Heroin hat die Polizei in Wohnungen in Pforzheim gefunden.
dpa
Pforzheim
Razzia bei Drogenzwischenhändlern in Pforzheim - Drahtzieher gesucht

PFORZHEIM. Es ist das vorläufige Ende einer seit Jahren laufenden Heroingeschichte: die zeitgleiche Durchsuchung von acht Wohnungen am Mittwoch Morgen gegen 6 Uhr. Die Federführung hatte das Rauschgiftdezernat. Im Einsatz waren insgesamt 35 Polizeibeamte. Acht mutmaßliche Rauschgift-Zwischenhändler und Kuriere im Alter zwischen 28 und 41 Jahren wurden vorübergehend festgenommen, aber nach Absprache mit der Staatsanwaltschaft ohne Auflagen auf freien Fuß gesetzt.

Den Beschuldigten wird nach Angabe der Polizei und der Anklagebehörde zum Teil vorgeworfen, gewerbsmäßig Handel mit Heroin in nicht geringen Mengen getrieben zu haben. Handys und Spritzbesteck wurden sichergestellt, ebenso in einer Wohnung 100 Gramm Heroingemisch.

Mittlere Ebene

„Wir hoffen, den Drahtziehern auf die Spur zu kommen“, so Polizeisprecher Frank Otruba zur PZ. Das dürfte nicht einfach sein. Bereits die Auswärtige Große Strafkammer des Landgerichts Karlsruhe in Pforzheim hatte im Juni versucht, Licht ins Dunkel zu bringen. In jenem Verfahren war es um ein in der Südstadt wohnendes Pärchen gegangen, das wie die jetzt erwischten mutmaßlichen Drogenkuriere polizeibekannt war.

Es handelte sich wohl um die mittlere Ebene in einem international operierenden Geflecht. Das Heroin wurde, organisiert von Pforzheim aus, in Holland gekauft, nach Deutschland geschmuggelt und in der Region von den „Ameisenhändlern“, so der Szene-Ausdruck, unter die Süchtigen gebracht – von Süchtigen selbst, die sich damit ihren Schuss Heroin verdienten.

Trotz Kindern keine Bewährung

Sergej M. und Swetlana D. (Namen geändert), beide 33, wurden zu viereinhalb beziehungsweise zwei Jahren Haft verurteilt. Angesichts des Vorstrafenregisters der Frau kam bei ihr trotz zweier kleiner Kinder eine Bewährungsstrafe nicht mehr in Betracht. Doch trat Swetlana D. ihre Haftstrafe in Bühl nicht gleich an – sondern nutzte die noch verbleibene Zeit für weitere Deals. Kurz darauf wurde sie verhaftet und in Untersuchungshaft genommen.

Nur bedingt aussagebereit

Sergej musste, ohne dass man ihn gefragt hätte, als 16-Jähriger mit seinen Eltern aus Sibirien nach Deutschland kommen. Von 1995 an nahm er Drogen. Eine Ausbildung hat er nie absolviert. Seine Verlobte stammt aus Kasachstan. Sie ist seit 1994 drogenabhängig. Knapp zehn Entgiftungen hat sie hinter sich. Viel mehr ließen sich Sergej und Swetlana nicht entlocken – und die Suche nach den Hintermännern geht weiter.

Dealer-Pärchen muss in Haft: In Holland Heroin besorgt

Themen