Vesperkirche Mühlacker
Fanny Askani, Hanna Maisenbacher, Frank-Ulrich Seemann und Susanne Weißenstein (von links) organisieren die 1. Vesperkirche im Seniorenzentrum und Mehrgenerationenhaus St. Franziskus in Mühlacker.
Meyer
Pforzheim
Erste Mühlacker Vesperkirche: Eine warme Mahlzeit in der Gemeinschaft

Pforzheim. Alte und junge Menschen, mit Arbeit und ohne Arbeit, belastete, erschöpfte, kontaktfreudige Menschen, Alleinstehende und Familien – sie alle sind bei der 1. Mühlacker Vesperkirche vom 21. bis 28. Januar 2024 eingeladen.

Nach mehreren Jahren der Überlegung, ob oder ob nicht eine Vesperkirche stattfinden soll, ist nun die evangelische Gesamtkirchengemeinde Mühlacker Trägerin des Projekts – in ökumenischer Verbundenheit mit Menschen aus anderen Konfessionen. Die Vikarinnen Hanna Maisenbacher (Paulus-Gemeinde), Fanny Askani (Ötisheim) und Susanne Weißenstein (Maulbronn) sowie Frank-Ulrich Seemann realisieren die Vesperkirche gemeinsam.

Vesperkirche Mühlacker
Hanna Maisenbacher, Susanne Weißenstein und Miriam Treut (von St. Franziskus, von links) planen die Essensausgabe.
Meyer

„In Mühlacker gibt es viel versteckte Armut. Heizkosten und Lebensmittelpreise sind im letzten Winter in die Höhe geschossen“, weiß Hanna Maisenbacher. „Deshalb wollen wir eine Woche lang Vesperkirche umsetzen.“ Noch ist das Team am Organisieren. „Finden wir genügend Helfer und Sponsoren?“ Zumindest die Sponsorensuche ist beendet: Die PZ-Hilfsaktion „Menschen in Not“ unterstützt die 1. Vesperkirche Mühlacker mit mehreren tausend Euro, damit alle Unkosten gedeckt sind.

Vesperkirche Mühlacker
Frank-Ulrich Seemann und Heimleiterin Alexandra Rapp hoffen auf eine harmonische erste Vesperkirche.
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Idealer Veranstaltungsraum

„Klassischerweise findet eine Vesperkirche auch in einer Kirche statt“, sagt Frank-Ulrich Seemann. Doch weder Paulus-Kirche, noch St. Andreas oder Paul-Gerhard seien ideal als Austragungsort einer Vesperkirche.

Und so kam das Quartett auf die katholische Einrichtung St. Franziskus Seniorenzentrum und Mehrgenerationenhaus an der Erlenbachstraße. Denn der Veranstaltungsraum dort liegt ideal, auch direkt neben dem hausinternen Kirchenraum. Der Zugang ist barrierefrei und direkt aus dem Garten im Erlenbachtal möglich. Die Nutzung der angrenzenden Küche ist ohne Einschränkungen zugesagt.

„Wir wurden hier sehr offen aufgenommen und dürfen die Räumlichkeiten kostenfrei nutzen“, sagt Hanna Maisenbacher. „Wir sind gerne Austragungsort der Vesperkirche“, sagt Alexandra Rapp, Leiterin der Einrichtung, die sich auch schon mit der Organisation einer Vesperkirche auseinandergesetzt hat.

Zum Auftakt der 1. Vesperkirche Mühlacker wird am Sonntag, 21. Januar 2024, ab 10.30 Uhr, der Eröffnungsgottesdienst mit Dekan Jürgen Huber stattfinden. „Für den ersten Tag haben wir hundert Essen bestellt“, verraten die Vikarinnen. Der Caterer sei ganz flexibel. „Wir können jederzeit nachbestellen und dann auch Reste mitgeben.“

Die Vesperkirche ist bis Sonntag, 28. Januar, täglich von 11.30 bis 14 Uhr geöffnet. Eine warme Mahlzeit, Kaffee, Tee, alkoholfreie Getränke und Kuchen gibt es kostenlos. „Eine Spendenbox werden wir aufstellen.“ Täglich um 13 Uhr soll es auch einen geistlichen Impuls als Nahrung für die Seele geben. Eine Anmeldung ist allerdings nicht erforderlich. „Jeder darf kommen und ist herzlich willkommen.“ Jeden Tag wird es ein vegetarisches und ein Fleischgericht ohne Schweinefleisch geben.

Ein abwechslungsreiches kulturelles Programm umrahmt die Aktion. Sozialarbeiter werden auch vor Ort sein, genauso wie Friseure und Ärzte. „Ideal wäre ein Fahrdienst zu den umliegenden Dörfern“, sagt Frank-Ulrich Seemann. Hier suche man nach Lösungen. „Wir hoffen, dass wir dann viele glückliche Gesichter sehen.“

Wer mithelfen möchte, meldet sich bei: Hanna Maisenbacher, 07041/8184882, hanna.maisenbacher@elkw.de, Fanny Askani, fanny.askani@elkw.de, Susanne Weißenstein, susanne.weissenstein@wlkw.de, oder Frank-Ulrich Seemann, 07041/45515, fuseemann@gmx.de.

Das sind die großen Weihnachtsprojekte

Im Rahmen der Weihnachtsaktion 2023 stehen vier große Aktionen in Pforzheim und der Region im Vordergrund.

