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Pforzheim. Für viele Frauen mit Flucht- oder Migrationsgeschichte ist das Fahrradfahren keine Selbstverständlichkeit – oft war es in ihren Herkunftsländern schlichtweg verboten oder gesellschaftlich nicht akzeptiert. GoldenHearts bietet diesen Frauen nun schon im fünften Jahr die Möglichkeit, diese Form der Mobilität zu erlernen – und damit ein Stück Freiheit und Selbstbestimmung zu gewinnen.
Zwölf Plätze umfasst der aktuelle GoldenHearts-Fahrradkurs an der Insel Grundschule. In diesem Jahr nehmen acht Frauen aus dem Irak sowie jeweils eine Teilnehmerin aus Algerien, der Türkei, Eritrea und der Ukraine teil. Sie alle verbindet ein Wunsch: Endlich mit den Kindern oder dem Partner eine Radtour unternehmen, selbstständig Einkäufe erledigen oder einfach sicher von A nach B gelangen – auf zwei Rädern. Seit Ende April treffen sich die Teilnehmerinnen zweimal pro Woche auf dem Schulhof der Insel Grundschule. Damit auch Mütter teilnehmen können, bietet GoldenHearts parallel eine Kinderbetreuung an. Eine der Teilnehmerinnen ist Enas (Name geändert) aus der Türkei. Die junge Ärztin durfte in ihrer Heimat zwar studieren, doch Fahrradfahren war für sie bisher nicht möglich. Ihren ersten Deutschkurs absolvierte Enas ebenfalls bei GoldenHearts – der Kontakt zur Organisation blieb bestehen. Als sie vom neuen Fahrradkurs erfuhr, war für sie sofort klar: Ich mache mit.


Golden Hearts bietet an Pforzheimer Schanzschule Sprachkurse mit gleichzeitiger Kinderbetreuung
Angeleitet wird der Kurs von Margaretha von Reinersdorff, die seit vier Jahren ehrenamtlich für GoldenHearts unterrichtet. Das Kurskonzept basiert auf dem bewährten Programm vom Verein „Bike Bridge“ aus Freiburg, wurde aber über die Jahre kontinuierlich weiterentwickelt und auf die Bedürfnisse der Teilnehmerinnen angepasst. Vom Roller über das Laufrad bis hin zum Fahrrad – Schritt für Schritt werden die Frauen an Mobilität und Selbstständigkeit herangeführt.
„Es ist beeindruckend zu sehen, mit wie viel Mut und Durchhaltevermögen sich die Frauen dieser Herausforderung stellen“, berichtet die Kursleiterin Margaretha von Reinersdorff.
„Wenn sie nach Wochen zum ersten Mal allein um die Hütchen fahren, ist das für alle ein ganz besonderer Moment.“
Neben dem Fahrradfahren profitieren die Teilnehmerinnen auch sprachlich: Die Kurssprache ist Deutsch, wodurch sich nebenbei wertvolle Sprachpraxis ergibt. Und auch soziale Kontakte entstehen. „Wir möchten Frauen mit Migrationsgeschichte nicht nur sprachlich fördern, sondern ihnen auch neue Bewegungsspielräume eröffnen“, so Frauke Janßen, Geschäftsführerin von GoldenHearts.