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Die Polizei zeigt Präsenz an Brennpunkten wie hier vor der Schlössle-Galerie in der Fußgängerzone.  

Problemorte mit hoher Jugendfrequenz diskutiert: Zu viel Alkohol und Müll

Pforzheim. Mit dem Beginn der warmen Jahreszeit zieht es die Pforzheimer nach draußen. Insbesondere Jugendliche und Heranwachsende suchen alljährlich nach Möglichkeiten, sich zwanglos im Freien mit Gleichaltrigen zu treffen. Und das gibt dann oft Ärger. Nun traf sich die Arbeitsgruppe AKIP (Allparteiliches Konfliktmanagement in Pforzheim), um Problemorte wie Schlosspark, Insel-Areal, Nordstadt, Haidach und Schlössle-Galerie zu diskutieren.

Die Ergebniss des Treffen

Der Schlosspark war nach den Vorkommnissen im vergangenen Jahr häufig verwaist, fülle sich aber zusehends mit verschiedenen kleineren Gruppen. Konflikte an dieser Stelle seien aktuell keiner der beteiligten Stellen bekannt, es herrsche vielmehr eine ruhige und gelöste Grundstimmung.

Das Gelände der Inselschulen sei etwas weniger belebt als in den vergangenen Jahren, Konflikte mit Anwohnern seien nicht bekannt. Allerdings würden die Nutzer Müll hinterlassen, der morgens vor Schulbeginn in mühsamer Kleinarbeit vom Hausmeister der Schule eingesammelt und entsorgt werden müsse. Die Mobile Jugendarbeit sucht das Areal auch während der Schulferien mindestens einmal wöchentlich auf, um Kontakt mit den Jugendlichen zu halten und auf die Hinterlassenschaften hinzuweisen. Nach den Sommerferien soll ein regelmäßiges mobiles Kinderangebot (Moki) durch die SJR Betriebs GmbH erfolgen.

In der Nordstadt haben die Sozialarbeiter der Mobilen Jugendarbeit Nord der SJR Betriebs GmbH regelmäßig Kontakt mit verschiedenen Jugendgruppen: im Bereich der Nordstadtschule, der Spielplätze und an mehreren kleineren dezentralen Treffs. Da hier häufig Alkohol, Ruhestörungen und Lärmbelästigungen bis weit nach Mitternacht im Raum stehen würden, verständigte sich die AKIP-Gruppe darauf, dass auch die Polizei verstärkt einige der bekannten Treffpunkte aufsuchen und geeignete Maßnahmen ergreifen soll. Zudem sollen die Hecken an einigen zugewucherten Ecken, die Raum für störende Verhaltensweisen bieten, zurückgeschnitten werden. Die technischen Ämter seien entsprechend informiert worden.

Traditionell würden sich im Stadtteil Haidach Jugendliche und Heranwachsende gerne im Freien treffen. Vor wenigen Monaten wurde deshalb nach einigen Jahren Pause wieder eine aufsuchende Jugendarbeit eingerichtet. Die Streetworker berichten, wie sie nach einer Anwohnerbeschwerde Kontakt mit dem Beschwerdeführer und der betroffenen Jugendgruppe aufgenommen haben und vermitteln konnten.

In und um die Schlössle-Galerie sollen nach den Sommerferien Integrationsmaßnahmen einschließlich Wertevermittlung für die Gruppen mit Migrationshintergrund installiert werden, die sich dort regelmäßig in größerer Anzahl aufhalten.

Die Teilnehmer der AKIP-Sitzungen loben regelmäßig die gute Zusammenarbeit und den intensiven Austausch der verschiedenen Disziplinen. „Zu meinen Anfangsjahren war eine Abstimmung zwischen Polizei und Sozialarbeit noch unvorstellbar“ so ein Vertreter der Streetworker. Der Vertreter der Polizei stimmt dem zu: „Wir haben alle dazu gelernt: nur ein gemeinsames, abgestimmtes Vorgehen macht Sinn. So können wir die besten Erfolge erzielen. Dies zeigt sich insbesondere auch im Haus des Jugendrechts.“ Hier arbeiten Polizei, Jugendarbeit, Bezirksverein für soziale Rechtspflege und die Vertreter der Justiz eng und vernetzt zusammen.

Die Vorgeschichte

Aufgrund der dichten innerstädtischen Bebauung ist es für junge Menschen oft schwierig, einen Platz zu finden, der Raum bietet um zusammen zu bolzen, zu chillen und die Freizeit zu verbringen. Immer wieder fühlen sich die Anlieger an solchen Treffpunkten gestört durch hinterlassenen Müll oder durch zu laute Musik und Gespräche bis in die Nachtstunden. Diese Treffen sind in vielen Fällen begleitet von gemeinsamem Alkoholkonsum.

Um einerseits dem Alkoholkonsum entgegen zu wirken und andererseits diese meist durch Alkoholkonsum verstärkten Konflikte mit den Anwohnern aufzugreifen und einen Ausgleich oder eine Lösung zu finden, hat die Stadt Pforzheim bereits vor Jahren eine vielschichtige Konzeption erarbeitet. Die Konzeption der Alkoholprävention für Kinder, Jugendliche und Heranwachsende beruht in Pforzheim auf vier Säulen: Information, Prävention, Intervention und Sanktion. Diese Aufgaben teilen sich das Jugend- und Sozialamt (Schulsozialarbeit und Erzieherischer Jugendschutz), das Amt für Öffentliche Ordnung, die Polizei, die SJR Betriebs GmbH, Netzwerk Looping und Plan B.

Im Jahr 2016 wurde die Konzeption und das Zusammenwirken der beteiligten Institutionen im Rahmen eines Landesprojektes (STARTHILFE) diskutiert und überarbeitet. Ziel war es, die genannten Konflikte unter Einbeziehung der fachlich beteiligten Stellen gemeinsam mit den jungen Leuten und den Anliegern anzugehen. Mindestens zweimal im Jahr trifft sich seither eine Arbeitsgruppe des Jugend- und Sozialamts, des Amts für öffentliche Ordnung, der Polizei, der Mobilen Jugendarbeit/Streetwork und der Suchtprävention (Plan B). Diese Arbeitsgruppe firmiert unter dem Namen AKIP (Allparteiliches Konfliktmanagement in Pforzheim).

Das AKIP-Team entscheidet gemeinsam über das weitere Vorgehen und legt fest, ob der Schwerpunkt auf ein ordnungsrechtliches Tätigwerden gelegt werden soll oder die Gruppe durch Streeworker aufgesucht und in Kontakt mit den direkten Anwohnern und Beschwerdeführern nach einem Weg gesucht wird, um die Konflikte beizulegen. Informationen über auffällige Jugendgruppen erhält die Arbeitsgruppe aus eigenen Erkenntnissen, aus den Sozialraumkonferenzen oder durch Beschwerden betroffener Anlieger oder Passanten.