals auf dem Weg zur Schule. Ich ging in die achte Klasse. Auf dem Schulweg bewunderte ich die wunderschönen, blühenden Pfingstrosen. Es war ein friedlicher Tag. Ich mochte meine Schulzeit. Sie war anders als heute. Nicht besser, aber anders. Damals mussten wir noch Stillsitzen in der Schule, da gab es nicht so ein Durcheinander und Geschrei wie heute.“ „Ich weiß Großmutter, das hast du mir schon ganz oft erzählt. Damals herrschte noch Zucht und Ordnung, ja ja....“.

Gelangweilt rollte ich mit den Augen. „Oma, jetzt komm bitte zum spannenden Teil!“ „Lotta, die kleinen Dinge sind sehr wichtig bei einer Geschichte. Manchmal sind sie sogar entscheidend.“ „Na gut“, raunte ich und legte meinen Kopf auf meine Hände. Ich saß zusammengekauert auf dem Sofa neben meiner Großmutter und beobachtete, wie sich ihre Fältchen beim Erzählen bewegten. Ich fand ihr Gesicht schön. Besonders ihre Augen, die beim Erzählen funkelten. Außerdem hatte sie eine warmherzige Stimme, die sich wie eine warme Decke anfühlte, in die ich mich hineinkuscheln konnte. „An diesem Schultag jedenfalls“, fuhr meine Oma fort, „passierte es.“ Gespannt zog ich meine Augenbrauen hoch und wurde still. „Zwei Reihen vor mir saß ein Junge. Er gefiel mir schon länger. Er war groß und schlank und er hatte braunes, glänzendes Haar. Doch ich tat immer so, als würde ich ihn gar nicht bemerken.“

Meine Großmutter lächelte verlegen. „Ich hätte mich niemals getraut, ihn anzusprechen. Damals fühlte ich mich nicht besonders hübsch, und ich war sehr schüchtern.“ „Das kenne ich Omi“, entgegnete ich lachend. „Das ist bei mir genauso.“ „Jedenfalls dieser Junge“, fuhr meine Großmutter fort „war so selbstbewusst, und er hatte immer auf alles eine Antwort. Alle Mädchen in der Klasse bewunderten ihn.“ „Fandest du seine Augen schön?“, fragte ich verträumt und musste ebenfalls an einen Jungen aus meiner Schule denken. „Oh ja, Lottchen“, entgegnete meine Oma. „Er hatte die schönsten blauen Augen, die ich je gesehen hatte.“ „Was passierte dann?“, fragte ich neugierig und wippte ungeduldig mit meinen Füßen. „Jetzt hampele nicht so herum, Lotta!“, bat mich meine Oma. „Du bringst mich noch ganz durcheinander. Schließlich bin ich eine Frau von zweiundachtzig Jahren und kein Turbodüsenflieger.“ Ich musste lachen. „Außerdem braucht jede gute Geschichte auch genügend Zeit, um erzählt zu werden.“ Ich hörte auf zu wippen und setzte mich wieder artig aufs Sofa. „Erzähl bitte weiter!“, bat ich meine Großmutter. Sie nickte: „Also wir waren mitten im Deutschunterricht und wir hatten einen sehr strengen Lehrer, er hieß Dr. Meisenbacher. Er war groß und kräftig und konnte richtig rumbrüllen. Er schlug immer das Klassenbuch mit einem lauten Knall auf den Schreibtisch, wenn er sich aufregte. Wir hatten alle furchtbare Angst vor ihm.

Auf jeden Fall, an genau diesem Tag forderte er mich auf, ich sollte aus dem Deutschbuch vorlesen. Schweißperlen standen mir auf der Stirn, denn ausgerechnet an diesem Tag hatte ich es vergessen einzupacken. Unglücklicherweise war meine Nebensitzerin Emma an diesem Tag krank, so dass ich auch nicht bei ihr ins Buch schauen konnte.“ Lächelnd erhob sich meine Oma aus ihrem bequemen, braunen Sessel und holte eine silberne Metalldose aus der Kommode. Sie war etwas kleiner als ein Schuhkarton. Ich wusste, dass meine Großmutter darin ihre liebsten Dinge aufbewahrte. Sie setzte sich wieder und legte die verschlossene Metalldose auf ihren Schoß, schloss kurz ihre Augen und erzählte dann weiter: „Ich saß also da, ohne Deutschbuch und starrte in das Gesicht meines grimmigen Lehrers. Das würde eine saftige Strafe geben!

Doch es passierte etwas, mit dem ich niemals gerechnet hätte.“ „Was Omi? Was passierte?“. Ich konnte meine Neugier kaum aushalten. Meine Oma erzählte weiter: „Anton, der gut aussehende Junge mit den himmelblauen Augen stand auf und legte ein Deutschbuch auf meine Bank. Er sagte: „Entschuldigen Sie, Herr Dr. Meisenbacher, dieses Buch ist Marie vorhin aus der Tasche gefallen. Daher habe ich es für sie aufgehoben.“ „Stimmt das?“, fragend blickte ich meine Großmutter an. „Hattest du das Buch wirklich verloren?“,,Nein, Lotta. Das war gelogen. Er gab mir sein Buch.“ Oma lächelte verschmitzt. Sie sah in diesem Moment so glücklich aus. Ich hatte die Geschichte schon so oft gehört. Meine Oma liebte es, sie zu erzählen. Und ich tat jedes Mal so, als hörte ich sie zum ersten Mal und stellte ihr immer dieselben Fragen.

