
- Marek Klimanski
Bundesweit der 380. von 401 Plätzen, im Land unter den 44 Stadt- und Landkreisen Schlusslicht: Das ist die Platzierung Pforzheims im neuesten Schuldneratlas der bundesweit tätigen Kreditauskunft Creditreform. Dieses Mal sind die Ergebnisse coronabedingt nicht bei einer Pressekonferenz bekanntgegeben worden, sondern als Pressemitteilung – an der Pforzheimer Situation aber hat sich 2020 nichts geändert.
Pforzheim. Exakt wie im Vorjahr sind 15,09 Prozent (also mehr als ein Achtel) aller volljährigen Einwohner der Stadt überschuldet. Das heißt, sie haben Schulden, aus denen sie mit eigenen Mitteln nicht mehr herauskommen werden – letztlich dreht sich ihre finanzielle Spirale weiter abwärts bis zur nahezu unvermeidlichen Privatinsolvenz. Im Enzkreis (bundesweit Platz 74) trifft dies nur auf sieben Prozent der erwachsenen Einwohner zu, im Kreis Calw (Platz 150) auf 8,57. In beiden Landkreisen hat sich die Quote leicht verbessert, was trotz Corona im Durchschnitt fürs gesamte Bundesgebiet gilt.
Die am geringsten verschuldeten Einwohner finden sich, beginnend mit Eichstätt (vier Prozent), in bayrischen Landkreisen, Tübingen folgt als erster nichtbayrischer Kreis auf Platz 22 (5,85 Prozent). Für die nächsten Jahre rechnet Creditreform wegen der Pandemie mit einer deutlichen Verschlechterung der Situation. Kurzarbeit und wachsende Arbeitslosenzahlen führten momentan dazu, dass viele Verbraucher in Deutschland weniger Geld zur Verfügung hätten, berichtete die Wirtschaftsauskunftei in ihrem „Schuldneratlas 2020“. Die Folgewirkungen der Pandemie würden gravierender sein als die Weltfinanzkrise 2008 und 2009. Gegen den Trend nahm die Altersüberschuldung auch 2020 wieder deutlich zu – und zwar noch stärker als in den Vorjahren. Bei den über 50-Jährigen wuchs die Zahl der Überschuldungsfälle laut Creditreform um 245 000 oder elf Prozent. In der Altersgruppe 70 plus habe sich seit 2013 die Überschuldungsquote mehr als vervierfacht.