


- Olaf Lorch-Gerstenmaier
Mit Riesenschritten nähert sich eine der wohl emotionalsten und wirtschaftlich wie ökologisch bedeutendsten Gemeinderatssitzungen – nach Bädern und Kita-Plätzen: Am Dienstag, 15. Mai, werden im Ratssaal die Wogen hoch schlagen, wenn es um die Zukunft von Klapfenhardt geht, jenem Fleckchen Erde südlich und nördlich der Autobahn in Höhe der Ausfahrt Pforzheim West, das für die einen (am prominentesten vertreten durch den zur Weihnachtszeit vorgepreschten OB Peter Boch) ein potenzielles Gewerbegebiet darstellt und bei den anderen den Kamm schwillen lässt: Finger weg. Natur. Wertvoll.
Und mit Sicherheit werden auf der Tribüne des Ratssaals viele derer sitzen, die an diesem sonnigen Nachmittag sowohl von Ispringer Seite losziehen, als auch die, die sich oberhalb der Gaststätte „Schlupf“ an der Heidenheimer Straße einfinden. Alles ist vorbereitet am Wendehammer, unweit des Einstiegs in den schattigen Klapfenhardt-Wald. Felix Herkens, Stadtrat von Bündnis 90/Die Grünen, wird sprechen, die Landtagsabgeordnete Stefanie Seemann und der Vorsitzender der Bürgerinitiative Nord, Manfred Pflüger, ehe der Ludwigsburger Naturexperte Rainer Ertl die mehreren hundert Teilnehmern dieser Mahn-Wanderung eineinhalb Stunden durch den Wald führen wird.
Düster sind die Ahnungen und groß die Befürchtungen, dass Klapfenhardt auf dem Altar der (vor)schnellen wirtschaftlichen Entscheidung geopfert werden soll.
Es ist kurz vor 14 Uhr, immer mehr Menschen trudeln am Wendehammer ein, auch eine Streifenwagenbesatzung des Polizeireviers Nord schaut, dass alles mit rechten Dingen zugeht bei der Kundgebung.
Rund 200 Ispringer kommen hinzu, verdoppeln die Zahl derer, die sich als Anwalt des Klapfenhardt-Walds sehen: Kaltluftschneise, Erholungsgebiet, Heimat bedrohter Tiere, unsicherer Boden, Naturdenkmal „Wasserloch“. Kurzum: ein – noch – intaktes Ökosystem mit Schutzcharakter.
Stefanie Seemann wettert gegen den „Flächenfraß“ – bundesweit, im Ländle und in Pforzheim. Mahnendes Beispiel sei das Gewerbegebiet Buchbusch. Herkens mahnt Bau- und Umweltbürgermeisterin Sibylle Schüssler, ihre Grünen-Wurzeln nicht zu vergessen – das sei sie den Pforzheimern schuldig. Das geplante Roden des Walds und das Versiegeln des Bodens spreche der von Boch und Schüssler propagierten „Nachhaltigkeit“ Hohn.
BI-Chef Manfred Pflüger verspricht OB Boch am Dienstag nächster Woche einen heißen Tanz.