Gut von den Kunden angenommen wird auch das frische Obst, das Kai-Uwe Auer ins Sortiment seines Kiosks am Davosweg aufgenommen hat. Foto: Seibel
Pforzheim
Kleine Felsen in der Corona-Brandung: Diese Kioske in Pforzheim sind wichtige Anlaufstellen
  • Sebastian Seibel

Pforzheim. Die ersten Monate der Corona-Krise haben so manche Alltagsroutine gewaltig durcheinandergerüttelt. Kurzarbeit und Auftragsflauten, Kindergärten und Schulen geschlossen, und dann auch noch ein vorübergehender Engpass in der Toilettenpapier-Versorgung. Auch das Geschäft der traditionellen Kioske in der Stadt ist von diesen Veränderungen betroffen.

Besonders deutlich gezeigt haben sich diese mit der Einführung der Kurzarbeit in vielen Unternehmen, wie Kai-Uwe Auer berichtet, der den Kiosk am Davosweg betreibt. Sonst war morgens immer besonders viel Betrieb, schnell noch eine Zeitung auf dem Weg zur Arbeit mitnehmen, Zigaretten oder einen Kaffee im Stehen. Und nun? Passé. Wer ins Homeoffice wechselte, kam überhaupt nicht mehr.

Lottoschein und Erdbeeren

Dafür leuchten seit einigen Wochen Auslagen mit frischem Obst vor den Zeitungsaufstellern, ursprünglich als Versuch gestartet. „Aber die Kunden haben es gut angenommen“, erklärt Auer, als im gleichen Moment ein Ehepaar mit Walking-Stöcken vorbeikommt und frische Erdbeeren kauft. Vorerst wird das Obst also im Angebot bleiben.

Nicht nur Zeitungen und Zigaretten, auch frische Eier gibt es am Kiosk beim Ludwigsplatz in Dillweißenstein. Stammkunde Bernhard Gengenbach freut sich drüber, Besitzerin Esther Halbich (hinterm Fensterchen) nimmt auch Bestellungen für besondere Mehlmischungen aus der Region auf. Foto: Seibel

Ein Dauerbrenner ist auch das Lottogeschäft. Für Stammkunden wie Wolfgang Müller ist der Kiosk am unteren Ende der Bleichstraße so etwas wie ein Fels in der Brandung. „Er hält das Ganze hier am Laufen“, bekräftigt der Kunde und deutet auf Auer, während er seinen Lottoschein durch das kleine Fenster reicht. Alles in allem möchte Kai-Uwe Auer nicht klagen. Ja, der Aufwand für Annahme und Aufgabe von Postpaketen habe sich wegen des Online-Shoppings in der Krise verdoppelt, zudem sei kaum etwas daran verdient. Aber grundsätzlich ist es ihm ein Anliegen, seinen Kunden für die Treue zu danken. Auer jedenfalls zeigt sich guter Hoffnung, wirtschaftlich einigermaßen durch diese Zeiten zu kommen.

Fensterchen öffnet sich immer

Diese Hoffnung hat auch Esther Halbich, die den Kiosk am Ludwigsplatz seit inzwischen 17 Jahren betreibt. Der ist eine echte Institution und verkehrsgünstig an der Bushaltestelle gelegen. Seit Jahren kaufen die Kunden hier nicht nur Zeitungen, Zigaretten und Süßigkeiten, also die typischen Kiosk-Waren, sondern auch frische Eier aus der Region oder besondere Mehl-Mischungen, auch von hier. Die sind meistens vorrätig, werden aber insbesondere auf Bestellung gerne und regelmäßig besorgt.

Einer, der von diesem Angebot gerne Gebrauch macht, ist Bernhard Gengenbach. Der hat gerade im Auftrag seiner Frau einen Karton Eier gekauft, außerdem den Lottoschein abgegeben. Mehl, sagt er, kaufe er ebenso regelmäßig. Auch in Dillweißenstein halten also die Stammkunden dem Kiosk die Treue. Und dennoch hat sich die Corona-Krise ausgewirkt auf die Arbeit von Esther Halbich.

Die schmeißt den Laden ganz alleine, normalerweise täglich von früh bis spät. Aber auch hier macht sich die Umstellung auf Kurzarbeit und Homeoffice bemerkbar, und so hat sie ihre Öffnungszeiten deutlich verringert. An Tagen, an denen sie sonst bis 18 Uhr geöffnet hatte, macht sie jetzt schon um 13 Uhr ihr Fensterchen dicht.

Aber der Freitag ist immer ein guter Tag, sagt sie und hofft, dass in den kommenden Wochen wieder so etwas wie Normalität einkehrt und ihre Kunden wieder vollständig an ihre Arbeitsplätze zurückkehren – und damit auch zum morgendlichen oder abendlichen Einkauf an ihrem Kiosk.