„Dr. Meisenbacher bat mich, Seite 228 aufzuschlagen.“ In diesem Moment öffnete sie vorsichtig das silberne Kästchen auf ihrem Schoß. „Wir nahmen in Deutsch gerade Liebesgedichte durch, und ich sollte dieses Gedicht vorlesen. Ich erinnere mich noch daran, als sei es gestern gewesen. Möchtest du es hören?“ Meine Oma hatte tatsächlich die Seite 228 aus ihrem Deutschbuch aufgehoben. „Ja Omi, bitte bitte lies vor!“, bettelte ich und sie begann das Gedicht vorzulesen. Mit jeder Zeile wurde ihre Stimme dünner. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Es berührte sie so sehr. Das Gedicht war wunderschön. Ich berührte ihre Hand und drückte mich ganz fest an sie. „Mir fehlt Opa auch so sehr, Omi.“ Auch ich war den Tränen nahe. Plötzlich fasste sich meine Großmutter wieder und lächelte mich an: „Weißt du, er zwinkerte mir damals im Unterricht zu, während ich das Gedicht vorlas. Ich war so verlegen, mein Gesicht lief puterrot an. Danach redete ich mir ein, dass er das bestimmt für jeden gemacht hätte mit dem Buch.“ „Ja genau, Oma, so was machen Jungs ständig und für jeden“, scherzte ich und verzog das Gesicht zu einem breiten Grinsen. Meine Oma lächelte zurück. „Ich bedankte mich danach bei Anton, und wir liefen gemeinsam nach Hause. Von da an jeden Tag. Das war der Anfang unserer Liebesgeschichte. Ein paar Jahre später bat er um meine Hand mit genau diesem Gedicht von Seite 228.

Deshalb haben wir auch am 22.8. geheiratet.“ Wieder einmal verzauberte mich ihre Geschichte. „Hoffentlich finde ich auch meine große Liebe.“ Lächelnd nahm mich meine Oma in den Arm. „Alles zu seiner Zeit, Lottchen. Alles zu seiner Zeit.“

Helena Pernicka, Hilda-Gymnasium, Pforzheim (Klasse 6), Thema: Meine erste Liebe

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Lilli und die Schatten der Nacht

Schreibwettbewerb 2023

Zweiter Platz in der Klassenstufe 5 bis 7, Realschulen, Werkrealschulen und Gemeinschaftsschulen: Clara Schott über einen Mord.

Meyer

Bring, bring...“, Lillis Wecker klingelte. Sie gähnte und setze sich auf. 5 Uhr. Wieso muss der Wecker immer so pünktlich sein?, fragte sie sich. Sie stand auf und ging ins Bad. Eine halbe Stunde später stand sie in ihrer kleinen Küche und machte sich ein Müsli. Sie wollte heute in die Stadtbibliothek, um sich neue Sachbücher auszuleihen. Also packte sie ihren Bibliotheksausweis ein und lief die Treppen runter. Die Bushaltestelle war genau vor ihrer Wohnung. In der Bibliothek lief sie wie immer direkt in den zweiten Stock, in die Abteilung der Wissens- und Sachbücher. Sie suchte nach Büchern über das Sonnensystem. Sie hatte schon einige in der Hand, als ihr ein sehr dickes Buch in der Ecke des Bücherregals auffiel. Es war grau und unscheinbar, aber doch ein bisschen mysteriös. Sie trat näher und versuchte, den Titel des Buches zu entziffern: „Der Blutbaum“.

Das hat doch hier nichts zu suchen, in der Abteilung für Sachbücher. Bestimmt hat es jemand falsch eingeordnet, dachte sie. Sie nahm das mysteriöse Buch und ging zur Ausleihe. Die Bibliothekarin scannte es und machte ein verwundertes Gesicht. Sie sagte: „Dieses Buch ist nicht von uns.“ „Sind Sie sicher?“, fragte Lilli überrascht. „Ganz sicher, ich kenne alle Bücher in- und auswendig, so eins haben wir nicht.“ Lilli überlegte. „Dann habe ich es wohl aus Versehen mit auf den Stapel gelegt, den ich ausleihen wollte.“ Im Bus zurück nach Hause fragte sich Lilli, was das für ein Buch sei. Angekommen in ihrer kleinen Wohnung schlug sie es sofort auf. Auf der ersten Seite war ein Bild: ein Baum, auf dem Menschen an Ästen festgebunden waren.

Unheimlich. Sie blätterte weiter, die restlichen Seiten waren leer! Auf der Rückseite fiel ihr ein Aufkleber auf. Sie löste ihn vorsichtig ab und sah, dass da etwas stand. Ihr stockte der Atem. 14. Mai, Mitternacht, große Eiche, Komenderpark.

