
Es ist die Zeit der ersten Male, der Identitätsbildung, des Grenzenauslotens – kaum eine Lebensphase ist so prägend wie die Jugend. Doch Entwicklung braucht Raum. Und der fehlt den Jugendlichen in Pforzheim. Das Filmprojekt „Wohin denn? Unser Platz in Pforzheim“ des Arbeitskreises Freiflächen der mobilen Jugendarbeit der SJR Betriebs gGmbH und der Beratungsstelle Plan B wollte darauf aufmerksam machen. Nach knapp zwei Jahren ist das mit rund 3000 Euro von der Landesgemeinschaft Mobile Jugendarbeit/Streetwork Baden-Württemberg und dem Ministerium für Soziales und Integration geförderte Projekt zu Ende. Die Bilanz: eher ernüchternd.
„Eigentlich wollten wir nach den zwei Jahren zeigen, was sich getan hat. Aber da gab es nicht viel“, berichtet Tobias Schlamp von der Mobilen Jugendarbeit Nord. Tatsächlich habe sich in der Nordstadt die Lage vorübergehend sogar verschlechtert. Im Zuge des Baus der neuen Dreifeldsporthalle an der Nordstadtschule wurden einige Sitzbänke und Mülleimer am nahen Bolzplatz abmontiert. Der Raum für die Jugendlichen ist somit weiter geschrumpft. Hoffnung setzt Schlamp – genau wie sein Chef Thomas Wendlberger als Fachbereichsleiter der Mobilen Jugendarbeit bei der SJR Betriebs g Gmbh – auf das geplante Kleinspielfeld am Güterbahnhof, das gemeinsam mit den neuen Sitzbänken und Basketballkörben am Alten Friedhof in der Oststadt eine der wenigen Verbesserungen der vergangenen Monate ist,
Der Bedarf, da sind sich beide einig, sei aber deutlich höher. Dass sie mit dieser Meinung nicht alleine sind, zeigt der Abschlussfilm, der im Rahmen des Projekts entstanden ist. Mangels vorzeigbarer positiver Veränderungen kommen in ihm mit SPD-Stadtrat Ralf Fuhrmann, WiP-Rat Christof Weisenbacher, dem ehemalige SJR-Geschäftsführer Hartmut Wagner und Bart Dewijze in seiner Funktion als amtierender Chef des Hauses der Jugend, Erwachsene zu Wort. Und machen darauf aufmerksam, was passiert, wenn die Jugendlichen nicht den Raum bekommen, den sie brauchen.
„Wenn jetzt nicht eine große Initiative kommt, dann kann sich das zu einer No-Go-Area entwickeln und das will, glaube ich, keiner“, sagt Wagner beispielsweise mit Blick auf die Oststadt und plädiert im selben Atemzug für Plätze, an denen Jugendliche sich aufhalten können und gleichzeitig niedrigschwelligen Kontakt zu Ansprechpartnern wie der mobilen Jugendarbeit hätten. Auch Wendlberger warnt davor, die Jugend aus dem öffentlichen Raum zu verdrängen und so in eine Lage zu zwingen, an der sie für niemanden mehr ansprechbar seien. „Jeder investierte Euro in die Jugendarbeit hilft uns hinterher, Folgen in den Griff zu kriegen“, sagt auch Fuhrmann mit Blick auf Probleme wie Vandalismus oder Jugendarbeitslosigkeit. „Wenn wir die Jugendlichen fördern wollen, dann müssen wir ihnen auch den Raum geben“, unterstreicht er. Die Lokalpolitik sei hier in der Pflicht, entsprechende Anträge zum Wohle der Jugend zu stellen.
Die Forderung: Die Bedürfnisse der Jugendlichen bei allen Stadtplanungen mitdenken. „Das Ziel sollte sein, dass wir möglichst flächendeckend Treffpunkte für Jugendliche haben“, sagt Weisenbacher. Jugendliche, so betonen die Sozialarbeiter, dürften nicht als Störfaktoren oder Gefahr gesehen, sondern sollten als Teil der Stadtgesellschaft akzeptiert werden. Dazu brauche es das Gespräch, und das, so Wagner, „nicht nur für, sondern mit den Jugendlichen“.
Das Abschlussvideo gibt es im Internet auf www.pzlink.de/wohin.