
Das Feuer fiel nicht vom Himmel – wie über 250 Jahre später, am Abend des 23. Februar 1945, als englische Bomber binnen 20 Minuten Pforzheim in Schutt und Asche bombten und immer weniger Zeitzeugen über das Grauen berichten können. Das Feuer kam aus den Läufen der Gewehre französischer Soldaten im September 1692, als Städte und Dörfer in Baden – vom Kraichgau bis zum nördlichen Schwarzwald, der Pfalz und Teile Württembergs verheert wurden. Der „Pfälzische Erbfolgekrieg“ (1688 bis 1697) hinterließ eine Spur der Verwüstung. Ironischerweise verfolgte der Kriegsminister des „Sonnenköngs“ Ludwig XIV., Marquis Francois de Louvois, die Strategie des kaiserlichen Habsburger Feldmarschalls, Herzogs und deutschen Reichsfürsten Raimund von Montecuccoli: verbrannte Erde zu hinterlassen.
Strategische Rolle
Als Schurke in diesem Drama des Machtkampfs zwischen Frankreich und dem „Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation“ galt und gilt bis heute ein Mann: Comte Mélac (um 1630 bis 1704), am Ende seiner Karriere Generalleutnant (der erstrebte Rang eines Marschalls blieb ihm verwehrt). Betroffen war – neben Mannheim, Heidelberg, Ettlingen, Philippsburg und Heilbronn – auch Pforzheim. Die Stadt spielte eine wichtige strategische Rolle als Verkehrsknotenpunkt. Die französischen Heerführer nutzen Pforzheim als logistischen Stützpunkt.
Keinesfalls, so der in Hohenwart lebende renommierte Militärhistoriker und Autor Hagen Franke, wolle er als Ausfluss seiner mehrjährigen Forschung in deutschen und französischen Archiven, Schuld von General Mélac nehmen. Doch er wirft ein differenziertes Bild auf den „Mordbrenner“ und „Bösewicht“, der seit dem erwachenden Nationalgefühl der Staaten nach dem Ende der Napoleonischen Eroberungszüge Anfang des 19. Jahrhunderts bis in die NS-Zeit als Synonym für die Losung seines Königs galt: „Brulez le Palatinat“ – verbrennt die Pfalz.
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