Premiere Historischer Pforzheim-Film im Rex-Kino
Rund 350 Besucher zeigen am Sonntag großes Interesse an dem Film. Die Premiere war schnell ausverkauft. Deshalb hat das Kino weitere Vorführungen geplant.
Tilo Keller
Pforzheim
Historischer Film über Pforzheim: So war die Kinopremiere

Pforzheim. Im Kinosaal ist es komplett still, als die Originalaufnahmen der zerstörten Stadt Pforzheim nach dem 23. Februar 1945 über die Leinwand flimmern. Zu den Schwarz-Weiß-Videos erzählen Zeitzeugen wie Hans Brauer (Jahrgang 1936) von dem Tag, der die Goldstadt für immer verändern sollte. Von acht Jahren Schulzeit sei er vielleicht vier Jahre effektiv auch hingegangen. „Kaum warst Du in der Schule, war Alarm, und Du bist im Keller gehockt“, erinnert sich Brauer. Der Eutinger beschreibt eine unerträgliche Hitze nach dem Bombenangriff und wie verbrannte Menschen aus der Stadt ins benachbarte Eutingen geflohen sind. Natürlich ist der Krieg in dem historischen Pforzheim-Film, der die Jahre 1939 bis 1987 beleuchtet und am Sonntag große Premiere gefeiert hat, präsent. Doch es sind auch viele weitere Erlebnisse und Erinnerungen, die mit Originalaufnahmen und Interviews mit Zeitzeugen die Geschichte Pforzheims für Jung und Alt greifbar machen.

Im rex-Filmpalast an der Bahnhofstraße ist am Sonntagvormittag das Foyer gut gefüllt. Rund 350 Zuschauer, verteilt auf zwei Kinosäle, nehmen an der Filmpremiere teil. „Immer, wenn es um die Pforzheimer Geschichte geht, ist das Interesse riesengroß“, so Magnus Schlecht, Chief Digital Officer bei der PZ, in seiner Begrüßung. Er ist überzeugt: „Wir schreiben Pforzheimer Filmgeschichte.“ Der Film erscheint im Jubiläumsjahr der „Pforzheimer Zeitung“.

Premiere Historischer Pforzheim-Film im Rex-Kino
Magnus Schlecht, Chief Digital Officer bei der PZ, und aidea-Geschäftsführer Matthias Kirchhoff haben die Kinogäste begrüßt.
Tilo Keller

Vor sechs Jahren wurde die Idee dazu geboren. Verwirklicht haben das Projekt das PZ-Medienhaus und die Marbuger Firma aidea. Deren Inhaber Matthias Kirchhoff träumt bei der Premiere am Sonntag schon von der Oscar-Nominierung. Denn dafür müsse ein Film sieben Tage lang in einem Kino gelaufen sein. Der historische Pforzheim-Film wird das (siehe Infokasten). Ob‘s dann wirklich der Dokumentarfilm-Oscar wird – „warten wir mal ab“, sagt Kirchhoff, zur Freude des Premieren-Publikums.

Walter Lauerbach (81) aus Ispringen ist geboren in Wien und hat lange in Pforzheim gelebt. Von ihm stammt eine historische Aufnahme der Sprengung des Stadtkirchenturms im Film.
Falk

"Ich bin natürlich interessiert am Film. Ich kenne Pforzheim ab den 1950er-Jahren."

Unter ihnen ist auch Margot Wagner. Sie sei „sehr glücklich und sehr zufrieden“, dass sie die Premiere dies Films noch miterleben dürfe, wie sie der PZ sagt. Die inzwischen 96-Jährige führte einst das beliebte „Café Wagner“, damals die erste Adresse in der Stadt. Heute gibt sie mit den anderen Zeitzeugen im Pforzheim-Film der Geschichte der Stadt ein Gesicht.

"So muss sich Hollywood anfühlen. Das ist der Film des Jahres für uns Pforzheimer."

Magnus Schlecht, Chief Digital Officer bei der PZ, begrüßte die Zuschauer bei der Premiere.

Gezeigt werden Veranstaltungen wie das Feuerwehr-Fest in Eutingen und das Wartbergfest. Tragödien wie der Tornado, der 1968 über Stadt und Region fegte und viel Verwüstung hinterließ. Oder die Sprengung des Stadtkirchenturms und die letzte Fahrt der Straßenbahn – beides Entscheidungen, die viele Pforzheimer nicht gut fanden, wie im Film deutlich wird.

Ein großes Thema ist auch die untrennbare Verbindung der Goldstadt mit der Schmuckindustrie. Eindrücklich schildert der 2020 verstorbene langjährige Direktor des Schmuckmuseums, Fritz Falk, wie 1987 erstmals in Deutschland Stücke des Pariser Goldschmieds und Künstlers René Lalique gezeigt wurden – in Pforzheim.

"Es freut mich total, dass die Resonanz auf unseren Film so riesig ist, dass nicht nur die beiden Premierenvorstellungen ausverkauft waren. Die Nachfrage ist so groß, dass es gleich mehrere Zusatzvorstellungen gibt. Das ist doch der schönste Lohn für all die Vorbereitung."

Anke Baumgärtel, PZ-Chefredakteurin

All das zeigt der einzigartige Film – und das Interesse daran ist riesig, wie vor sechs Jahren 100 Einsendungen von Originalaufnahmen und an diesem Sonntag die ausverkaufte Premiere deutlich gemacht haben.

Termine im Pforzheimer Kino und Verkaufsstart

Dank des großen Interesses am Kinofilm hat der rex-Filmpalast weitere Vorstellungstermine bekanntgegeben. Diese sind in dieser Woche: Montag, Dienstag und Mittwoch jeweils um 13.10 Uhr und um 17.40 Uhr sowie Freitag und Sonntag jeweils um 13.10 Uhr. Im Kino können auch DVDs zum Preis von 19,90 Euro gekauft werden. Außerdem startet an diesem Montag der Verkauf am PZ-Serviceschalter (Poststraße 5, zu den Geschäftszeiten)

Premiere Historischer Pforzheim-Film im Rex-Kino
Beteiligen sich gerne an dem Projekt: Michael Geiger (links) und Sohn Nicolas Geiger vom rex-Filmpalast an der Bahnhofstraße.
Tilo Keller