Gärtner Christof Hilligardt (links) und Genossenschaftsvorstand Harald Haug haben große Pläne auf dem Grabfeld 27b. Foto: Meyer
Pforzheim
Pforzheim soll erstes interkulturelles Grabfeld bekommen

Pforzheim. Von Stein, Fels und Gebirsgpflanzen im Alpinum geht es den Hang hinab in Richtung Birke und damit Mitteleuropa. Beinah nahtlos schließen sich die naturnahen Hecken und Baumstämme heimischer Pflanzen an, die, je weiter es gen Westen geht, langsam von Palmen und Zypressen, wenige Meter weiter von Granatapfel- und Dattelbäumen abgelöst werden, um schließlich in einem japanischen Garten zu Enden. Es ist eine kleine florale Weltreise, die die Genossenschaft Badischer Friedhofsgärtner plant und die Pforzheim das erste interkulturelle Grabfeld bescheren soll.

Knapp 2500 Quadratmeter misst das Feld 27b, auf dem es bereits im Januar losgeht. Im ersten von vier Baufeldern sind bislang 159 Gräber geplant. „Damit kehrt eine Idee nach Pforzheim zurück, die hier ihren Ursprung hat“, erklärt Harald Haug als geschäftsführender Vorstand der Genossenschaft Badischer Friedhofsgärtner. Denn bereits 2015 hatte die Pforzheimer Arbeitsgruppe bei der Landesgartenschau in Mühlacker das Konzept vorgestellt. „Amtsleiter mehrer baden-württembergischer Städte haben sich das angesehen, Heidelberg hatte sofort großes Interesse“, erinnert sich Friedhofsgärtner Christof Hilligardt. Dort wurde ein ähnlich großes Feld Ende 2018 eingeweiht.

Für Pforzheim ist eine parkähnliche Anlage geplant, in der durch die dort jeweils typischen Pflanzen und Steine die fünf Kulturräume Fernost, Mittelmeerraum, Orient, Mitteleuropa und Voralpen repräsentiert werden sollen.

Im Kreuzungsbereich der vier Felder soll ein Wasserspiel als Begegnungspunkt dienen. „Wir möchten, dass der Friedhof nicht nur als Ort der Trauer, sondern auch der Begegnung erlebbar wird“, sagt Haug. Dieser neue Aspekt soll auch den Wert der Erinnerungskultur hiesiger Friedhöfe in Zeiten von zunehmenden Seebestattungen und Friedwäldern bewahren.

Auf die Idee zum interkulturellen Grabfeld, erzählt Hilligardt, sei die Genossenschaft wegen veränderter Kundenwünsche gekommen. „Eine türkische Frau hatte mich nach bei uns heimischen Pflanzen gefragt, die sie auf dem Grab ihres Mannes in Ankara pflanzen könnte“, sagt der Gärtner. Gleichzeitig würden immer mehr Angehörige die Eltern oder Großeltern lieber in der neuen Heimat, nah am eigenen Lebensmittelpunkt bestatten wollen. „So kam die Idee auf, ein Feld so anzulegen, dass sich dort möglichst viele Kulturen wiederfinden“, sagt Hilligardt, der gemeinsam mit seinen Kollegen auch einen Ort schaffen möchte, der Pforzheims Vielfalt widerspiegelt und Raum für Begegnung schafft. „Die Menschen leben in derselben Stadt, derselben Straße. Wieso sollen sie dann nicht auch am selben Ort beerdigt sein?“, fragt Hilligardt.

Mehr über die Pläne zum interkulturellen Grabfeld lesen Sie am Samstag, 28. November, in der „Pforzheimer Zeitung“ oder im E-Paper auf PZ-news.