
Pforzheim. Eine Veranstaltungsreihe mit Sozialpädagoge Clemens Beisel zur gesunden Mediennutzung: Die PZ bietet bei "Smart Kids" Vorträge und Podiumsdiskussionen für Lehrer und Eltern sowie Workshops für Kinder und Jugendliche.
Eine Woche im Schullandheim – was früher ein Grund zur Freude war, ist für manchen Schüler heute unvorstellbar. Vor allem dann, wenn das Smartphone so lange zu Hause bleiben soll. „Aber meine Flammen...“, reagieren die Kinder und Jugendlichen schockiert – und die Eltern irritiert. Die „Flammen“ sind ein Belohnungssystem bei Snapchat, das zeigt, dass sich zwei Nutzer mindestens drei Tage am Stück Snaps geschickt haben. Sie sind nur ein Beispiel dafür, wie süchtig junge Menschen mittlerweile nach Smartphones, Medien und sozialen Netzwerken sind und wie wenig Eltern oft darüber wissen, was ihre Kinder am Handy den ganzen Tag treiben.
Das ist bei „Smart Kids“ geplant
Los geht es am Montag, 4. Dezember, um 19 Uhr, im PZ-Forum mit dem interaktiven Vortrag „Wie Smartphones, soziale Netzwerke und Co. Kindheit und Jugend verändern“. Die Veranstaltung ist kostenlos, eine Anmeldung über die Ticket Line unter (07231) 933125 (montags bis freitags zwischen 8 und 17 Uhr) allerdings erforderlich.

Weitere Termine für Eltern und Lehrer sind am Dienstag, 27. Februar, ab 19 Uhr und Dienstag, 16. April, ab 19 Uhr vorgesehen. Aber auch die Kinder und Jugendlichen selbst wollen Beisel und die PZ erreichen. Dafür werden ihm Rahmen des medienpädagogischen PZ-Projekts KLASSE! drei Workshops für Schulklassen angeboten. Bewerben können sich 8. bis 12. Klassen per E-Mail an baerbel.schierling@pz-news.de. Die Termine für die Seminare mit Beisel sind am Montag, 26. Februar, Dienstag, 12. März und Dienstag 14. Mai, ab 14.30 Uhr.
Mit einer Social-Media-Kampagne auf den Kanälen von pz-news.de wird Beisel ebenfalls auf die Gefahren von Instagram, TikTok und Co. aufmerksam machen.
Mehrere Stunden am Handy
Jemand, der auf die Gefahren von Sozialen Medien schon seit Jahren aufmerksam macht, ist der gelernte Sozialpädagoge und Sozialmanager Clemens Beisel aus Maulbronn. Seit 2013 bietet er in Pforzheim und dem Enzkreis Workshops, Fortbildungen und Elternabende zum Spannungsfeld „Smartphones, Soziale Netzwerke und junge Menschen“ an. Die „Pforzheimer Zeitung“ konnte ihn nun für eine Veranstaltungsreihe gewinnen, die von der Jakob-und-Rosa-Esslinger-Stiftung finanziert und von Smart City Pforzheim unterstützt wird.
53Prozent der Eltern gaben in einer Studie von Pronova BKK an, zu selten da zu sein, um die Nutzung von digitalen Medien zu kontrollieren oder für ein Alternativprogramm zu sorgen.
