Oberbürgermeister Peter Boch (rechts) und Katastrophenschutzleiter Sebastian Fischer informieren vor der St.-Maur-Halle über den Fortgang beim Aufbau des Kreisimpfzentrums. Foto: Meyer
Pforzheim
Kreisimpfzentrum in St.-Maur-Halle startet am 15. Januar - mit 975 Dosen für die erste Woche

Pforzheim. Die Stadt Pforzheim bereitet sich intensiv auf den Start des Kreisimpfzentrums (KIZ) in der St.-Maur-Halle vor, wo die Arbeiten, zum Beispiel für den Abbau der Bande, begonnen haben und die ersten Lieferungen - ganz aktuell etwa der Boden - ankommen. „Von Seiten der Stadt Pforzheim arbeiten wir unter Hochdruck daran, damit das Impfen in Pforzheim wie geplant und so reibungslos wie möglich starten kann ", so Oberbürgermeister Peter Boch.

„Wir werden bereit sein, wenn es so weit ist.“ Es sei ein riesiger Kraftakt, der hier geleistet werde. In der ersten Betriebswoche ab dem 15. Januar rechnet Oberbürgermeister Peter Boch mit insgesamt 975 verfügbaren Dosen und wenig Publikumsverkehr. Denn das System werde langsam hochgefahren. Die zwei Dosen würden dem Impfwilligen in einem ersten, und 21 Tage später in einem zweiten Schritt in der St. Maur Halle sowie durch mobile Teams aus Pforzheim und Karlsruhe in Pflegeheimen verabreicht werden können.

Vor Wochen schon eine Projektgruppe gebildet

Bereits vor mehreren Wochen hat die Stadt Pforzheim eine Projektgruppe gebildet, an der unter anderem das Personal- und Organisationsamt, das Gebäudemanagement, der Eigenbetrieb Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim und die Feuerwehr beteiligt sind. Die Gruppe kommt dreimal wöchentlich virtuell zusammen. Bei Bedarf werden andere Organisationseinheiten und Ämter hinzugezogen, mehrere Mitarbeiter arbeiten Vollzeit an dem Projekt. „Wir ziehen alle uns zur Verfügung stehenden Register“, ist der OB überzeugt. Auch über die Feiertage hinweg sei kontinuierlich weitergearbeitet worden. Schließlich gelte es eine Pandemie zu bekämpfen und die Bürger zu schützen.

Und doch hängt ein erfolgreicher Start des Kreisimpfzentrums ganz wesentlich von Faktoren ab, auf die man in der Stadt Pforzheim keinen Einfluss hat. „Die Verantwortung liegt beim Land Baden-Württemberg. Noch sind keine Verträge unterschrieben“, bemerkt Boch. Nach intensiven Verhandlungen des Landes mit den kommunalen Spitzenverbänden befinde sich der Vertrag in der abschließenden Prüfung. „Wir gehen im Sinne der Bürgerschaft an vielen Stellen in Vorleistung“, ergänzt Katastrophenschutzleiter Sebastian Fischer.

Ohne neue IT-Lösung geht nichts

Nach dem vorliegenden Vertragsentwurf ist das Land neben der Bereitstellung des Impfstoffs auch dafür verantwortlich, eine landesweite IT-Lösung für die Terminvereinbarung, die Impfdokumentation und Dienstplanung zur Verfügung zu stellen. Der Rollout für Pforzheim wurde nun auf den 12. Januar terminiert. „Ich bin dem Land Baden-Württemberg dankbar, dass die ursprünglich für den 15. Januar vorgesehene Auslieferung vorverlegt wurde“, sagt OB Boch. „Alles andere wäre nicht vermittelbar gewesen.“ Hängt doch auch die Möglichkeit zur Terminvergabe ganz wesentlich von der IT-Freigabe und der anschließenden Freischaltung der Software ab.

Auch kann erst vor Ort geschult werden, wenn die IT geliefert wurde. „Generell beobachten wir eine hohe Dynamik in den Informationen, die von Seiten des Landes und des Bundes kommen“, stellt Katastrophenschutzleiter und Feuerwehrkommandant Fischer fest. Es gebe auf Landesebene verschiedene Arbeitsgruppen, an denen auch Vertreter aus Pforzheim teilnehmen. Festgehalten wird aber am Grundsatzkonzept: Das Landesgesundheitsministerium hatte dazu festgelegt, bis zum 15. Dezember 2020 zunächst die zentralen Impfzentren (ZIZ) mit angegliederten mobilen Impfteams (MIT) einzurichten, um den zu Beginn knappen Impfstoff effizient einsetzen und Erfahrung mit dem Prozess sammeln zu können.

Wo beginnen die mobilen Impfteams?

Die mobilen Teams des ZIZ Karlsruhe werden als allererstes damit beginnen, im gesamten Großraum Karlsruhe - dazu gehört auch Pforzheim - in Pflegeheimen tätig zu werden. In der zweiten Stufe sollen zum 15. Januar die Kreisimpfzentren an den Start gehen. „Wir stehen parat“, sagt Fischer. „Der Betrieb des KIZ wird aber im Wesentlichen von der Menge des Impfstoffs abhängen, die zur Verfügung gestellt werden kann.“ Gemäß Vorgabe des Landes werden auch für das KIZ zwei mobile Teams aufgestellt, die neben Pflegeheimen auch Einrichtungen für Behinderte aufsuchen werden. Diese werden vom Deutschen Roten Kreuz mit Fahrern und den landeseigenen Fahrzeugen des Katastrophenschutzes unterstützt.

