Pforzheim
Kolumne: Home-Office macht fett - so gefährlich sind Kühlschränke

Home-Office ist nichts Neues für mich. Als Online-Redakteur sitzt man das ganze Jahr über an Samstagen ganztags daheim. Das MacBook flimmert unermüdlich, hin und wieder macht es Pling, wenn eine „Achtung! Aktuell“-Meldung von Kollegen oder ein „Das muss auch noch auf die Seite“-Hinweis der Chefs per WhatsApp auf dem Handy auftaucht. Das geschieht am Küchentisch, um das Frühstück zu verlängern, am Schreibtisch in der Büroecke, wenn der Rest der Familie nervt, auf der Wohnzimmercouch, wenn man für einen Sportartikel nebenher im Fernsehen das Livestreaming der Bundesliga-Basketballerinnen aus Keltern verfolgt. Eigentlich alles ganz easy.

Und doch ist das aktuelle Zwangs- und Dauer-Home-Office kein lockerer Spaß mit Freizeitqualität, sondern ein echter Stress. Und obendrein höchst gefährlich für die Gesundheit. Zumindest für meine.

Ich bin seit ein paar Jahren schon etwas aus der Form geraten. Leider kann man da auch nichts mehr mit locker fallender Kleidung kaschieren. Die trage ich gerade fast nur noch. Sieht ja niemand, wenn ich daheim mit meinem alten Rugby-Hoody vom TV Pforzheim und - Karl Lagerfeld kann sich nicht mehr darüber mokieren - mit einer Jogginghose, die noch nie ein schnelles Lauftempo erleben durfte, vor dem MacBook sitze und über das Thema Home-Office schreibe. Lockere Klamotten, lockere Schreibe. Eigentlich alles ganz easy.

Die große Bedrohung liegt aber gleich nebenan, ist 60 Zentimeter breit, etwas tiefer und 1,60 Meter hoch. Kühlschrank nennt sich der Gesundheitsgefährder. Gerade keine Idee? Erst mal flott einen Kaffee aus der Maschine drücken, ein Wurstbrot passt immer und dann nebenher vor dem Rechner schreiben und kauen. Der Rücken schmerzt? Kurz aufstehen, das Kreuz durchdrücken und ein paar Meter gehen. Zum Glück ist mein Flur fast neun Meter lang, da kann ich schon etwas ausschreiten. Aber am Ende des Flurs fällt der Blick nach rechts auf den Kühlschrank. Und da lockt halt immer etwas Leckeres.

Zuletzt freut sich auch noch der mit ordentlich Trinkgeld entlohnte Bote des Mittag- und Abendessen-Lieferdienstes, dass er sich für mich bewegen durfte.

Home-Office macht fett. Das ist in meinem fortgeschrittenen Alter gefährlich. Und die Zeit danach macht mir ebenfalls Angst. Was passiert, wenn ich wieder ganz normal ins Büro gehen muss und nur noch die Jogginghose genügend Spannweite hat?

Eine Kolumne von PZ-Redakteur Thomas Kurtz