Das ist doch heute, schoss es ihr durch den Kopf. Sollte sie hingehen oder lieber doch nicht. Nein! Sie wusste, was sie wollte. Die Stunden vergingen, endlich war es Zeit, sich auf den Weg zu machen. Lilli, ganz in Schwarz gekleidet, packte ihre Taschenlampe und ihr Handy in ihre schwarze Gürteltasche. Der Komenderpark war ganz in der Nähe, und sie konnte locker in zehn Minuten dort sein. Schließlich stand sie vor dem Tor, durch das jeden Tag Hunderte von Menschen liefen. Jetzt war der Park menschenleer und das Tor verschlossen. „Och nö“, dachte Lilli. Klettern war noch nie ihre Stärke. Sie ging erstmal ein Stück an der hohen Mauer entlang, bis zu einem Mauerstück, wo ziemlich viele Einkerbungen waren. Dort kam sie, zwar mit Mühe, aber doch relativ gut, hoch. Und wie sollte sie auf der anderen Seite wieder runterkommen? Da fiel ihr ein dünner, aber sehr hoher Baum direkt an der Mauer auf. Dort konnte sie vielleicht herunterrutschen wie an einer Kletterstange. Gesagt, getan. Sie war froh, dass es klappte, und lief leise zum Spielplatz. Sie versteckte sich in der Röhre aus Stein und wartete.

Sie schaute auf die Uhr. Eine Minute vor Mitternacht. Oh mein Gott, dachte sie, gleich geht‘s los. Null Uhr! Nichts geschah. Plötzlich hörte Lilli ein schleifendes Geräusch. Sie lugte durch ein kleines Loch und sah eine schwarze Gestalt, die einen Beutel hinter sich her zog. Sie fragte sich, wie die Gestalt den offenbar sehr schweren Sack über die Mauer bekommen hatte. Hatte sie einen Schlüssel? Was die Gestalt dann machte, war einfach nur unheimlich. Sie band den Sack auf, heraus kam ein lebloser Körper!

Die Gestalt war sehr ungeduldig und fluchte. Dann hörte Lilli Schritte. Eine zweite Gestalt näherte sich der alten Eiche. Die Erste flüsterte: „Da bist du ja endlich. Wo warst du denn?“ Die zweite antwortete: „Ich wollte nur das Buch vernichten.“ „Ach, und das hat so lange gedauert?“, fragte die erste Gestalt wütend. „Ich habe überall gesucht, in jeder Abteilung. Es war nicht mehr da“, flüsterte die zweite Gestalt. „Was, das Buch ist weg?“, schrie die erste Gestalt. Also geht es um das Buch, dachte Lilli in ihrem Versteck. Ihr Herz pochte so laut, dass sie Angst hatte, die beiden könnten es hören. Jetzt packten sie noch ein Tuch aus. Sie legten den leblosen Körper auf das Tuch und schwangen es in die Höhe. Der Körper hüpfte immer höher und blieb schließlich quer auf einem Ast hängen. Die Gestalten packten alles zusammen und verschwanden im Dunklen. Lilli atmete tief durch. So schnell sie konnte, schlich sie den beiden hinterher. Die hatten tatsächlich einen Schlüssel für das Tor und schlossen gleich wieder ab.

„Oh nein“, dachte Lilli. Wie sollte sie jetzt aus dem Park kommen? Sie rannte zum Baum zurück, über den sie nach unten gerutscht war. Zu ihrer Verwunderung kletterte sie recht schnell nach oben und sprang auf der anderen Seite einfach runter. Gerade sah sie noch die Rücklichter des Autos, mit dem die Gestalten davonfuhren. Sie wählte die 110. Sie sagte ihren Standort und die Richtung, in die das Auto gefahren war. Am nächsten Morgen klingelte das Telefon. Es war der Kommissar. Er bedankte sich bei Lilli, dass sie so mutig war und alles beobachtet hatte. Dann bat er sie ins Präsidium. Dort angekommen, fragte sie nach dem Zimmer des Kommissars. „Raum 15“, sagte die nette Frau am Tresen. „Hallo, Du musst Lilli sein“, sagte der Kommissar, der schon in der Tür wartete. „Komm rein.“ Lilli trat ein. „Haben Sie die beiden gefasst? Wissen Sie schon das Motiv?“, fragte sie ganz aufgeregt. „Ja, wir haben die Täter. Die Leiche, die du gesehen hast, war ein Obdachloser, den sie vergiftet haben. Die beiden haben vor ein paar Monaten eine große Bank ausgeraubt und die Beute im Komenderpark vergraben. Da dort aber tagsüber viele Menschen sind, wollten sie die vergraulen, indem sie eine Leiche dort aufhängen. Dann hätten sie die Beute ungestört ausgraben können und wären längst über alle Berge. Das hast du verhindert. Ich danke dir.“ „Oh, danke schön“, antwortete Lilli geschmeichelt. Nach diesem Gespräch ging sie erst mal in ihr Lieblingscafé und trank Melonensaft. Perfekt.

Clara Schott, Verbandsschule im Biet, Steinegg (Klasse 6), Thema: In der Dunkelheit… (Krimi)

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Große Gefühle

Schreibwettbewerb 2023

Zweiter Platz in der Klassenstufe 8 bis 10, Realschulen, Werkrealschulen und Gemeinschaftsschulen: Stella Jüngling über unerwartete Empfindungen.

Meyer

Auf dem Heimweg schaute Ace nicht, wohin er ging, und stieß in einen Skateboard fahrenden Jungen. Der Junge fiel vom Board. „Tut mir leid, ich habe dich nicht gesehen“, sagte Ace. „Ist nicht so schlimm, keine Sorge“, sagte der Junge. Ace half dem Jungen wieder aufzustehen. „Vielen Dank“, sagte der Junge zu Ace mit einem Lächeln.

