
Pforzheim/Straubenhardt. Gelebte Integration, dafür steht die Stiftung Hoffnungsträger. Konkret: „Hoffnung dort weitergeben, wo Menschen keine Hoffnung mehr sehen“, sagt Stefanie Köppl-Rau, Fundraising-Managerin bei der Stiftung. Gründer der inzwischen zehn Jahre alten Stiftung ist Tobias Merckle aus der Unternehmerfamilie Merckle (früher Ratiopharm).
Seit der Flüchtlingskrise setzt die Stiftung auf das Hoffnungshaus-Konzept. 2016 wurde das erste Haus in Leonberg eröffnet. Inzwischen wurde mit einem Architekturbüro und der Uni Stuttgart ein Holzbau-Konzept entwickelt, das die mittlerweile 32 Hoffnungshäuser in Baden-Württemberg eint.

5000 Euro schnell verbaut
Die PZ-Hilfsaktion „Menschen in Not“ hat die Hoffnungshäuser in Straubenhardt mit 5000 Euro unterstützt. Eine Sitzgruppe, Fallschutz an der Schaukel, ein Rasenmäher, Hochbeete und weitere Teile der Gartengestaltung sind mit den Geldern verwirklicht worden.
Miriam Dehner leitet das Hoffnungshaus in Straubenhardt, das im Jahr 2020 fertiggestellt wurde. Das habe sich ergeben, als sie in diesem Frühjahr mit ihrer Familie in die Wohnanlage an der Max-Planck-Straße 9 gezogen ist. „Mein Mann hat einen neuen Arbeitsplatz und wir waren auf der Suche nach einer Wohnung in der Region. Dann haben wir uns für die Hoffnungshäuser entschieden.“ Die Mischung im Haus ist bunt. Sakeena Amiri kommt aus Afghanistan. Seit Mai wohnt sie mit ihrer Familie in Straubenhardt. Vor sieben Jahren kamen die Amiris nach Deutschland. „Zwei Monate lang waren wir zu Fuß, dem Auto und mit dem Boot unterwegs“, erzählt Amiri. Damals als sie von der Türkei nach Griechenland in eines der gefährlichen kleinen Schlauchboote gestiegen ist, war die Frau schwanger. Zweite Station in Deutschland sei nach zwei Monaten Leben im Container für zwei Jahre Neuenbürg gewesen. Dann hat die Familie fünf Jahre in Neuhausen gelebt. Freunde von Sakeena Amiri hätten schließlich den Kontakt ins Hoffnungshaus hergestellt und die Familie konnte eine Wohnung beziehen. Der Familienvater ist Dachdecker und sei in guter Beschäftigung gewesen. Ein Sturz vom Dach sorgt derzeit aber für eine krankheitsbedingte Zwangspause. Die älteste Tochter der Familie hat gerade den Hauptschulabschluss gemacht. Sie sind also gut angekommen. Und haben im Hoffnungshaus eine Unterkunft mit Charme gefunden.

Jahrelange Ängste gehören der Vergangenheit an. „Ich bin zum ersten Mal sicher. Ich kann schlafen und bin angekommen“, erzählt eine andere Bewohnerin. Die Traumata, die die Menschen bereits in ihrer Heimat und dann auf der Flucht erlebt hätten, würde erst ausbrechen, wenn sie hier zur Ruhe kämen. Die Hausbewohner würden sich alle sehr einbringen. „Jeder hat einen Bereich, um den er sich kümmert“, sagt Miriam Dehner.
Regeln festlegen und Demokratie lernen, sei in der Coronazeit schwierig gewesen. Nun finden wieder einmal im Monat Treffen der Bewohner zu Gemeinschaftsabenden statt. „Jeder bringt etwas zu Essen mit und wir machen Gesellschaftsspiele.“ Manchmal machen die Hausbewohner auch einen gemeinsamen Ausflug. So sei man im Winter Schlittschuhlaufen gewesen. „Die einen haben Tee mitgebracht, andere Kekse“, erinnert sich Dehner. „Total interessant war der Kochabend mit den afghanischen Frauen.“ Zuerst hätten sie zusammen eingekauft, dann gemeinsam gekocht. „Faszinierende Gerichte sind dabei auf den Tisch gekommen.“ Aktionen wie diese bringen alle zusammen.“ „Wir machen etwas gemeinsam und passen auch gemeinsam drauf auf“, berichtet Köppl-Rau. „Das fördert die Wertigkeit.“

Ein gutes Beispiel dafür sei der Garten. Die Amiris haben Koriandersamen aus Afghanistan mitgebracht. Der wächst nun in den neu aufgebauten Hochbeeten, die der Hilfsverein finanziert hat. Jeder Bewohner kann die Pflanzen nutzen. Überhaupt gebe es im Haus viel interkulturelles Know-how, so die Fundraising-Managerin weiter. Es bleibt also spannend und die Erde im Nordschwarzwald fordert die Bewohner täglich aufs Neue gemeinsam.
„Es sind Freundschaften entstanden. Man unterstützt sich gegenseitig.“ „Nicht nur im Haus, sondern auch in der Nachbarschaft.“ Um das Straubenhardter Haus habe es in der Vorgeschichte viel Ärger gegeben, erinnern die beiden. Inzwischen sei Ruhe eingekehrt. Fragen gebe es aber immer wieder. „Die Leute wollen beispielsweise wissen, ob die Bewohner arbeiten“, berichtet Dehner. Oder auch, wer für die Kosten der Unterbringung aufkomme. „Zu Beginn das Jobcenter und dann bezahlen sie ganz normal Miete.“ Man merke, dass die Straubenhardter interessiert seien und sich mit den Häusern beschäftigen würden. „Man muss sich kennenlernen und Dialoge führen“, so Dehners Anspruch. „Nachfragen ist ausdrücklich erwünscht.“