
Pforzheim. In fünf Jahren könnte es in Pforzheim eine Nebenwache „Ost“ geben. Sie soll zum einen die räumlich beengte 40 Jahre alte Hauptfeuerwache am Messplatz entlasten und zum anderen dafür sorgen, dass die Retter schneller auf die Autobahn sowie in die Ost- und Nordstadt mit immer weiter steigenden Einsatzahlen gelangen als bisher. Das ist eine der zentralen Überlegungen des aktuellen Feuerwehrbedarfsplans, der jetzt in den gemeinderätlichen Gremien und zuvor in den Ortsteilen diskutiert wird.
Ein Dreivierteljahr hat Feuerwehrkommandant Sebastian Fischer zusammen mit seinen Kollegen in Abstimmung mit dem Ersten Bürgermeister Dirk Büscher auf 160 Seiten eine Datengrundlage geschaffen, um die Zehn-Jahres-Strategie in einem Stufenmodell weiterzuschreiben. Dabei geben rechtliche Vorgaben und Handlungsempfehlungen etwa für Rettungsfristen den Takt vor. Dafür stehen jährlich knapp zehn Millionen Euro zur Verfügung.
„Das ist es, was wir für die Stadt und ihre Bewohner brauchen: ein Kursbuch, welches unsere Feuerwehr schlagkräftig macht für ihre funktionalen, personellen Aufgaben und die zwei Standorte. Es zeigt auf, was notwendig ist, um in Schadensfällen richtig reagieren zu können.“
So beschreibt Dirk Büscher den vorliegenden Plan. Er hofft auf einen positiven Beschluss des Gemeinderats vor der Sommerpause - und damit auf die Zustimmung für eine Nebenwache „Ost im Stadtteil Eutingen.

Die Rahmenbedingungen: „Die Einsatzahlen der Feuerwehr liegen heute um 38 Prozent höher als noch vor zehn Jahren“, sagt Kommandant Fischer. Im Jahr 2019 rückte die Wehr 2316 Mal aus, zehn Jahre zuvor 1732 Mal. Knapp 10.000 Menschen mehr als damals leben heute in Pforzheim. Das Gefahrenpotenzial durch Wohnverdichtung, mehr Verkehr, Klimawandel und neue Bedrohungsszenarien wachse stetig.
„Die im Feuerwehrbedarfsplan 2010 definierten Anforderungen könnten deshalb nicht in allen Fällen gewährleistet werden“, heißt es.
Die Strategie: Die gute Vernetzung der ehrenamtlichen (350) und hauptamtlichen Einsatzkräfte (104 Planstellen) solle weiter ausgebaut werden. Alle acht ehrenamtlichen Abteilungen sind wichtig, um dezentral schnelle Eintreffzeiten (acht Minuten für die erste Einheit bei Wohnungsbrand und 13 Minuten für die zweite Einheit) zu gewährleisten und um genügend Einsatzkräfte und Stellplätze für alle Fahrzeuge bereitstellen zu können. Dezentrale Feuerwehrhäuser stellten wichtige Anlaufpunkte im Katastrophenfall für die Bevölkerung dar. Mit einer Zwei-Standort-Strategie der Berufsfeuerwehr am Messplatz sowie in Eutingen (tagsüber) sei jeweils zusammen mit den örtlichen ehrenamtlichen Abteilungen die beste einsatztaktische Vernetzung und Gebietsabdeckung auch der Autobahn und zukünftiger Gewerbegebiete erzielbar. Für die Hauptfeuerwache stehe eine Sanierung beziehungsweise Neubau an.


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Die Einsatzkräfte: Mittelfristig braucht die Beruftsfeuerwehr mehr Planstellen. Dabei geht es um eine temporäre Ingenieursstelle für die Bauvorhaben der nächsten Jahre und um einen Ansprechpartner fürs Ehrenamt für die wachsenden administrativen Aufgaben. Für den Eutinger Standort werden mittelfristig 7,7 weitere Stellen benötigt. Um die vorgeschriebene Personalstärke für nächtliche Brand-Einsätze (zehn Personen als Basisabdeckung innerhalb von acht Minuten) zu gewährleisten und den kontinuierlich steigenden zusätzlichen Kleineinsätzen (2018: 1300) Rechnung zu tragen, sind weitere 3,7 Stellen erforderlich. Dabei deckt die Berufswehr rund um die Uhr dieerste und werktags tagsüber zusätzlich die ergänzende Einheit ab. Die freiwillige Wehr ist unter anderem abends, nachts und am Wochenende mit einer ergänzenden Einheit zur Stelle. Die Nebenwache „Ost“ wird werktags tagsüber mit sechs hauptamtlichen Einsatzkräften besetzt werden. Im Einsatzfall werden alle ehrenamtlichen Einsatzkräfte alarmiert und besetzen die Fahrzeuge.
Die Fahrzeuge und Gebäude: Das im Feuerwehrbedarfsplan 2010 festgelegte Beschaffungsprogramm sei kontinuierlich umgesetzt worden, heißt es. Nicht alle baulichen Mängel der Wehren konnten behoben werden. In Würm beispielsweise geht die Sanierung in wenigen Wochen los. Der Fahrzeugpool wird fortlaufend ersetzt, im Durchschnitt habe ein Fahrzeug zehn Jahre auf dem Buckel.