Die Wege der beiden trennten sich nun, und auf dem Weg merkte Ace, dass er ein komisches Gefühl im Bauch hatte, als er den Jungen anschaute und sein Lächeln sah. Ein Gefühl, das er noch nie zuvor gefühlt hatte, und er wusste nicht, was das sein könnte. Vielleicht war es ja, weil er kaum mit Menschen redete und es ihm gerade peinlich war. „Ich bin wieder zuhause, Mama!“, rief Ace. Er ging gleich in sein Zimmer und vertrieb sich die Zeit mit Social Media.

Noch immer in Gedanken machte sich Ace bettfertig und schlüpfte dann unter die Bettdecke. Als er kurz davor war, einzuschlafen, erinnerte er sich an die Begegnung mit dem Skateboard-Jungen. Wieder überkam ihn dieses komische Gefühl, und er wusste immer noch nicht, was es bedeuten sollte. Ace überlegte, aber er konnte es nicht zuordnen. „Bin ich krank?“, fragte er sich. Entschieden schüttelte er bei diesem Gedanken seinen Kopf. Er schloss die Augen und versuchte zu schlafen. Aber in der Nacht wachte er immer wieder auf, weil seine Gedanken an den Skateboard-Jungen kein Ende setzten.

Seine Mutter setzte ihn am nächsten Morgen vor der Schule ab. „Viel Spaß, mein Schatz!“, rief sie aus dem Auto. Ace winkte nur und ging ins Schulgebäude. Er setzte sich an seinen Platz und schaute aus dem Fenster, bis jemand auf seinen Tisch schlug. Es war Jake. Sie redeten bis Jake versuchte, auf dem Tisch zu sitzen, er fiel jedoch runter. „Der arme Tisch“, scherzte Ace. „Wow, nicht mal fragen, wie es mir geht“, scherzte Jake zurück. „Der Tisch kostet halt was, du nicht“, sagte Ace und Jake machte nur dumme Grimassen. Fünf Minuten vor dem Klingeln ging Jake in sein eigenes Klassenzimmer. Der Lehrer kam und begrüßte die Klasse. „Die meisten wissen ja, dass wir einen neuen Schüler bekommen“, fing der Lehrer an zu reden. „Ein neuer Schüler? Wusste ich gar nicht“, dachte sich Ace. „Ich bitte euch, ihn gut zu behandeln, damit er sich wohlfühlt.“ Ace ignorierte den Fakt, dass der Lehrer ihn ermahnend anschaute. „Du kannst hereinkommen“, rief der Lehrer und der Neue kam rein. Ace traute seinen Augen nicht. Es war der Junge, mit dem er am Vortag zusammengestoßen war. „Das kann ja nur besser werden“, dachte sich Ace.

„Stellst du dich bitte vor?“, bat der Lehrer und der Neue fing an zu reden. „Ich heiße Luke, ich bin 16 Jahre alt und ich liebe das Skateboarden. Hat noch jemand Fragen?“ Larissa meldete sich. „Ja?“, sagte er. „Bist du vergeben?“, fragte sie Luke. Er schüttelte den Kopf und die Mädchen, die vorne saßen, rasteten komplett aus. „Was ist so besonders an ihm?“, dachte sich Ace. „Du kannst dich zu Ace setzen. Ace, bitte melde dich!“, sagte der Lehrer. „Ach, und Ace wird dir die Schule zeigen“, sagte der Lehrer mit einer ernsten Stimme. Ace hob seine Hand, und Luke lief zu ihm.

„Ace also. Schön, dich wiederzusehen“, sagte Luke. „Mhm ja“, erwiderte Ace leise und malte auf seinen Block, den er vorher rausgenommen hatte. „Nicht so gesprächig wie gestern was?“, fragte der Junge nach. Ace nickte nur und schenkte dem nun beginnenden Unterricht seine komplette Aufmerksamkeit. Ace spürte ein paar Mal Blicke auf ihm, aber das ignorierte er so gut, wie es ging.

In der Pause ging Ace zu seinem Stammplatz. Da Jake und Lucy seit der zweiten Schulstunde auf einem Klassenausflug waren, saß er ganz allein. Er nahm heimlich seine Kopfhörer raus und hörte Musik. Er merkte nicht, dass eine Person hinter ihm stand. „Darf ich mich zu dir setzen?“, kam es von der Person. Ace drehte sich um und sah Luke direkt in seine blauen Augen. Er fühlte sich in Lukes Augen gefangen und war wie erstarrt. Luke tippte Ace ein paar Mal auf die Schulter, bis er aus seiner Starre erwachte. „Keine Antwort ist auch eine Antwort“, sagte Luke und setzte sich zu Ace. „Wann willst du mir denn die Schule zeigen?“, fragte Luke Ace. Ace überlegte kurz und schaute auf sein Handy. „Wir hätten jetzt gleich eine Freistunde, dann kann ich dir alles zeigen“, sagte Ace und widmete sich wieder seinem Essen. Während Ace aß, scrollte Luke durch Instagram und andere Social Media Plattformen. Ace packte sein Essen zusammen und gab Luke ein Zeichen, dass sie loskonnten. „Das ist die Turnhalle“, sagte Ace. „Die Schule ist so groß! Ich verlaufe mich doch bestimmt“, jammerte Luke. „Ich musste mich auch erst daran gewöhnen“, gähnte Ace vor sich hin. „Nicht gut geschlafen?“, fragte Luke. „Geht, bin nachts nur ein paar Mal aufgewacht“, beschwerte sich Ace.

