
Pforzheim. Vielfalt, Toleranz, Demokratie – Schlagworte des neuen Förderprogramms „Demokratie leben“ des Bundes, bei denen manche bereits mit den Augen rollen, wenn sie sie nur hören – so theoretisch und abstrakt klingt das. Konkret heißt das für Pforzheim aber: 42.000 Euro werden an Institutionen, Vereine, Schulen verteilt, die kleine niedrigschwellige Projekte auf die Beine stellen wollen, mit denen sie Menschen zusammenbringen. Bewerben kann sich jeder, der gemeinnützig arbeitet: vom Kleintierzüchterverein bis zum Jugendtreff.
Eingereicht werden können Vorschläge bis zum 29. Juni beim Internationalen Bund (IB), der für dieses Förderprojekt mit dem Jugend- und Sozialamt ein Bündnis geschmiedet hat. Hilfe beim möglichst einfach gehaltenen Antragsformular für die Ehrenamtlichen gibt es direkt bei Miriam Leiberich vom IB – telefonisch unter (0151)23430770.
Erweitert werden soll der Zusammenschluss durch ein sogenanntes Jugendforum. Jugendtreffs werden künftig direkt angesprochen, um Jugendliche an einen Tisch zu holen und ihre Wünsche für das Zusammenleben einzuholen. So stellen Vertreter des Rathauses und des IB ihre Vorstellungen am Donnerstag vor.
Aber gibt es dafür nicht schon den Jugendgemeinderat? „Es soll keine Konkurrenz entstehen“, sagt Carina Steinmetz vom Jugend- und Sozialamt. Das Jugendforum soll noch niedrigschwelliger sein. Man kann sich das so vorstellen: Von Anfang an sollen Jugendliche an einem Tisch sitzen, über Mitsprache reden, eigene Wünsche möglichst schnell in die Realität umsetzen – ohne langwierige Ausschussgremien. „Handlungswirksamkeit“, nennt das der Leiter des Jugend- und Sozialamts, Joachim Hülsmann. Es muss was Konkretes entstehen, „ins Tun kommen“, bevor die jungen Menschen direkt wieder die Lust an der Teilhabe – und damit an demokratischen Prozessen – verlieren.


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Was manchem Steuerzahler auf den ersten Blick die Tränen in die Augen treibt: Von den 140.000 Euro, die der Bund spendiert, landen eben nur jene 42 000 Euro direkt bei den Vereinen und Institutionen. Die restlichen 100.000 Euro fließen zunächst in Werbung für das neue Bündnis, aber auch in eine Vollzeitstelle für den IB, die die Partnerschaften koordinieren soll. Das ist beinharte Netzwerkarbeit, Klinken putzen – oder wie Liane Bley, IB-Regionalleiterin in Pforzheim, sagt: „Es wird sehr stark menscheln.“ Das braucht Zeit – und ein ordentliches Gehalt. Daneben sorgt die neue Stelle für Beratungsangebote und die Organisation eigener Projekte.


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Auch wenn die Verantwortlichen die Kriterien für die Einreichungen möglichst offen halten wollen, damit sich möglichst viele Ehrenamtlichen bewerben – so könnten Projekte aussehen, die andernorts umgesetzt wurden: ein Gartenprojekt mit Flüchtlingen, eine Graffiti-Aktion mit Jugendlichen, ein Buch-Projekt mit Schülern, in denen sie ihre Alltagserlebnisse mithilfe einer Sozialarbeiterin verschriftlichen. Wichtig: Für die Bewerbung müssen die Projekte im Zeitraum von August bis Dezember 2025 stattfinden.
Der Begriff Demokratie: Er heißt nichts und zugleich alles. Das Volk, die Menschen, und was sie bewegt, soll Raum bekommen. Egal in welcher Form. Bewusst sollen nicht nur Menschen verschiedener Herkunft, sondern auch verschiedener politischer Strömungen angesprochen werden. Denn Demokratie, das sind in Pforzheim 130.000 Menschen.