Pforzheim
„Pforzheimer Zeitung“ im Wandel: Auch Redakteure verändern sich

Wandel gehört zum Leben und damit auch zur „Pforzheimer Zeitung“. Aber es gibt sie auch, die Frauen und Männer, die seit Jahrzehnten in der Redaktion tätig sind und deren Namen für manche Leser wohl synonym für die PZ selbst stehen. Eine Hommage an die Granden der Redaktion.

Manch PZ-Redakteur ist ein wahres Urgestein in der Redaktion. Erinnern sich diese Frauen und Männer vergangener Zeiten, dann heißt es womöglich: „Damals war doch noch der Dings Oberbürgermeister – jetzt fällt mir der Name nicht ein.“ – „Quatsch, der kam erst zwei Jahre später. Der war damals noch Rechtsamtsleiter.“ Oder sie schwelgen in Erinnerungen, etwa zu ikonischen Sportveranstaltungen – die Tour de France in der Region und DFB-Pokalspiele – oder auch Ereignissen wie der Landesgartenschau. Für jüngere Kollegen und Leute von auswärts ist dieser Erfahrungsschatz besonders wertvoll, auch wenn manch Urgestein dann doch zugeben muss: „So lang bin ich dann doch noch nicht hier.“ Aber keine Sorge: Weiß selbst der Redaktionsveteran nicht weiter, dann kennt er zumindest jemanden, der die Info haben könnte – womit natürlich eine andere Geschichte einhergeht.

Schönerweise gibt es auch einige Bilder aus all den Jahren Redakteurstätigkeit, die man trefflich heute nachstellen kann. Eine kleine Auswahl.

Marek Klimanski

Der Meister der Herzen? Das war im Jahr 2001 für mich (gerade als 32-jähriger Jungspund von einer Tochter der „Stuttgarter Nachrichten“ zur PZ gekommen) einer, der damals schon Urgestein der PZ war – Gerhard Ketterl, unser in Pforzheim aufgewachsener Fotoredakteur, der jeden und alles kannte und deshalb stets Tipps bekam. So auch den, dass die silberne Bundesliga-Meisterschale zum Putzen bei einem Spezialbetrieb in der Goldstadt war. Zu polieren war die Platte vor allem, weil ungewaschene Hände von Legenden des deutschen Fußballs sie im Anschluss an so manchem letzten Bundesliga-Spieltag in den Himmel gereckt hatten, von Franz Beckenbauer über Günter Netzer bis hin zu Jürgen Klinsmann. Und weil solch schwitzige Hände auf Silber Spuren hinterlassen, die von den Pforzheimer Profis beseitigt werden mussten, lautete damals der erste Satz des Artikels: „Kaisers Schweiß muss weichen“, der Titel aber „Hochglanz für den FC Bayern“. Besonders bitter: Der Pforzheimer, der die Schale polierte, war Fan der Schalker, die in just jenem Jahr vier Minuten lang Meister waren und dann hinter den doch noch siegreichen Münchnern, richtig, Meister der Herzen.

Jubiläum Alexander Heilemann damals heute
Gekleidet in PZ-Blau seit 23 Jahren: Chefreporter Alexander Heilemann heute und zu Beginn seiner Zeit in Pforzheim.
Meyer

Alexander Heilemann

Moment mal, wer ist das denn? Dieser schmale, dunkelblonde Typ mit diesen absurd vielen Haaren über der Stirn? Hmmm, ah ja, das muss der junge Kollege Alexander Heilemann sein. Damals noch recht frisch nach der Ausbildung bei der „Sindelfinger Zeitung“ und den „Stuttgarter Nachrichten“ in Pforzheim, wo die PZ als innovative regionale Zeitung gelockt hatte. Mit entsprechend großer Lust blickte der junge Schwabe in seine neue Heimat im badisch-schwäbischen Grenzgebiet. So richtig klar war ihm aber noch nicht, dass es ihm dort so gut gefallen würde, dass er mit seiner Familie 23 Jahre später immer noch in Pforzheim und im Enzkreis zu Hause ist.

Aber so war es: So viele Menschen mit spannenden Geschichten und Ideen, so viele engagierte Kollegen, mit denen man unheimlich gerne zusammenarbeitet. So viele Möglichkeiten, als Journalist in die verschiedensten Lebenswelten einzutauchen, Entwicklungen mitzuerleben. Und dann noch eine Region mit einer riesigen Vielfalt zwischen Schwarzwald-Höhen und Weinbergen, weiten Kraichgau-Feldern und den offenen Landschaften im Biet und Heckengäu. Da wollte er nicht mehr weg, der Kerl von der schwäbischen Alb, zumal auch die Wege dorthin kurz sind.

Das fällt einem so ein, wenn junge Kollegen aus den Tiefen des Archivs so ein Bild herausfischen und geplättet sind: „Was, das bist Du?“ Ja, das bin wohl ich. Die Brille erinnert heute vielleicht nicht mehr ganz so an die Uni Tübingen. Die Haare sind offenkundig von der Stirn ans Kinn gewandert. Aber eine Vorliebe für Hemdfarben ist doch nicht zu leugnen. Gut mit anderen Kragenweiten vielleicht.

PZ-Redakteur Marek Klimanski 2001 stolz mit der in Pforzheim polierten Meisterschale (rechts) - und dann 2024.
Ketterl/ Meyer

Sven Bernhagen

Grad hat man gefühlt angefangen, zu schaffen und schon gehört man zu den „Urgesteinen“ der Redaktion – so schnell kann‘s gehen. Mehr als 25 Jahre bei der PZ, einmal quer durch die Redaktion und die Ressorts: „Jugend und Musik“, „Sport“, „Politik“, „Region“ und zuletzt wieder in die „Politik“ – pardon, an den „Newsdesk“. So erwirbt man sich wohl den Ruf der Allzweckwaffe. Sicher ist: Langweilig war‘s nie.

Die Serie „Enzkreis extrem“ zum Beispiel. Erst vom höchsten Bauwerk bis zur tiefsten Höhle die Extrempunkte in der Region gesucht, dann 2012 mit mehr als 500 Lesern um und in den Folgejahren kreuz und quer durch den Enzkreis gewandert, ein Buch draus gemacht und auch noch einen Journalistenpreis damit abgeräumt. Was will man mehr?

Ach ja, die private Leidenschaft des Bergsteigens mit dem Job verbinden, zum 150. Jahrestag der Erstbegehung 2015 für eine Reportage selbst aufs Matterhorn zu steigen und fürs Gipfelfoto die PZ auszupacken.

Bevor die Radprofis 2005 die Tour-de-France-Etappe von Pforzheim nach Gérardmer in Angriff genommen haben, bin ich als Teil eines PZ-Trios selbst in den Sattel gestiegen und habe die Leser mit auf das 230 Kilometer lange Teilstück genommen. Legendär!

Was war sonst noch alles im Dienste der Leser? Eistauchen im Fernsteinsee, ein Berlin-Besuch, als die Region gleich fünf Bundestagsabgeordnete stellte, die Nächte um die Ohren geschlagen beim Happiness-Festival, monatelang in Karlsruhe bei Gericht, um den spektakulären Mordfall Paulus zu verfolgen. Hach, ich muss mal wieder ins PZ-Archiv schauen…

Alpinist und Journalist: Sven Bernhagen 2005 und 2024. Nur Seil und Helm haben sich verändert, oder?
Ketterl/ Meyer