Nach der Schule gingen Ace und Luke zusammen vom Schulgelände und warteten auf den Bus, da sie den vorherigen verpasst hatten. Der Bus war so gut wie leer, nur zwei bis drei Menschen saßen in dem Bus. Ace versuchte, die Augen offen zu halten, aber es gelang nicht. Er schlief ein und sein Kopf rutschte auf Lukes Schultern. Luke erschrak kurz, schaute dann aber in Aces schlafendes Gesicht. Er legte einen Arm um Ace, weil dieser jede Sekunde von seinem Sitzplatz zu fallen drohte, und legte seinen Kopf auf den von Ace. Es stiegen drei Mädchen ein, die Fotos von dem süßen Ereignis machten, aber das war Luke egal. Er wollte den Moment genießen. Nach einer Weile musste Luke aussteigen und weckte Ace. „Ich muss jetzt aussteigen, wir sehen uns morgen“, sagte Luke und stieg aus dem Bus aus, als er anhielt. Erst als Luke ausstieg, merkte Ace, dass er seine Haltestelle verpasst hatte, ging schnell aus dem Bus und suchte Luke. Als er ihn sah, ging er hinter ihm her.

Luke merkte das nicht, und Ace nutzte die Chance, ihn zu erschrecken. „Boooo“, kam es hinter Luke. Luke drehte sich um und schaute in die braunen Augen von Ace. Er blinzelte mehrmals, als er bemerkte, dass er Ace anstarrte. „Das mit dem erschrecken musst du noch üben, und warum bist du nicht im Bus geblieben? Hast du mich schon so sehr vermisst?“, sagte Luke. „In deinen Träumen, du Spinner, ich habe nur meine Haltestelle verpasst, und es dauert wegen der Baustelle jetzt eine Weile bis der nächste kommt“ meckerte Ace. „Willst du noch zu mir? Meine Mutter kann dich fahren, wenn du willst“, bot Luke dem Teenager an. Ace nickte, und Luke nahm die Hand von dem Teenager und sie liefen dann los. Ace bekam wieder dieses Gefühl im Bauch als wären da Schmetterlinge drin, weil Luke deren Hände verschränkte. Er zog seine Hand aber nicht weg, obwohl er sowas nicht mochte. Er wusste selbst nicht warum. An der Tür angekommen schloss Luke auf. Er fragte seine Mutter dann, ob sie Ace nach Hause fahren könnte, und sie nickte. Am Abend machte sich Ace Bett fertig. Als er versuchte zu schlafen, dachte er immer wieder an Luke. „Was ist bloß los mit mir? Schon das erste Mal, als ich ihn sah, war dieses komische Gefühl da. Was ist das bloß für ein Gefühl? Ich bekomme es immer wieder, wenn ich ihn sehe“, flüsterte Ace vor sich hin. „Kann es sein das ich ihn...liebe? Bin ich schwul? Liebt er mich auch? Würden meine Freunde und Familie mich akzeptieren, wenn sie wüssten, dass ich anders rum bin? Vielleicht sollte ich nicht so viel darüber nachdenken, ich bin mir meiner Gefühle ja noch nicht ganz bewusst. Die Zeit wird die Antwort schon bringen“, schwirrte es Ace durch den Kopf.

Stella Jüngling, Otterstein-Realschule, Pforzheim (Klasse 8), Thema: Meine erste Liebe.

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Unter dem Kirschenbaum

Schreibwettbewerb 2023

Erster Platz in der Klassenstufe 8 bis 13, Gymnasien: Mattea Franz über einen raffinierten Plan.

Meyer

Schweigend schaufelten sie die Erde über den gerade eingepflanzten Kirschbaumsprössling. „Halt ihn nicht so schräg! Er soll geradestehen, wie der andere!“, fuhr Elsa die erschöpfte junge Frau an. „Ich könnte auch das Schaufeln übernehmen, wenn es Ihnen zu schwer ...“. Sie verstummte beim warnenden Blick von Elsa. In Stille beendeten sie ihr Tun.

48 Stunden zuvor

Wie jeden Abend macht es sich Elsa in ihrem Lesesessel – den sie aber nie zum Lesen nutzte – bequem. Eher fand er seine Brauchbarkeit bei Elsas Abendritualen. Die bestanden zum einen aus einer heißen Tasse Tee und zum anderen daraus, ihre Nachbarn von gegenüber zu beobachten und sich dann über deren Verhalten aufzuregen. Gelegenheiten gab es ihrer Meinung nach genug. Ein großer Dorn im Auge war die junge Familie mit ihren zwei Rotzgören, die erst neulich in eines der Reihenhäuser gezogen war. Dies galt auch für den Nachbarn aus Haus Nummer 43. Herr Albrecht liebte Gartenarbeit. Ihr Mann Henry – möge er in der Hölle verrotten – hatte Gartenarbeit ebenfalls geliebt. Wahrscheinlich war es auch das Einzige, was er jemals geliebt hatte. Fast schon krankhaft hatte er sich um seinen Garten gekümmert. Als er noch am Leben war, hatte er ihr nie erlaubt, auch nur einen Fuß in sein „Heiligtum“ zu setzen. Es trotzdem getan zu haben, bereute Elsa bis heute zutiefst. Nicht, weil sie womöglich etwas im Garten ihres Mannes kaputtgemacht hatte oder Henry wütend war, sondern weil sie nun für immer die Folgen mit sich trug.

