Pforzheim. Erst eine Hymne – die vermutlich erste – auf Baden-Württemberg, dann ein Lied über Pforzheim: Das Oeuvre des freikirchlichen Pforzheimer Theologen Lothar Gassmann zeugt auch und gerade in jüngster Vergangenheit von bemerkenswerter Schaffenskraft. Und das trotz des Kleinkriegs, den eine radikalfundamentalistische Sekte gegen den eher konservativen Prediger führt, weil er Homosexuelle nicht ultimativ brandmarkt. Wobei: Seine in diesem Frühjahr zu Ende komponierte und erstmals produzierte Hymne auf das Land in Deutschlands Südwesten ist textlich bereits 40 Jahre alt. Schon im Jahr 1985 schrieb der damals junge Theologe die Strophen, die alle Teile, Landschaften und wichtigen Eigenschaften Baden-Württembergs integrieren sollten - das Lied „Baden-Württemberg, meine Heimat“.
Gassmann ist Pforzheimer, nach seinen Worten „geboren und aufgewachsen genau da, wo Baden und Württemberg sich berühren – am Rand des Schwarzwalds“. Erst 1952, sechs Jahre vor seiner Geburt, waren Württemberg, Baden und Hohenzollern eine Einheit geworden. „Erstaunlicherweise gibt es bis heute keine offizielle Hymne für ganz Baden-Württemberg, sondern nur für die einzelnen Landesteile“, sagt Gassmann.
Als Christ war es dem Theologen wichtig, den Gottesbezug mit hineinzubringen: „Gott erhalte unser Baden-Württemberg!“ Er komponierte dazu auch eine einfache Melodie mit Akkorden. „40 Jahre später, im Jahre 2025, ist es dank neuer musikalischer Möglichkeiten gelungen, ein passendes Arrangement zu dem Text zu kreieren“, freut sich der mittlerweile im Ruhestand befindliche Gassmann. Mindestens genauso sehr freut er sich über die Resonanz, nachdem er Ministerpräsident Winfried Kretschmann und die Landesregierung sowie Pforzheims OB Peter Boch informiert hatte: „Ihre musikalische Hommage an unser Bundesland hat mich sehr gefreut.
Es ist Ihnen sehr gelungen, die Vielfalt und Schönheit Baden-Württembergs zum Ausdruck zu bringen“, schrieb Boch ihm zurück - und: Besagte Vielfalt und Schönheit spiegle sich auch in Pforzheim wider. „Die Goldstadt, in der drei Flüsse zusammenfließen, mit ihrer langen Tradition im Schmuck- und Uhrenhandwerk sowie als Geburtsort des Humanisten Johannes Reuchlin, steht beispielhaft für das Zusammenspiel von Kultur, Handwerk und Geschichte – genau das, was auch Ihr Lied so eindrucksvoll beschreibt.“
Damit war der Schaffensdrang bei Gassmann erst recht geweckt, wie er auch dem Oberbürgermeister mitteilte: „Ihre unten stehende Mail hat mich zum Texten eines Pforzheim-Lieds inspiriert! Da es somit indirekt auch Ihr Werk ist, habe ich mir erlaubt, die betreffenden Zeilen unter dem Lied zu notieren.“ Gesungen wird es, im Gegensatz zur Baden-Württemberg-Hymne, allerdings mittels KI von einer Frau anstatt einem Mann, und anders als jene ist es auch weniger hymnenartig mit Hang zum Bombastischen, sondern ein eher filigran mit der Akustikgitarre begleitetes Stück im Dreiviertel-Takt, das die Schönheiten drunten im Tal, die Perspektive von den Hängen, das Miteinander und den Fleiß der Menschen sowie die Auferstehung aus den Bombentrümmern besingt.


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Genau hierzu darf auch im Pforzheim-Lied der Gottesbezug nicht fehlen – es gelte, über die Stadt zu wachen. In beiden Liedern spielt die Heimattreue eine Rolle: Welchen Grund soll es da noch geben, sein Glück in der Ferne zu suchen? Allenfalls den vorübergehenden: Auch Lothar Gassmann muss nach so viel Schaffen eine kreative Pause einlegen, er reist am Wochenende für zwei Wochen in die USA.

