
Pforzheim. Wer am Dienstag durch seinen Social-Media-Account gescrollt hat, dürfte dabei mehr als nur einmal schwarz gesehen haben. Unter dem Hashtag #blackouttuesday posteten unzählige Prominente wie beispielsweise Rihanna, Lena Meyer Landrut, Hailey Bieber oder Jerome Boateng, aber auch Privatpersonen, ein schwarzes Bild. Die Reaktionen darauf fielen gespalten aus - auch bei den PZ-Usern.
Hintergrund der ursprünglich von Jamila Thomas und Brianna Agyemang unter dem Motto „The Show must be paused“ („Die Show muss pausieren“) ins Leben gerufenen Aktion war, auf den seit langem anhaltenden Rassismus und die Ungerechtigkeit gegenüber Menschen mit schwarzer Hautfarbe aufmerksam zu machen und das alltägliche Leben für einen Tag pausieren zu lassen.
„Wir werden nicht mit unserer normalen Arbeit weitermachen ohne Respekt für die Leben von Schwarzen“
Jamila Thomas und Brianna Agyemang, Initiatoren von #theshowmustbepaused
Auslöser des Ganzen war dabei der Tod von George Floyd am 25. Mai in Minneapolis. Der Afroamerikaner kam bei einem Polizeieinsatz ums Leben, nachdem sich der Polizeibeamte Derek Chauvin mehr als acht Minuten auf den Hals des wehrlos am Boden liegenden 46-Jährigen gekniet hatte.
„Wir werden nicht mit unserer normalen Arbeit weitermachen ohne Respekt für die Leben von Schwarzen“, schrieben die beiden in der US-Musikbranche tätigen Frauen auf einer extra für die Aktion eingerichteten Website. Doch so gut die Aktion auch an- und aufgenommen wurde, gab es zugleich auch teilweise heftige Kritik.
Blackout Tuesday kommt bei vielen PZ-Usern gut an
"PZ-news" rief seine Follower daher am Mittwoch in einer Umfrage auf Instagram und Snapchat dazu auf, über den Sinn der Aktion #blackouttuesday abzustimmen und ihre persönliche Meinung darüber mit der Redaktion zu teilen. Dabei fielen die Antworten geteilt aus.
„Ich hoffe wirklich, dass es ein Umdenken gibt und die Menschen nicht umsonst teilweise ihre Leben riskieren, um bei den Demos dabei zu sein. Ich finde #blackouttuesday eine tolle Aktion und habe selbst teilgenommen“, schrieb etwa ein User auf Instagram.
Ein anderer Follower auf Snapchat fand es dagegen „schlecht zu behaupten, Leute würden sich nur daran beteiligen, weil es alle machen und nach der Masse gehen“. Vielmehr sei Rassismus ein Thema, „was fast jeder schon einmal an sich selbst erlebt hat“ und bislang sei das Einzige was man dagegen machen würde, sich daran zu gewöhnen.
„Ich denke, es geht nicht direkt darum, dass sich von heute auf morgen etwas ändert. Es ist einfach wichtig, dass man zeigt, dass es einen selbst wirklich interessiert und man als „weiße Person“ nicht bei so einer Tat bzw. Rassismus wegschaut“, meinte ein weiterer Instagram-Nutzer.
Rassismus – ein "systematic problem"
Während eine Menge Leute den Blackout Tuesday also für ein wichtiges und gelungenes Zeichen im Kampf gegen Rassismus sehen, gab es auch unter den Followern der "PZ-News" einige, welche die Aktion eher kritisch betrachteten.