Aufgrund des Treppensturzes konnte sie nur noch leichte Arbeiten verrichten und dank der inneren Blutungen hatte sie lange Zeit Probleme, wieder in ihren Alltag zurückzukehren. Doch nach seiner Tat hatte sie Henry für alles büßen lassen. Dank ihr musste er nun in der Hölle für seine Missbräuche geradestehen. So stellte sie es sich zumindest vor und verspürte dabei große Genugtuung. Ebenfalls gerne sah sie deshalb Jahr für Jahr zu, wie der Garten immer mehr verwilderte und ungepflegter wurde. Und deswegen hasste sie es auch so, wenn der gartenarbeitsbegeisterte Albrecht ihr anbot, sich mal darum zu kümmern. Die einzigen Nachbarn, die sie einigermaßen leiden konnte, war das junge Paar, das erst vor einem Jahr ins Haus Nummer 42 gezogen war. Sie kannte ihre Namen nicht, doch sie wusste, dass die junge Frau mit den auffällig pinken Haaren gerne vormittags auf dem Balkon las, sie keinen Lärm machten und keine Kinder hatten. Der Mann hielt den Rasen und die Büsche kurz.

Sie waren angenehme Nachbarn – tagsüber. Keiner wusste so gut wie Elsa, welche Geschichte sich hinter der Fassade des perfekt getrimmten Rasens eigentlich abspielte. Die Streitereien wurden über die Wochen hinweg immer heftiger, die junge Frau wurde meist laut und hysterisch, während ihr Mann begann sie anzuschreien und übel zu beschimpfen. In den letzten Tagen hatte Elsa sogar Geschirr zerspringen hören. Gestern Abend gab es mal wieder einen sehr unangenehmen Streit über Geld, aber heute Morgen schien wieder alles gut zu sein. Gierig auf neue Entwicklungen bei ihren Nachbarn observierte sie sie am Abend aus dem Fenster, aber heute waren sich die beiden wohl mal einig. Also beschloss Elsa, sich schlafen zu legen. Mitten in der Nacht wachte sie auf. In ihrem Traum sah sie ihren Mann mit seiner blutverschmierten Heckenschere vor ihrem Bett stehen. Schweißgebadet wachte sie auf und knipste ihr Licht an.

Sie vernahm ein metallisches Klirren. Erschrocken schaute sich Elsa um. Da war niemand. Doch! Da war es wieder, das Klirren! Es kam von draußen. Vorsichtig schlich sie zum Fenster. Im Vorgarten von Haus Nummer 42 grub jemand im Schutze der Nacht ein Loch. Elsa riss ihre Augen auf, als ihr bewusstwurde, was dort gerade geschah. Gespannt verfolgte Elsa das Geschehen, bis die vermummte Gestalt ins Haus ging, um nur kurz danach wieder mit einem unförmigen Sack hinter sich herziehend aus dem Haus zu kommen. Als die dunkle Gestalt den Sack in das Loch hievte, rutschte die Kapuze vom Kopf und die leuchtend pinken Haare der jungen Nachbarin kamen zum Vorschein. Elsa spürte eine gewisse Freude in sich aufsteigen. Sie hatte sich kaum noch an dieses befriedigende Gefühl erinnern können. Das letzte Mal war vor über 40 Jahren gewesen, als sie selbst an der Stelle der jungen Frau gewesen war. Dieses Gefühl verging sofort wieder, als sie bemerkte, dass ihre Nachbarin niemals damit durchkommen würde. Spätestens die Mutter des Mannes, die regelmäßig vorbeikam, würde nach ihm fragen. Und ein riesiger Erdhaufen im perfekt gepflegten Garten war nun auch nicht gerade unauffällig. Das arme Ding war geliefert und würde ihr Leben nicht mehr in Freiheit genießen können. Elsa erinnerte sich an jene Nacht vor 40 Jahren. Wie verzweifelt sie war. Wie hilflos sie sich fühlte. Ihr Kopf arbeitete auf Hochtouren, sie konnte nur allzu gut nachempfinden, was ihre Nachbarin gerade durchmachte. Elsa konnte es nicht mehr unterdrücken, eine unfassbare Wut kochte in ihr hoch. Sie hatte sich zu Lebzeiten ihres Mannes nicht schützen können, doch jetzt war sie endlich frei. Genau wie die junge Frau aus Haus Nummer 42, nur dass dieser das Gefängnis drohte, wenn Elsa nicht schleunigst etwas unternahm.

