Gleich mehrere Kripobeamte haben am Freitag vor der Auswärtigen Strafkammer des Landgerichts das Horrorszenario bestätigt, das zwei junge Studenten mit ausländischen Wurzeln im April 2018 im Hinterzimmer einer Shisha-Bar in Pforzheim erlebt haben. Foto: yamasan - stock.adobe.com (Symbolbild)
Pforzheim
Im Hinterzimmer einer Pforzheimer Shisha-Bar: Studenten erleben rohe Gewalt
  • Silke Fux

Pforzheim. Gleich mehrere Kripobeamte haben am Freitag vor der Auswärtigen Strafkammer des Landgerichts das Horrorszenario bestätigt, das zwei junge Studenten mit ausländischen Wurzeln im April 2018 im Hinterzimmer einer Shisha-Bar in Pforzheim erlebt haben. Welch brutale und grausame körperliche und seelische Repressalien und Erniedrigungen besonders ein Opfer in der Gewalt von zwei Algeriern im verbarrikadierten Hinterzimmer erfahren musste, was von den Barbesitzern nicht unterbunden wurde, zeigte den Prozessbeteiligten – unter Ausschluss der Öffentlichkeit – am zweiten Verhandlungstag ein Handy-Video.

Die Erinnerung an das Video, das eine Zeugin von ihrer Freundin, der Stieftochter des Hauptangeklagten, geschickt bekam, die mit den Opfern befreundet war, lässt diese vor Gericht weinen. Aufgenommen hat das Video – nach mehreren Aussagen – der 42-jährige Algerier, der es seiner Stieftochter schickte, die mit den Opfern befreundet war.

Die Stieftochter selbst machte von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch. Ein sehr gut auf die Verhandlung vorbereiteter pensionierter Kripobeamte schilderte das Leid. Einer der Studenten wurde nicht nur brutal geschlagen. Ihm wurde die Hose aufgeschnitten, sein nackter Unterkörper samt Gesicht gefilmt, gedroht, das Video ins Internet zu stellen, wenn er nicht den Fahrer des Unfalls nenne, auch die Verschleppung nach Frankreich wurde angedroht. Ausweis und Handy wurden einkassiert, eine Kontaktliste aus dem Handy des Opfers erstellt, später wurden auch Nacktbilder von Mädchen an die Schwester des Geschädigten mit dessen Handy geschickt. „Nur um ihn zu demütigen“, ist der frühere Kripobeamte überzeugt.

„Ich habe in 32 Berufsjahren schon vieles erlebt, aber das war alles besonders herb“, so der Pensionär.

Auch die Geschichte des „Anfahrens“ kam ihm merkwürdig und ominös vor. Er berichtete stattdessen von einem Ereignis im Enzauenpark, nach dem der Hauptangeklagte Jugendliche möglicherweise aus Eifersucht mit einem Messer bedrohte, nur weil seine Stieftochter mit diesen unterwegs gewesen sei. Er beschrieb den Mann als „wie im Wahn“. Kostproben von schlechter Erziehung und rüpelhaften Verhaltens des Angeklagten erlebte auch das Gericht. In der Mittagspause spuckte der Algerier auf den Boden der Gerichtszelle. „So eine Sauerei ist bei uns nicht üblich“, wies ihn Richter Andreas Heidrich zurecht und drohte ihm bei nochmaligem Verstoß einen speziellen Spuckschutz und „Hände auf den Rücken“ an.

Zudem forderte der Mann bereits nach kurzer Verhandlungsdauer immer wieder Toilettenpausen ein – angeblich hat er Bronchitis. Auch den Barbesitzern traut der Kripo-Pensionär nicht über den Weg.

Die Verhandlung wird am 21. April fortgesetzt.