
- Robin Daniel Frommer
Pforzheim-Huchenfeld. Emsiges Treiben im Haus der Vereine: Gut 30 Mitglieder des Schwimm-Sport-Vereins Huchenfeld hämmern, sägen und pinseln in wechselnden Arbeitseinsätzen. Es ist stickig: Die Farbe auf Transparenten und auf einem großen schwarzen Sarg trocknet noch. In modularer Bauweise entsteht hier die Dekoration eines Themenwagens für den in diesem Jahr wiederbelebten Faschingsumzug in Dillweißenstein. Mag sein, dass Huchenfeld keine lange Fasnet-Tradition hat – aber ein von der Schließung akut bedrohtes Hallenbad.
Die SSV-Vorsitzenden Karlheinz Kusch und Stefan Metzger sind ein tatkräftiges Team. „Organisieren sind wir gewohnt“, unterstreichen beide. Sie sehen sich von der Stadt gezwungen, gegen den „Tod der Bäder“ öffentlich anzugehen. Karlheinz Kusch bringt das Anliegen ihres Vereins auf den Punkt: „Wir wollen publikumswirksam auf die für alle Schwimm- und Sportvereine bedenkliche Situation aufmerksam zu machen“, so der 61-Jährige. Stefan Metzger fügt hinzu: „Damit greifen wir eine karnevalistische Tradition auf, die schon immer politische Missstände kritisiert hat – eine Tradition, die beispielsweise im rheinischen Karneval gang und gäbe ist“.
Hintergrund: Eingemeindung Huchenfelds und der Hallenbadbau datieren aus dem Jahr 1975. Im April 1978 gründeten Huchenfelder Bürger ihren Schwimm-Sport-Verein, dessen Statuten sehen sowohl Kurse für Kinder, als auch für Leistungsschwimmer vor. Das unmittelbar neben der Schule erbaute Hallenbad wurde vom Anfang an zum Mittelpunkt des Vereinslebens, an dem heute ca. 450 Mitglieder teilnehmen.
„Jährlich erlernen zwischen zehn und 15 Schulkinder in Grundschule und Verein das Schwimmen“, gibt Stefan Metzger zu bedenken. „Schließen Emma-Jaeger-Bad und das Stadtteilbad Huchenfeld zum Ende des laufenden Jahres tatsächlich, können wir uns beim besten Willen nicht vorstellen, wie die Schwimmhallen des Fritz-Erler-Gymnasiums, an der Konrad-Adenauer-Schule oder in Eutingen diesen Wegfall kompensieren sollen. Sparta, DRLG und andere Vereine, mit denen wir uns die letzten verbliebenen Bäder teilen müssen, geht es ganz sicher genauso“, so der 52-Jährige.
Erst das von Pforzheims Erstem Bürgermeister Dirk Büscher vorgelegte Bäderkonzept, beklagen Karlheinz Kusch und Stefan Metzger, habe die Auseinandersetzung mit dem Problem ernsthaft „ins Rollen gebracht“. Zuvor, so moniert Metzger, „sind die Entscheidungen immer als Bugwelle vorne hergeschoben worden – und verifizierte Zahlen kamen nie auf den Tisch“.
Hoffen auf Kommunalwahlen
Die familienfreundliche Stadt, ruft Karlheinz Kusch ins Gedächtnis, „war das Hauptthema des Neujahrsempfangs. Ihren Zuzug in einen Ortsteil machen junge Familien von weichen Standortfaktoren abhängig: Kitas, Schulen und Infrastruktur“. Stefan Metzger ergänzt: „Wenn eine Wohnortentscheidung ansteht, muss das Bad bereits real existieren. Und: Wir kämpfen um ein Bad, nicht um einen Neubau!“. Die beiden SSV-Vorsitzenden erinnern daran, dass Huchenfelds Eingemeindungsvertrag ein Bad vorschreibt. Und sie bezweifeln, dass die Satzung der Emma-Jaeger-Stiftung eine vollständige Aufgabe des gleichnamigen Stadtbades überhaupt zu lassen. Hoffnung auf eine Entscheidung zugunsten eines Erhalts des Huchenfelder Stadtteilbads, machen Kusch und Metzger die im nächsten Jahr anstehenden Kommunalwahlen. Huchenfelds SSV-Themenwagen zum „Tod der Bäder“ wird am Faschingsdienstag, 13. Februar, ab 14.11 Uhr in Dillweißenstein und erneut am Samstag, 10. März, auf der Strecke Emma-Jarger-Bad – Zerrennerstraße – Schlössle-Galerie – Pforzheimer Marktplatz zu sehen sein.