Gewinnerinnen und Kooperationspartner: Mira Kim, Felicitas Wasner, Elveda Bayrak, Lukas Grewenig, Stefan Schiffer, Prof. Christine Lüdeke, Georg Leicht, Cornelie Holzach, Matthias Heimberg, Kai F. Binder und Nick Binder (von links, es galt 2Gplus). Zugeschaltet sind Professor Fernando Fastoso und Vivian Manzardo. Foto: Jaschke/Hochschule
Pforzheim
Kooperation zwischen Pforzheimer Studiengang Schmuck und Binder Gruppe ist preisverdächtig
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Pforzheim. Neue Verbindungen im Pforzheimer Schmuck-Business: Der Studiengang Schmuck der Hochschule Pforzheim kooperiert mit der Binder Gruppe. Das Unternehmen begeht sein 111-jähriges Jubiläum und nutzte dies, einen Design Award für die künftigen Schmuck-Gestalter zu lancieren. Vergangene Woche (20. Januar) wurden die Siegerentwürfe prämiert: Die Studentinnen Felicitas Wasner, Vivian Manzardo, Mira Kim und Elveda Bayrak erhielten für ihre Entwürfe eine Auszeichnung.

Der Design Award wird in den kommenden Jahren fortgeführt. Mit eigenen Augen zu sehen, wie serielles Schmuck-Machen funktioniert, war ein besonderer Auftakt dieser Zusammenarbeit: Alle zwölf teilnehmenden Studierenden besuchten Anfang Oktober die Produktion von Binder und egf Manufaktur in Pforzheim.Maschinen verstehen, die man nicht kannte, mit den Mitarbeitern über die Abläufe zu sprechen und die Materialien zu sichten, waren Basis für die Entwürfe. Denn die Aufgabe lautete: Gesucht wurden neue Verbindungen und Gestaltungsideen, die in der Produktion der Binder Gruppe umgesetzt werden können. „Gestaltung hat viel mit Technik zu tun – und doch ist es wichtig für ein überzeugendes Ergebnis, Bekanntes mal anders zu machen, das Potenzial der Herstellungsarten auszuschöpfen und damit neue Gestaltungsansätze zu entwickeln“, sagte Professorin Christine Lüdeke, die das Projekt leitete. Zwei Monate lang entwickelten die Studierenden Konzepte und erstellten Modelle und Prototypen. Am Ende entschied eine Jury aus Branchen-Kennern: Juwelier Georg Leicht, Hochschulprofessor Fernando Fastoso, Lukas Grewenig, Designer von egf, Cornelie Holzach, Leiterin des Schmuckmuseums, und Professorin Lüdeke. Bewusst herausgehalten haben sich Stefan Schiffer und Matthias Heimberg, die Geschäftsführer von egf und Binder. „Die Hochschule ist eine wichtige Partnerin für uns. Um neu zu denken, benötigen wir innovative Ideen. Dass ein einziges Thema so unterschiedlich umgesetzt werden kann, zeugt von der Kreativität der Studierenden. Der Wettbewerb ist ein gelungener Auftakt für unsere Zusammenarbeit, aus wertvollen Verbindungen wurden nun wertvolle Beziehungen.“ Mit dem ersten Preis wurde das Konzept „Layers“ von Felicitas Wasner ausgezeichnet, die erst im September für ihr Schmuck-Studium von Graz nach Pforzheim zog. Das Thema der Verbindungen sah sie zunächst in der Natur: Farbverläufe in Gesteins- oder Erdschichten übertrug sie in einen Ring. „Mit der Technik des Sinterns ist es möglich, unterschiedliche Legierungen miteinander zu verbinden.“ Diese verschiedenen Schichten treten hervor, wenn der Ring facettiert wird. „Die Ringe überzeugen durch ihre klare und souveräne Gestaltung und den Umgang mit seriellen Techniken, die aber zu individuellen Schmuckstücken führen. Eine eindrucksvolle Interpretation des Themas, die die egf-Techniken bis ins Äußerste ausreizt“, würdigte die Jury Besonders eindrücklich war der Besuch in der Binder-Produktion für Studentin Vivian Manzardo, die mit ihrem Entwurf „Beautiful Waste“ den zweiten Platz belegte. „Meine Inspiration war zuerst eine Hürde: Die industrielle Produktion hinterlässt viele Abfälle. Da habe mich gefragt, was kann ich daraus machen?“ Sie griff damit ein aktuelles Thema auf und schaffte eine Verbindung zum übergeordneten gesamten Ketten-Herstellungsprozess. Aus Fehlern und Abfällen in der Kettenproduktion entwickelte sie anspruchsvolle Schmuckstücke. Die Arbeit mit fehlerhaften Federn und Stanzabfällen ist eine „besonders durchdachte Umsetzung und geht weit über die Qualität eines Funktionsmodells hinaus“, so die Jury. Mira Kim, Gasthörerin aus Südkorea, erhielt den dritten Preis: Mit ihrem Konzept „Chain out of Chain“ nutzte sie eine Kette als Material. Das Hämmern von Hand schuf eine ungewöhnliche Oberflächenästhetik mit stark grafischer Formsprache. Die Jury würdigte die „experimentelle, gestalterisch reife und sensible Arbeit“. Eine Belobigung für ihren Entwurf erhielt Elveda Bayrak aus dem ersten Semester. Sie veränderte eine klassische Kette derart, dass die Produktionstechnik nicht mehr erkennbar ist. Die Technik definiert die Gestaltung: Durch das Umschlingen von diamantierten Ankerketten entstand eine glitzernde Textur. Die drei Preisträgerinnen erhielten ein Preisgeld in Höhe von 2500, 1000 und 500 Euro. Eine besonders reizvolle Aufgabe war der Wettbewerb für Lukas Grewenig, der vor neun Jahren selbst sein Studium an der Fakultät für Gestaltung abschloss und nun als Designer bei egf tätig ist. „Viele Konzepte haben uns überrascht und genau das war Sinn und Ziel dieses Wettbewerbs.“ Sich gegenseitig zu fordern und Grenzen der Machbarkeit auszuloten, einen Austausch auf Augenhöhe zuzulassen, davon profitieren auch künftig die Binder Gruppe und die Schmuck-Studierenden in Pforzheim.