Pforzheim. In Deutschland fallen jährlich fast 19 Millionen Tonnen Verpackungsabfälle an, davon 3,2 Millionen Tonnen Kunststoffe, also 40 Kilo Kunststoff pro Kopf und Jahr. Ab 2022 müssen 63 Prozent dieser Menge wieder für die Herstellung neuer Kunststoffprodukte recycelt werden. In der Diskussion stehen darüber hinaus Mindest-Rezyklatanteile in Verpackungen.
Das Pforzheimer Professoren-Duo Dr. Jörg Woidasky, Fakultät für Technik, und Dr. Claus Lang-Koetz, Fakultät für Wirtschaft und Recht, beide am Institut für Industrial Ecology tätig, haben gemeinsam das Forschungsvorhaben „Markerbasiertes Sortier- und Recyclingsystem für Kunststoffverpackungen“ (MaReK) geleitet, das Ende 2020 erfolgreich abgeschlossen wurde. Zentrale Ergebnisse des mit insgesamt mehr als 2,7 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmenprogramm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung“ (FONA3) in der Fördermaßnahme „Plastik in der Umwelt“ geförderten Vorhabens werden in den nächsten Tagen veröffentlicht – in einem kurz gefassten Lehrbuch zum Thema Kunststoffrecycling. Herausgeber ist die Ecologic Institut gemeinnützige GmbH.
„Das Themenfeld ‚Plastik in der Umwelt‘ ist vielfältig und umfassend. Wissenschaftliche Arbeiten auf diesem Gebiet sind deshalb hochgradig inter- und transdisziplinär und erfordern die Zusammenarbeit von Fachleuten aus vielen naturwissenschaftlich-technischen und sozioökonomischen Disziplinen“, so Woidasky, Experte für nachhaltige Produktentwicklung an der Fakultät für Technik. Wo Disziplinen zusammenkommen, herrscht eine gewisse Uneinheitlichkeit bei der Bezeichnung von Dingen: „Das Kompendium zielt darauf ab, relevante Begriffe zu schärfen, um zu einem besseren und gemeinsamen Verständnis innerhalb der heterogenen Community von Plastik in der Umwelt beizutragen.“ „Zugleich sei der persönliche Austausch der Fachdisziplinen und mit der Öffentlichkeit wichtig“, ergänzt Lang-Koetz.
Gigantische Mengen
Der Aufwand zum Trennen und Verwerten gebrauchter und verschmutzter Kunststoff-Verpackungen ist hoch und führte bisher dazu, dass nur knapp die Hälfte der Verpackungs-Kunststoffe werkstofflich verwertet und der größere Teil vor allem als Ersatzbrennstoff entsorgt wurden. Ziel des MaReK-Konsortiums war die Entwicklung einer deutlich verbesserten Sortiertechnologie für Leichtverpackungsabfälle durch Fluoreszenzmarker. Diese Technologie wird als „Tracer-Based-Sorting“ bezeichnet und nutzt geringste Mengen von Fluoreszenz-Markern auf Verpackungen oder Etiketten.
Ein Ergebnis des MaReK-Gesamtprojekts ist die Technikumsanlage zur Verpackungssortierung beim Projektpartner Polysecure. Zusätzlich konnten mehrere optimierte Markersubstanzen bereitgestellt und die Aufbringung der Markersubstanzen auf die Kunststoffverpackungen mittels Druckverfahren erprobt werden. pm
Ein Video-Beitrag zum Vorhaben steht bereit auf: https://engineeringpf.hs-pforzheim.de/detailansicht/news/forschungsergebnisse_plastik_in_der_umwelt