Ein User, der nach eigener Aussage in der Nähe von Los Angeles lebt, beschrieb das ganze etwa wie folgt: „Die Aktion auf Instagram war sinnlos, so wie bei jedem Hype, der losgetreten wird. Die Leute machen mit, um mitzumachen, aber richtig und sinnvoll machen die wenigsten was. Looting lenkt von den Protesten ab und verankert Vorurteile nur noch mehr. Rassismus ist hier ein systematic problem, das vom kleinen Mann nicht geändert wird. In ein paar Wochen gibt es wieder was neues und George Floyd geht in den Medien unter. Schön wäre es, wenn sich hier was ändern würde, aber die Realität ist leider fest verankert im Grundgedanken vieler Amerikaner: Me first“.

„Ich denke, dass in Amerika alles bleibt wie es ist, weil die Leute entweder dazu erzogen wurden oder viele nur das Denken umstellen, bis Gras über die Sache gewachsen ist und später ist ihnen das wieder egal“, teilte ein anderer Instagram-Nutzer mit.
Doch wie fast immer im Leben ließ sich auch bei dieser Diskussion kein klarer Cut zwischen nur zwei Meinungen machen. So merkte ein Snapchat-User an, er fände es zwar wichtig, auf das Problem „aufmerksam zu machen“ und glaube, dass dadurch auch manche Menschen zum Umdenken kommen würden, die Art der Proteste in den USA würden aber „viel zu weit“ gehen. Außerdem glaubt auch er, dass viele Stars die Aktion „einfach nur gemacht haben, damit keiner etwas Negatives gegen sie sagen kann.“
Follower werfen Promis Scheinheiligkeit vor
Ähnlich zwiespältige Reaktionen mussten auch die Promis unter ihren Posts am vergangenen Dienstag hinnehmen. Während viele Follower die Anteilnahme ihrer Idole lobten und begrüßten, gab es auch einige kritische Kommentare.

Emotionale Trauerfeier: Familie, Freunde und Politiker nehmen Abschied von George Floyd
„Für Hanau bist Du still geblieben. Jetzt steigst Du auf den Zug auf weil es hip ist. Das kaufe ich dir nicht ab“, schrieb etwa ein User auf Instagram unter den Post von Lena Meyer Landrut. Auch Model und Influencerin Anna Maria Damm musste sich für ihren eigentlich gut gemeinten Eintrag teilweise harsche Kritik anhören.
„Du postest den hashtag blackouttuesday aber lädst storys von deinem Alltag hoch? Vielleicht solltest du dich über die Bedeutung nochmal informieren!!! So sieht es nämlich aus als würdest du nur mitmachen weil es gerade „trendy“ ist!!“ oder „Warum postest du das und machst trotzdem danach Rezepte in deine Story? Das ist eigentlich nicht der Sinn hinter der Aktion“, waren nur einige der Reaktionen.
Proteste immer wieder von heftigen Auseinandersetzungen überschattet
Seit Tagen werden die Proteste in den USA von teilweise heftigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei sowie Plünderungen von Geschäften überschattet. Donald Trump hatte daraufhin Anfang der Woche damit gedroht, die Unruhen notfalls mit dem Einsatz militärischer Gewalt zu stoppen. Mit seiner Drohung brachte der Präsident, neben dem amtierenden Verteidigungsminister Mark Esper, viele ehemals hochrangige Militärs gegen sich auf.
Die "American Civil Liberties Union" reichte gegen Trumps Regierung wegen des harten Vorgehens der Sicherheitskräfte gegen Teilnehmer einer Demonstration vor dem Weißen Haus Klage bei einem Bundesgericht ein. Bürgerrechtler Al Sharpton kündihte zudem für August einen neuen "Marsch auf Washington" an, um gegen Diskriminierung zu protestieren.
Unterdessen haben Familie, Freunde und Vertreter der Politik mit einer emotionalen Trauerfeier im US-Budesstaat Minnesota Abschied von George Floyd genommen. Dabei erhoben sich die Gäste in der North Central University für acht Minuten und 46 Sekunden – genauso lange wie ihm Chauvin am 25. Mai das Knie auf den Hals gedrückt hatte – zu einem Moment des Schweigens.

