Engagiert für die deutsch-französische Freundschaft: Ellen Heck, Alyssa Sophie Fast, Fiona Hoffmann, Ayla Aksoy, Alissa Stern (vorne, von links) sowie ihre Lehrer Thomas Alferi (links) und Sven Hübner vom THG. Andrea Sehling
Pforzheim
Neue Wege des Erinnerns: Pforzheimer Schüler besuchen Partner in La Bresse
  • Andrea Sehling

Pforzheim/La Bresse. „Frieden leben in Europa“ mag ein Schlagwort sein, zwischen Pforzheim und La Bresse wird es mit Leben erfüllt. Zahlreiche Freunde von La Bresse unter der Leitung der Deutsch-Französischen Gesellschaft (DFG) mit ihrer Vorsitzenden Ariane Steglich waren am vergangenen Wochenende erneut in den Hochvogesen zu Besuch.

Mit dabei waren fünf Schülerinnen des Französisch-Leistungskurses am Theodor-Heuss-Gymnasium mit ihren Lehrern Thomas Alferi und Sven Hübner, die Stadt Pforzheim wurde durch Sozialbürgermeister Frank Fillbrunn und Monika Finna von der Städtepartnerschaftskoordination vertreten.

„Les Amis de Pforzheim“ mit ihren Vorsitzenden Christian Claudel und Christiane Poirot waren im Februar in Pforzheim zu Gast und präsentierten ihre Schau „Reconnaissance“ in der Stadtbibliothek (die PZ berichtete). In intensiven Archivstudien hatten sich Claudel und andere Bewohner aus La Bresse im Stadtarchiv mit den Schicksalen ihrer Väter und Großväter auseinandergesetzt und zur Ausstellung einen Begleitband mit Aussagen von Zeitzeugen veröffentlicht. Claudel bedankte sich bei Klara Deecke, der Leiterin des Stadtarchivs, die diese zum Teil bedrückenden Recherchen begleitet hatte.

Am 8. November 1944 hatten Soldaten der Wehrmacht fast 500 Männer aus La Bresse, Cornimont, Ventron und Le Thillot in den Hochvogesen zur Zwangsarbeit nach Pforzheim verschleppt. Die Wehrmacht zerstörte La Bresse, der Ort musste nach 1945 neu aufgebaut werden. Die französischen Zwangsarbeiter mussten in Pforzheim in der Landwirtschaft und in der Industrie arbeiten. Viele kamen beim Bombardement am 23. Februar ums Leben. Andere konnten in ihre Heimat zurückkehren. Sie waren genauso traumatisiert wie viele Pforzheimer nach dem 23. Februar.

Im Zeichen der Versöhnung

Dennoch entstanden durch viel persönliches Engagement und regelmäßige Begegnungen seit den 1960er-Jahren freundschaftliche Kontakte mit den „Amis de Pforzheim“. Die Idee der deutsch-französischen Aussöhnung an die junge Generation weiterzutragen und mit Leben zu füllen ist eines der gemeinsamen Ziele.

„Neue Wege des Erinnerns zu gehen, entspricht dem Gedanken der Völkerverständigung“, mit diesen Worten drückte Fillbrunn den Dank der Stadt für das jahrzehntelange Engagement der DFG und der „Amis de Pforzheim“ aus. Die Nachforschungen im Archiv würden fortgesetzt, „auch wenn die Wahrheit manchmal furchtbar ist“, fügte er hinzu.

„Es ist ein großes Anliegen der Stadt, die Zeichen der Versöhnung weiterzugeben“, sagte Fillbrunn, was auch von französischer Seite betont wurde.

Ziel des Besuchs der DFG, der vom Mikroprojektefonds Baden-Württemberg gefördert wurde, war es, einen Schüleraustausch zwischen den beiden Städten zu installieren. Die Schülerinnen des THG bekamen von ihren Paten aus La Bresse symbolisch ihr persönliches Exemplar von „Reconnaissance“ überreicht, ebenso die Schüler aus La Bresse von ihren Paten aus Pforzheim.

Beste Sprachkenntnisse

Die historisch und sprachlich engagierten Abiturientinnen des THG bedankten sich in fließendem Französisch für diese Geste. Mit den Schülern aus La Bresse und Cornimont kamen sie rasch in Kontakt und tauschten sich in beiden Sprachen aus. So soll die Erinnerung an die Brutalität des Krieges auf beiden Seiten des Rheins im Bewusstsein bleiben. Und die Freundschaften, die danach möglich wurden, können von den jüngeren Generationen fortgeführt werden.