In der darauffolgenden Nacht wartete sie, bis gegenüber endlich das Licht ausging, damit sie ihren Plan in die Tat umsetzen konnte. Neben ihrem prächtigen Kirschbaum schaufelte sie mit großer Mühe eine tiefe Grube. Beim Ausgraben der schlecht versteckten Leiche im Nachbarsgarten musste sich Elsa nun endgültig eingestehen, dass sie nicht mehr die Jüngste war und ihr dies vor 40 Jahren wesentlich leichter gefallen war. Doch die davon rinnende Zeit ließ sie weitermachen. Die Beziehung des jungen Paares hatte sie so sehr an ihre eigene erinnert. Es hatte ihre lang verdrängten Schmerzen wieder hervorgerufen, sie musste das hier und jetzt zu Ende bringen. Mit den ersten Sonnenstrahlen beendete sie ihre Arbeit.

Die Grube war noch einen halben Meter tief, aber den würde sie gleich noch auffüllen. „Und ich soll Ihnen jetzt helfen, hier einen Kirschbaum zu pflanzen?“, fragte die Nachbarin verwundert, nachdem Elsa sie aus ihrem Haus geklingelt und darum gebeten hatte. In all den Monaten hatte sie nicht mehr als einen Gruß mit der alten griesgrämigen Frau ausgetauscht. „Ich bin eine alte Frau“, erwiderte Elsa, „ich brauche jemanden, der mir den Baum hält.“ Schweigend schaufelte sie Erde über den Kirschbaumsprössling. „Halt ihn nicht so schräg! Er soll geradestehen, wie der andere“, fuhr Elsa die erschöpfte junge Frau an. „Ich könnte auch das Schaufeln übernehmen, wenn es Ihnen zu schwer ...“, sie verstummte beim warnenden Blick von Elsa. In Stille beendeten sie ihr Tun. Elsa bedankte sich für die Hilfe und steckte ihrer Nachbarin heimlich eine Notiz zu, bevor sie sich verabschiedeten. „Holen Sie sich einen Anwalt und entfernen Sie das Make-up von Ihren Wunden, die Polizei soll sehen, was das Schwein Ihnen angetan hat.“ Elsa ging zurück ins Haus und rief die Polizei. Kurze Zeit später hielt ein Streifenwagen vor Haus Nummer 42. Ihrer Nachbarin wich die Farbe aus dem Gesicht, als sie die beiden Polizisten aussteigen sah. Doch sie hatte den Zettel von Elsa offensichtlich gelesen, denn man sah von weitem ganz deutlich die geschwollene Lippe und das blaue Auge.

48 Stunden später

Elsa hatte es sich gerade unter dem Baum gemütlich gemacht, als die Nachbarin aus Nummer 42 mit einer Kanne heißem Tee vor ihr stand. Elsa blickte hoch: „Du durftest gehen?“ „Zu wenig Beweise, friedlich diese Stille hier.“ Elsa nahm nickend eine Tasse Tee. „Unter den Kirschbäumen findet jeder seine Ruhe.“

Mattea Franz, Lise-Meitner- Gymnasium, Königsbach (Klasse 9), Thema: In der Dunkelheit… (Krimi)

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Abenteuer in der Dunkelheit

Schreibwettbewerb 2023

Dritter Platz in der Klassenstufe 5 bis 7, Gymnasien: Jona Noack über zwei junge Helden.

Meyer

Wie jeden Morgen ging Karl zum kleinen Kiosk an der Ecke. Noch müde schob er das Geld für seinen alltäglichen Schokoriegel über den Tresen, doch da sah er die Schlagzeilen in den Zeitungen. Der Morgenbote berichtete: „Gemälde gestohlen – Millionenschaden“, die „Morgen News“ erzählten: „Einbruch im Schloss – Polizei tappt im Dunkeln“. So zogen sich die Schlagzeilen durch alle Zeitungen. „Was für ein spannender Fall. Wäre das nicht was für Tim und mich?“, überlegte Karl. So kaufte er an diesem Morgen nicht seinen Schokoriegel, sondern eine Zeitung. Als er wieder zu Hause war, wählte er hastig die Nummer von Tim: „Hast du schon das Neuste gehört? Es wartet eine Aufgabe auf uns!“ Schon ein paar Minuten später hörte Karl das Klappern von Tims Schutzblechen. Sein Fahrrad war wirklich uralt.

Schon während er vom Rad sprang, haspelte er aufgeregt: „Was ist denn passiert?“ Karl erzählte ihm alles, was er aus der Zeitung erfahren hatte: Dass in einem Schloss eingebrochen wurde und dass wertvolle Bilder gestohlen worden waren. Da rief Tim: „Du Karl, ich war mal auf einer Burgführung mit meiner Schulklasse, und da hingen im Schloss ganz viele Bilder rum. Vielleicht ist es ja das richtige Schloss.“ So schnell sie konnten, radelten Karl und Tim zum Schloss. Der Schlossherr empfing sie unfreundlich: „Was wollt ihr denn hier? Hier wurde eingebrochen! Kinder haben hier nichts zu suchen.“ „Wir sind Detektive und wollen diesen Fall für sie lösen“, erwiderte Tim, doch der Schlossherr blieb hartnäckig und schlug ihnen die Tür vor der Nase zu. So mussten sie wohl oder übel wieder gehen.