„Digitale Medien bieten für Kinder und Jugendliche großartige Möglichkeiten, um sich zu informieren, Wissen anzueignen und unterhalten zu lassen. Umso wichtiger ist es, den ‚Smart Kids‘ den richtigen Umgang mit Smartphones beizubringen, damit sie das Sinnvolle vom Sinnlosen unterscheiden können“, erklärt Magnus Schlecht, Chief Digital Officer bei der PZ die Beweggründe für das Engagement. Der Geschäftsführende Verleger Thomas Satinsky ergänzt:
„Wer in der Medienbranche arbeitet, der weiß, dass er enorme Verantwortung trägt. Als Medienhaus ‚Pforzheimer Zeitung‘ liegt uns sehr viel daran, junge Menschen in Sachen Medienkompetenz voranzubringen.“
Er sei deshalb sehr froh, dass man mit Beisel einen ausgewiesenen Experten gewonnen habe. Einen großen Dank spricht er auch der Jakob-und-Rosa-Esslinger-Stiftung aus, „ohne deren finanzielle Unterstützung ‚Smart-Kids‘ nicht möglich gewesen wäre“. Zum Engagement der Stiftung erklärt Vorsitzender und PZ-Verleger Albert Esslinger-Kiefer: „Lesen und Schreiben bleiben die wesentlichen Techniken der menschlichen Kommunikation. Auch wenn wir noch mit großer Leidenschaft Papier bedrucken, sind wir Zeitungsmacher – pardon: Medienmacher – in der digitalen Welt längst unterwegs. Die jungen Menschen zum richtigen, heißt vernünftigen Umgang mit den digitalen Instrumenten zu befähigen, das ist uns ein großes Anliegen.“
6 Stunden mehr pro Woche als für analoge Freizeitbeschäftigungen investieren 14- bis 17-Jährige für Smartphone, Spielekonsole und Co. Das geht aus einer Studie der Krankenkasse Pronova BKK hervor. 14- bis 17-Jährige verbringen demnach in der Woche 15 Stunden vor dem Bildschirm. Bei den 10- bis 13-Jährigen sind es fast elf Stunden Medienzeit und zehn Stunden für Offline-Aktivitäten. Selbst die unter Dreijährigen konsumieren mehr als vier Stunden lang digitale Medien.
Tipps in den Klassenzimmern
„Sei schlauer als die Apps“ – das steht in großen, blauen Buchstaben auf einem der drei Plakate, die nun in den Klassenzimmern der 5. und 6. Klassen in Schulen in Pforzheim und dem Enzkreis hängen. Sie sollen die Schüler für einen gesunden Umgang mit ihren Handys sensibilisieren. Dazu finden sich unter anderem nützlich Tipps, wie man die Zeit am Handy verringern kann. „Apps, mit denen du viel Zeit verbringst, von der ersten Bildschirm-Seite auf die zweite oder letzte Seite in einem Unterordner ablegen“, ist einer der Ratschläge, die der Sozialpädagoge und Medienexperte Clemens Beisel gibt.
Dass nun so viele 5. und 6. Klassen in Pforzheim und dem Enzkreis mit den Plakaten ausgestattet sind, ist neben Beisel der Jakob-und-Rosa-Esslinger-Stiftung und Smart City zu verdanken, die die Finanzierung übernommen haben. Wie nötig die Sensibilisierung der Schüler ist, zeigt nicht nur das Gespräch mit Rektor Marcel Kramer von den Otterstein-Schulen, Cornelia Leistner von Jugend- und Sozialamt der Stadt Pforzheim und Schulsozialarbeiterin Rahel Hartenstein, sondern auch das mit Schülern selbst. Schon unter den Schülern der 5. und 6. Klassen findet sich kaum jemand, der nicht bereits über ein eigenes Smartphone verfügt. TikTok und Whatsapp seien die Apps, die sie am häufigsten benutzen, erzählen die Kinder. Nur bei wenigen von ihnen ist die Medienzeit am Handy eingeschränkt.
2,2 Millionen Kinder und Jugendliche nutzen Gaming, Social Media oder Streaming problematisch, das heißt sie sind von einer Sucht gefährdet oder bereits betroffen. Im Bereich Social Media verdoppelte sich die Mediensucht von 3,2 im Jahr 2019 auf 6,7 Prozent mit rund 350.000 Betroffenen im Juni 2022. Das zeigt eine gemeinsame Längsschnittstudie der DAK-Gesundheit und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE).
