
Partnerschaft lebt wieder auf: Französische Sportler zu Gast in Pforzheim
Pforzheim. Sportliche Wettkämpfe hat es gegeben, gemeinsame Ausflüge, ein buntes Rahmenprogramm und ganz viel Gelegenheit zum Austausch und für Gespräche: Die Sportpartnerschaft zwischen Pforzheim und dem französischen Saint-Maur-des-Fossés lebt wieder. Nachdem die traditionellen Pfingsttreffen in den vergangenen beiden Jahren wegen der Corona-Krise ausfallen mussten, sind am vergangenen Wochenende rund 70 Gäste aus der französischen Partnerstadt nach Pforzheim gekommen, darunter auch der Chor „Music’m Choeur“. Mit Ausnahme der Chormitglieder haben alle bei Gastfamilien gewohnt.
„Diesem Treffen kommt ein besonderer Stellenwert zu“, betont Sozialbürgermeister Frank Fillbrunn am Sonntagabend beim Festakt in der Dillweißensteiner Nagoldhalle. Denn die Sportpartnerschaft zwischen den beiden Städten existiert inzwischen bereits seit 60 Jahren und ist Anfang der 1960er-Jahre aus persönlichen Sportfreundschaften entstanden. Treibende Kräfte waren damals Helmuth Huber und André Boigeaud. Lobende Worte kommen auch von Dominique Soulis, der stellvertretenden Bürgermeisterin St. Maurs, die nach zwei Jahren Corona-Pause betont, der direkte Kontakt sei durch Nichts zu ersetzen. „Ich hoffe, dass dieses Wochenende spannend wird und, dass die deutsch-französische Freundschaft so fortbestehen wird, wie sie es seit 1962 tut.“



In Pforzheim sind die französischen Sportler am Samstagmittag von den Goldstadt-Fanfaren gleichermaßen stimmungsvoll und lautstark begrüßt worden. Auch beim Festakt am Sonntagabend sind sie mit von der Partie und eröffnen den Abend, an dem auch der französische Chor „Music’m Choeur“ mehrere umjubelte Auftritte absolviert. Zu den Nationalhymnen beider Staaten stehen alle in der Halle auf. In seiner Rede erinnert der Vorsitzende der Sportpartnerschaft, Helmut Schmitt, an deren Anfänge, die nicht leicht gewesen seien. Auch er betont mit Blick auf den Krieg in der Ukraine: „Europa muss in dieser Situation zusammenstehen, um die Einheit zu bewahren und der Ukraine beizustehen.“ Es seien vor allem die Menschen und die persönlichen Netzwerke, die „das Friedensprojekt Europa“ zusammenhalten, sagt Grünen-Landtagsabgeordneter Felix Herkens, der aus seiner Tätigkeit als Schiedsrichter beim Blindenfußball weiß: „Für Sport bedarf es keiner gemeinsamen Sprache, Sport kennt keine Grenzen.“ Für seine Rede erhält Herkens viel Applaus von den anwesenden Sportlern, die anschließend das vom Roten Kreuz zubereitete Buffet genießen.
Zwar sind es deutlich weniger Teilnehmer als vor Corona. Man wollte dieses Mal noch ein wenig vorsichtig sein. Deswegen beschränkt sich das sportliche Programm auf Handball, Wandern und Schießsport. Dass die Stimmung dennoch hervorragend ist, bestätigt Timo Hufnagel von der TGS Pforzheim, von der rund 30 Mitglieder am Pfingsttreffen teilnehmen. Hufnagel erzählt, einige seien 2019 schon beim Besuch in St. Maur dabei gewesen. Dort hätten viele Freunde gefunden, mit denen sie während der Corona-Krise per WhatsApp weiterhin Kontakt hielten.
Große Ehre für zwei engagierte Frauen
Frank Fillbrunn spricht von einem herausragenden Beispiel für ehrenamtliches Engagement und von jahrelangem, unermüdlichem Einsatz. Es sind überaus lobende Worte, die der Pforzheimer Sozial- und Sportbürgermeister am Sonntagmittag bei einem Empfang im Foyer des Stadttheaters für Ursula Merlin und Michelle Lordier findet. Beide haben sich seit Beginn der 1990er-Jahre „verlässlich und konstant“ für die Sportpartnerschaft eingesetzt, die bereits seit 1962 zwischen Pforzheim und dem französischen Saint-Maur-des-Fossés besteht. Merlins und Lordiers Beitrag zu den seither entstandenen, engen Beziehungen sei überragend, sagt Fillbrunn, der ihnen „in tiefer Dankbarkeit“ seinen „tiefen Respekt“ ausspricht. Beide erhalten die Portus-Medaille. Weil sie sie nicht persönlich entgegennehmen konnten, hat Fillbrunn sie an St. Maurs stellvertretende Bürgermeisterin Dominique Soulis überreicht, die sie in der kommenden Woche an die beiden Geehrten weitergeben will. Beim Empfang im Foyer des Stadttheaters betont Fillbrunn vor Vorstandsmitgliedern der Sportpartnerschaft, vor Vertretern des Gemeinderats, des Jugendgemeinderats und des Internationalen Beirats nicht nur einmal die Bedeutung der Sportpartnerschaft zwischen Pforzheim und St. Maur. Mit ihrer Gründung 1962 sei die „Basis für einen lebendigen sportlichen Austausch“ geschaffen worden.

Über die Jahrzehnte sei sie gewachsen und durch die zahlreichen entstandenen Freundschaften und Kontakte ein wichtiger Bestandteil in der Städtepartnerschaft zwischen Pforzheim und St. Maur geworden. Der Krieg in der Ukraine zeige, wie wichtig Zusammenhalt und zivilgesellschaftliche Beziehungen zwischen den Ländern seien, sagt Fillbrunn und betont: „Wir brauchen ein starkes Europa in Zukunft mehr denn je.“ Der Bürgermeister dankt dem Deutsch-Französischen Bürgerfonds für die Förderung und allen, die zum Gelingen „unserer traditionsreichen Sport-Begegnung“ beigetragen haben. An St. Maurs stellvertretende Bürgermeisterin Dominique Soulis überreicht er einen Geschenkkorb mit Spezialitäten aus der Region. Auch Soulis empfindet es als „grand plaisir“, als große Freude, dass das Treffen nun wieder stattfinden kann. Gleichzeitig äußert sie den Wunsch, dass die deutsch-französische Freundschaft noch lange halten wird. „Es lebe Pforzheim, es lebe St. Maur!“