
- Robin Daniel Frommer
Pforzheim. Passt eine komplette Kult-Serie in ein Musical? Lässt sich die verhexte TV-Kleinstadt Sunnydale überhaupt live auf eine Bühne bringen? Und verfangen die Songs der 90er-Jahre-Kultserie „Buffy“ beim heutigen Publikum? Seit der Premiere von „Buffy“ im Kulturhaus Osterfeld vor 258 begeisterten Zuschauern ist klar: und wie!
Es gibt immer Szenen, die in den Proben – hartnäckig – misslingen. Und die beim öffentlichen Auftritt (mindestens) das latente Risiko unfreiwilliger Komik in sich tragen. Eiskunstläufer nennen sie knapp und treffend: Angst-Sprünge. Gelingen sie vorm Premierenpublikum, kann (fast) nichts mehr schiefgehen. Ein solcher Schlüsselmoment lässt den ersten Song des rotgesichtigen Dämons „Sweet“ (Matthias Brinck), für die meisten im Saal freilich unbemerkt, zur Nagelprobe werden: Die Szene verlangt einen schneidigen Sakko-Wechsel. Dabei wird das Kleidungsstück von hinten gereicht. Ohne Blickkontakt. Parallel zu Gesang und tänzerischer Bewegung. Und mit voluminösen Dämonen-Handschuhen, also Händen, so groß wie Bratpfannen im Single-Haushalt, wollen die engen Ärmel erst mal bewältigt sein. In der Premierenvorstellung meistert Brinck auch diese Hürde, als wäre er nie anders in seinen Anzug geschlüpft. Hier zahlt sich das individuelle Stepptanz-Training mit Coach Sabine Roser ebenso aus, wie Stefanie Neuhäusers intensive Regie- und Rollenarbeit und der stimmliche „Feinschliff“, den Dominik Heil aus jedem einzelnen Ensemble-Mitglied „herauskitzelte“.
„Ich habe mich auf der Bühne sehr, sehr wohl gefühlt. Es lief alles rund, und es gab keine Hänger“, lautet auch das Fazit von Jeanette Kolem („Tara“) im PZ-Gespräch. „Regie-Assistent Stephan Krumm war hinter der Bühne einfach überall und hat uns so den Rücken frei gehalten“, fügt sie hinzu und bestätigt: Gäbe es „Buffy“ nicht bereits, müsste die Titelrolle für Maren Schmidt eigens rasch geschrieben werde. Auch Linda Münte („Anya“), Paula Gehrlein („Dawn“), Casjen Maecker („Giles“), Pascal Schmelzle („Spike“) und Sascha Dessin („Xander“) brillieren im Osterfeld. Und niemand im Saal dürfte bei der Premiere ahnen, dass Laura Rehm („Willow“) zum allerersten Mal auf einer Bühne steht.
Stimmige Premiere
Zu den Grundvoraussetzungen für die gefeierte Ensemble-Leistung zählen das intelligente Bühnen-Design (von Viktoria R. Müller und Tim Ernau), die „Zeitraffer-Infos“ (mittels Video-Einspielungen von Jasmin Stieber und Cornelius Bauer) sowie die Nutzung aller technischer Möglichkeiten (Frank Willmann). Die eingestreuten, oft humorvollen Sequenzen der Chor-Mitglieder, das von Ines Szuck kreierte Kostümbild und die Choreografie von Vivien Lutz und Maren Schmidt runden das Musik-Spektakel „Buffy“ ebenso gelungen ab, wie die vierköpfige Live-Band.
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