Bereits in den vergangenen Tagen hatte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, Helmut Dedy, darauf hingewiesen, dass in den kommenden Wochen „fast nur in Pflegeeinrichtungen geimpft“ werde, weil der Impfstoff knapp sei. Dies hält auch Fischer angesichts der von der Landesregierung für Baden-Württemberg angekündigten Impfdosen für realistisch, zumal jede Person zweimal geimpft werden müsse.

Wie gehen nun die Arbeiten in Pforzheim weiter?

Der Mietvertrag mit dem Eigentümer der St.-Maur-Halle ist unterzeichnet. Der konkrete Aufbau des Impfzentrums wird fachlich durch das Siloah St. Trudpert Klinikum begleitet. „Unser Team hat sich vor Ort in Karlsruhe informiert, wie der Aufbau des zentralen Impfzentrums abgelaufen ist“, so Fischer. Bezüglich der Lagerung und Aufbereitung des Impfstoffs stehe man in Kontakt mit dem Hersteller. „Wir haben uns in einem Webinar informiert und die daraus resultierenden Anforderungen in den Aufbau des KIZ einfließen lassen“, erläutert Fischer weiter. Gute Betriebsabläufe und Prozesssicherheit seien von großer Bedeutung. Unter der fachlichen Beratung des Siloah St. Trudpert Klinikums sei zudem ein Betriebs- und Hygienekonzept entstanden, das selbstverständlich kontinuierlich auf Basis der neuen Informationen fortgeschrieben werde. Dienstleistungsverträge würden derzeit für den Bereich Security und Reinigung geschlossen.

Wo kommt das Personal her?

Personal wird sowohl für den administrativen als auch den medizinischen Bereich benötigt. „Den administrativen Part werden wir vor allem über die Stadt Pforzheim abdecken“, erklärt Boch. „Dies erreichen wir zum einen durch stadtinterne Verschiebungen.“ Jedes Amt sei angehalten, seinen Part beizutragen und Personal aus dem laufenden Betrieb zur Verfügung zu stellen. „Ich bin stolz darauf, was hier von den einzelnen Fachbereichen und der Verwaltung als Ganzes für ein Kraftakt geleistet wird.“ Zum anderen seien aber auch Stellenausschreibungen erfolgt. So wird für die wichtige organisatorische Leitung eine Person in Vollzeit zur Verfügung stehen.

Nach letzter Aussage des Sozialministeriums werden Ärzte und medizinisches Fachpersonal über die Kassenärztliche Vereinigung sowie die Landesärztekammer zur Verfügung gestellt. Dazu ist die Stadt Pforzheim mit der Pandemiebeauftragten der Kassenärztlichen Vereinigung, Nicola Buhlinger-Göpfarth, dem Vorsitzenden der Kreisärzteschaft Pforzheim/Enzkreis, Markus Haist, dem Siloah St. Trudpert Klinikum und dem Gesundheitsamt im kontinuierlichen Gespräch.

Wie soll das Impfen ablaufen?

Dazu hat das Landesgesundheitsministerium nun weitere Informationen in einer Pressemitteilung veröffentlicht. So befänden sich derzeit knapp 10.000 Impfdosen des Herstellers Biontech/Pfizer auf dem Weg nach Baden-Württemberg. Gleichzeitig könnten ab sofort für einige der zentralen Impfzentren über die Impftermin-Servicehotline des Landes, die über die Rufnummer 116117 zu erreichen ist, Termine gebucht werden. Aufgrund der derzeitigen begrenzten Verfügbarkeit von nur einem Impfstoff sei damit zu rechnen, dass die ersten angebotenen Termine schnell vergeben sein werden. Nach und nach würden mit weiteren Impfstofflieferungen neue Termine angeboten. Der Schwerpunkt der Impfungen wird in den kommenden Wochen jedoch zunächst in den Pflegeinrichtungen liegen.

Anspruch auf eine Covid-19-Schutzimpfung haben derzeit nach der entsprechenden Verordnung des Bundes vor allem Personen, die das 80. Lebensjahr vollendet haben. Die endgültige Prüfung des Anspruchs auf eine Impfung findet vor Ort im jeweiligen Impfzentrum statt. Hierzu müssen Bürgerinnen und Bürger am Tag der Impfung ihren Ausweis sowie die elektronische Gesundheitskarte mitbringen. Die Impfung ist kostenlos.

Wie funktioniert das Impfen in Pflegeheimen?

Bewohner von Pflegeheimen beziehungsweise deren Betreuer werden über den Heimbetreiber angesprochen. Die Heimaufsicht der Stadt Pforzheim steht mit diesen in Kontakt. Die Landesregierung hat von einer schriftlichen Einladung an die in der Erstphase impfberechtigen Personen abgesehen.

Alle wichtigen Informationen rund um das Kreisimpfzentrum in der St.-Maur-Halle bietet eine städtische Webseite, die unter https://pforzheim.de/impfzentrum und https://pforzheim.de/impfen erreichbar ist.