Doch sie wollten nicht aufgeben. Ihr Ehrgeiz war geweckt, immerhin hatten sie schon das richtige Schloss gefunden. Bei Einbruch der Dunkelheit schlichen sie vorsichtig aus dem Haus und holten ihre Fahrräder aus der Garage. Sie schoben sie zuerst ein Stück, denn sie wollten nicht, dass das Klappern von Tims Schutzblechen ihre Eltern aufweckte. Die schliefen glücklicherweise tief und fest, und so konnten Tim und Karl ohne Probleme zum Schloss radeln. Im Hof des Anwesens versteckten sie sich hinter einer großen Statue, einem dicken steinernen Kerl mit Schnauzbart, hoch zu Ross. Ein Käuzchen schrie, dann war es leise. Doch da schrie es noch mal! „Wie unheimlich!“ Tim lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Plötzlich schrie das Käuzchen noch ein drittes Mal und im Gebüsch raschelte etwas. Tim und Karl rutschten enger zusammen und schauten sich erschrocken um. Es wurde ihnen abwechselnd heiß und kalt, denn beide wussten: Wenn ein Käuzchen drei Mal schrie, bedeutete das Unglück.

Sie waren noch dabei, die Ursache des Raschelns im Gebüsch zu finden, als die Kirchturmuhr im Dorf zwölf Uhr schlug. Der Glockenton hallte leise durch die Nacht, als plötzlich eine Gestalt über den Burghof schlich. Sie hielt geradewegs auf die dunkelste Ecke des Schlosshofes zu. Karl und Tim schauten sich an. „I...ich gl...laube da ist die Gruft des Schlosses. D...die durften w...wir bei unserer Führung nicht besichtigen“, stammelte Tim leise. „Was machen wir jetzt?“ Mit einem Schaudern sagte Karl: „Wir müssen hinterher.“ Die beiden linsten hinter den Beinen des steinernen Pferdes hervor, um die Lage zu klären. „Die Luft ist rein“, wisperte Karl und huschte hinter der Statue hervor, Richtung Gruft. Tim folgte ihm wie ein Schatten. Vorsichtig stiegen sie die drei Stufen zu der hölzernen Tür hinab. Diese stand einen Spalt breit offen. Hier war die Gestalt hindurchgegangen, eindeutig!

Vorsichtig schoben Tim und Karl die Tür auf. Ein lautes Knarren durchschnitt die Stille der Nacht. Die beiden betraten die Gruft und schauten sich um. Sie waren aufs Äußerste gespannt, doch es war niemand zu sehen. Nur ein alter, mit Spinnweben überzogener Steinsarg stand in der Mitte. Im Licht des Vollmondes, das durch die halboffene Tür schien, versuchten sie herauszufinden, wohin die geheimnisvolle Gestalt verschwunden war. Sie klopften die Wände ab, um lose Steine zu finden, sie untersuchten jede Mauernische und jedes steinerne Ornament, das die Gruft schmückte. Sie suchten lange, doch erfolglos. Erschöpft ließen die Freunde sich gegen den Sarg sinken. Plötzlich entdeckten sie, dass an einer Ecke keine Spinnweben mehr hingen. Es wirkte ganz glatt und sauber. Karl strich mit dem Finger darüber. Sofort war ein Knarren zu hören. „Was war das?“, fragte Tim, während ihm alles Blut aus dem Gesicht wich. Jedoch merkten die Freunde gleich, was da knarrte, denn langsam hob sich der Sargdeckel an. Sie hielten den Atem an.

Zum Glück lag im Sarg keine alte verschimmelte Leiche, sondern es führte eine alte Steintreppe in die Dunkelheit. Tim und Karl zögerten, doch schließlich folgten sie der Treppe nach unten. Nach einer Kurve konnten sie einen Lichtschimmer erahnen. Vorsichtig folgten sie dem Licht und sahen einen hell erleuchteten Raum. Das Licht sah so aus, als würde es von LED-Leuchten ausgestrahlt. Vorsichtig traten sie ein und was sie dort sahen, raubte ihnen den Atem. In der Kammer stapelten sich Goldbarren, die gestohlenen Bilder und andere Schätze. In der Mitte stand der Burgherr und guckte überrascht, als er die Kinder sah: „Ihr seid mir also gefolgt und habt heimlich herumgeschnüffelt. Dafür werdet ihr hierbleiben müssen bis ich mit meinem Schatz abgehauen bin.“ „Aber“, stotterte Karl, doch Tim schrie: „Renn! Schnell raus hier!“ So schnell sie konnten, sprinteten sie die Stufen in die Gruft hinauf und warfen den Sargdeckel zu. Aber Tim rief: „Wir müssen den Sarg mit irgendetwas verschließen! Sonst kommt der Schlossherr hoch.“ Fieberhaft suchten beide nach einer Möglichkeit, den Sarg zu verbarrikadieren, doch sie fanden nichts. So beschloss Karl: „Ich setze mich obendrauf, dann kann der Schlossherr nicht raus. Du radelst zur nächsten Telefonzelle und rufst die Polizei.“ Also setze sich Karl auf den Sarg. Fast gleichzeitig wollte der Schlossherr den Sarg öffnen, aber er scheiterte. Vor Wut brüllend schmiss er sich gegen den Deckel und schrie: „Ihr verdammten Gören! Lasst mich raus!“ Doch es nutzte nichts. In dem Augenblick kam die Polizei und nahm den Betrüger fest. Er wurde in Handschellen abgeführt. Karl und Tim aber waren über Nacht zu Helden geworden.

Jona Noack, Hilda-Gymnasium, Pforzheim (Klasse 6), Thema: In der Dunkelheit… (Krimi)

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