
Wer lange aus der Arbeitswelt draußen war, findet oft nur schwer den Weg zurück in einen geregelten Tagesablauf, einen Alltag voller Herausforderungen und Regeln. Nicht weniger problematisch kann der Berufseinstieg für Alleinerziehende oder Menschen mit hartem Privathintergrund sein.
Eine Aufgabe und ein Auskommen brauchen sie dennoch – wie jeder eben. In der normalen Berufswelt aber ist es kaum möglich, oft auch nicht gewollt, besondere Unterstützung zu leisten, sich auch um Probleme der Angestellten außerhalb des Beschäftigungsverhältnisses zu kümmern.
Anders geht es da im Lern- und Ausbildungsbetrieb „Goldener Anker“ in Dillweißenstein zu. Hier werden Jugendliche und Erwachsene mit besonderem Förderbedarf zum Koch oder Restaurantfachmann/-frau ausgebildet. Außerdem gibt es die Möglichkeit, an einem Bausteinprogramm in Küche oder Service teilzunehmen oder Praktika zu absolvieren. Wer alle drei Bausteine nach einem Jahr erfolgreich abschließt, kann sich sechs Monate auf eine spätere Ausbildung anrechnen lassen.
Oxana D. (Name geändert), alleinerziehende Mutter, ist so ein Fall. Sie würde gerne Köchin werden, aber ihre Kinder sind noch zu klein, die Betreuungsmöglichkeiten zu schlecht, um einen Beruf wie den des Kochs, der außergewöhnliche Arbeitszeiten mit sich bringt, mal eben so erlernen zu können. Deshalb hat sie sich entschieden, erst einmal das Bausteinprogramm im „Anker“ zu durchlaufen. Das gibt ihr die Möglichkeit, sich zu qualifizieren, Einblicke zu erhalten und vor allem, nur zwischen 10 und 15 Uhr zu arbeiten. „Es macht mir Spaß, alle Gerichte zu kennen, mit den Waren umzugehen und ich habe eine Aufgabe – damit fühle ich mich gut“, erzählt die 30-Jährige und lächelt ein wenig verschüchtert.
Mühen lohnen sich
Die Diplomsozialarbeiterin Anette Weiß erzählt, es sei wichtig, dass auch im Privaten alles stimme, damit die Leute bei der Arbeit den Kopf frei hätten. Damit das gelingt, werden die Beschäftigten vielseitig unterstützt: Bewerbungstraining, ein eigener Computerraum, Dekokurse, Deutsch- und Matheunterricht und – wenn nötig – auch Hilfe von außen.
Und all die Mühen lohnen sich. Mit den meisten hat das Leitungsteam bis heute Kontakt, die Zahlen sprechen außerdem für sich: Bisher hat kein Einziger seine Ausbildung abgebrochen, und das kann bei Weitem nicht jeder Gastronomiebetrieb von sich behaupten.