  • Unterstützung erhält die ökumenische Suppenküche in Pforzheim. Ehrenamtliche kochen und umsorgen Menschen, die sonst kein warmes Mittagessen einnehmen könnten. Die Zahl der Bedürftigen wird immer größer und somit ist die Suppenküche auf mehr Spendengelder angewiesen.
  • Jedes Jahr unterstützt „Menschen in Not“ die Pforzheimer Vesperkirche. Im kommenden Jahr sind dafür 40 000 Euro geplant. In Remchingen gab es 2023 erstmals eine Vesperkirche, die ein großer Erfolg war. Der Hilfsverein der Pforzheimer Zeitung wird die Remchinger unterstützen. Ebenso gefördert wird die Mühlacker Vesperkirche, die im Januar 2024 erstmals stattfindet.
  • Damit das Team vom Pforzheimer Haus der Jugend mit den Mädchen und Jungen immer mobil und aktiv sein kann, wird ein neuer Kleinbus benötigt, der viele Jahre im Stadtgebiet und der Region unterwegs sein soll. Den Neun-Personen-Sitzer wird „Menschen in Not“ maßgeblich finanzieren.
  • Das vierte große Projekt hat bereits Tradition. Es geht um die Tafeln in Pforzheim, Mühlacker, Remchingen und Bad Wildbad/Calmbach. Die Tafeln erhalten pro Monat 5000 Euro an Förderbetrag, um schnell vergriffene Lebensmittel kaufen zu können. Die Nachfrage ist riesig und wächst stetig. „Menschen in Not“ möchte deshalb die Unterstützung im Jahr 2024 fortsetzen. 

In Remchingen findet im Januar die zweite Vesperkirche statt

Die Remchinger Vesperkirche wurde im Januar 2023 eine Woche lang zu einem wertvollen Ort der Begegnung und für alle zu einem besonderen Erlebnis, bilanziert Karl-Heinz Stengel, Vorsitzender der Diakoniestation Remchingen. Der Zustrom geflüchteter Menschen aus der Ukraine und die massiv gestiegenen Lebensmittelpreise hätten 2022 zu einem Ansturm auch auf die Tafel Remchingen geführt. Für die Verantwortlichen sei dies Anlass gewesen, über das Angebot einer Vesperkirche in Remchingen nachzudenken. „Die Resonanz war von Anfang an überwältigend“, erinnert sich Stengel. Die Helferlisten füllten sich innerhalb weniger Tage, das Küchen-Team nahm eine Woche Urlaub, aus einem Sonderprogramm der Evangelischen Kirche wurden Fördermittel bereitgestellt.

„Es zeigte sich, dass im ländlichen Raum stärker als in der Stadt Hemmschwellen überwunden werden müssen.“ Von Tag zu Tag sei die Zahl der Gäste dann aber deutlich angestiegen. „Alles war restlos zum Ende der Woche aufgegessen. Insgesamt wurden 585 Mittagessen mit Produkten aus der Region gekocht und den Gästen an den Tischen mit viel Liebe und Zuwendung serviert“, berichtet der Vorsitzende weiter. Insgesamt 90 Helfer haben sich ehrenamtlich in der Remchinger Vesperkirche engagiert. Vom ersten Tag an wurde das Gemeindehaus im Kutscherweg als einladender Ort der Gastfreundschaft mit einer wohltuenden Atmosphäre wahrgenommen.

Und deshalb findet von Sonntag, 21. bis Samstag, 27. Januar 2024 jeweils von 11.30 bis 14 Uhr die zweite Remchinger Vesperkirche statt. Die PZ-Hilfsaktion „Menschen in Not„ wird das Projekt mit mehreren tausend Euro unterstützen. suk Nähere Infos unter www.diaknie-remchingen.de oder telefonisch unter (0 72 32)3 69 30, Katrin Bauer und Karl-Heinz Stengel.

Vesperkirche Pforzheim feiert Jubiläum

Im Jahr 2024 findet die Pforzheimer Vesperkirche vom 21. Januar bis 18. Februar täglich von 11 bis 15.15 Uhr zum 25. Mal statt. Doch die Verantwortlichen empfinden dieses „Jubiläum“ weniger als einen Grund zum Feiern, sondern sehen darin eine Mahnung an die Verantwortlichen in der Stadt, sagt Frank Johannes Lemke, kommissarischer Vorstandsvorsitzer der Ökumenischen Vesperkirche: „Es muss als Schande empfunden werden, dass es in unserem reichen Bundesland eine solche Einrichtung geben muss.“ In den vergangenen Jahren kamen täglich rund 420 bis 480 Gäste, die nicht nur ein warmes und günstiges Mittagessen begehrten, sondern auch Gemeinschaft suchten. Und in der Tat erlebten die Verantwortlichen zahlreiche Schicksale: Gebrochene Menschen, die nach einem Unfall behindert und erwerbslos sind, Menschen, die den Tod ihres Ehepartners nicht verkraftet haben, Schwerkranke und anders vom Leben „gebeutelte“ Menschen, Flüchtlinge und Obdachlose, vergessene und seelisch kranke Menschen. Ein Vesperkirchentag beginnt mit einer Andacht, anschließend folgt ein Frühstück, dem sich Mittagessen sowie Kaffee und Kuchen anschließen, bis der Tag mit der Vespertüte zum Mitnehmen endet. Das Personenaufkommen will gut gemanagt sein, weswegen das Orga-Team auf die Ehrenamtlichen stolz ist. Auch Sozialarbeiter und Ärzte, Frisöre und andere Dienstleister bieten ihre Hilfe an – „ein riesiger Akt von praktizierter Nächstenliebe“, so Lemke. Die PZ-Hilfsaktion „Menschen in Not“ unterstützt die Vesperkirche mit 40 000 Euro.

Wer helfen oder spenden möchte meldet sich per Mail an leitung@vesperkirche-pforzheim.de (Anfragen zur Mitarbeit) oder an Frank.Lemke@Caritas-Pforzheim.de (für die Vertretung des Vereins).