Drei Fragen an Philipp Linde, Abteilungsleiter Smart City
1. Wie viel Zeit verbringen Sie selbst am Smartphone?
Ehrlich gesagt habe ich keinen Überblick, wie viel Zeit ich am Smartphone verbringe. Daher habe ich extra mal nachgeschaut. Im Durchschnitt komme ich etwa auf eine Stunde pro Tag. Dabei hat es mich erschreckt, dass es Tage gab, an denen ich mehrere Stunden am Smartphone war. Es gab aber auch viele Tage, an denen ich nur wenig Minuten auf das Handy geschaut habe.
2. Smart City und eine Veranstaltungsreihe, die kritisch auf den Konsum von digitalen Inhalten bei Jugendlichen schaut: Warum passt das zusammen?
Das passt sehr gut zusammen, denn wir stehen für einen bewussten Umgang mit digitalen Lösungen. Digitalisierung sollte immer Mittel zum Zweck und niemals Selbstzweck sein. Dazu gehört es auch, sich mit den Risiken einzelner Technologien und dem eigenen Nutzungsverhalten auseinanderzusetzen. Das tun wir bei unseren Projekten, finden es aber auch wichtig diesen kritischen Umgang in der Bevölkerung zu fördern, denn wir brauchen digital aufgeklärte Bürgerinnen und Bürger, um gemeinsam mit ihnen die Smarte Stadt zu schaffen.
3. Warum macht das die Stadt zu Ihrer Aufgabe? Sind da nicht eher Eltern und vielleicht auch die Bundespolitik gefordert?
Die digitale Transformation hat großen Einfluss auf sämtliche Lebensbereiche. Neue Technologien und Geschäftsmodelle entstehen in immer kürzeren Zyklen. Um diesen dynamischen Wandel zu gestalten, ist es von zentraler Bedeutung, dass verschiedene Akteure zusammenwirken und mit ihren jeweiligen Mitteln zu einem reflektierten Umgang mit Technologie beitragen. Dabei sind sowohl der Bund und insbesondere die Eltern, aber auch viele weitere Akteure wie Schulen oder Vereine gefragt. Wir als Stadt möchten unseren Beitrag leisten, um vor Ort und damit nah bei den Menschen den souveränen Umgang mit Technologie zu fördern.
63,7 Stunden pro Woche surfen Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren laut der Postbank Jugend-Digitalstudie 2023 im Netz. Bei Jungen sind es 60,3 Stunden, bei Mädchen 67,2. Mädchen sind damit fast sieben Stunden länger online. Nicht berücksichtigt sind Smart-TV und Spielekonsolen.
Das sagt die PZ-Geschäftsleitung dazu:
„Lesen und Schreiben bleiben die wesentlichen Techniken der menschlichen Kommunikation. Auch wenn wir noch mit großer Leidenschaft Papier bedrucken, sind wir Zeitungsmacher – pardon: Medienmacher – in der digitalen Welt längst unterwegs. Die jungen Menschen zum richtigen, also vernünftigen Umgang mit den digitalen Instrumenten zu befähigen, – das ist uns ein großes Anliegen.“ - Albert Esslinger-Kiefer, Verleger und Stiftungsvorstand
„Wer in der Medienbranche arbeitet, der weiß, dass er enorme Verantwortung trägt. Als Medienhaus ‚Pforzheimer Zeitung‘ liegt uns sehr viel daran, junge Menschen in Sachen Medienkompetenz voran zu bringen.“ - Thomas Satinsky, Geschäftsführender PZ-Verleger
„Digitale Medien bieten für Kinder und Jugendliche großartige Möglichkeiten, um sich zu informieren, Wissen anzueignen und unterhalten zu lassen. Umso wichtiger ist es, den ‚Smart Kids‘ den richtigen Umgang mit Smartphones beizubringen, damit sie das Sinnvolle vom Sinnlosen unterscheiden können.“ - Magnus Schlecht, Chief Digital Officer PZ