


- Olaf Lorch-Gerstenmaier
Pforzheim. Natürlich ist sie das, die Schloßkirche vor und nach ihrem behutsamen Umbau: ein Ort der Predigt, des machtvollen Worts, der stillen Einkehr, der Freude, des Leids, des Trostes, der Begegnung.
Aber auch ein Ort, wo neben der Orgel auch Jazz erklingt, Ballett und Tango getanzt, mit Lichtinstallationen experimentiert wird, an dem die steinerne Hülle mit Leben prall gefüllt wird – auch mit Gedanken und Worten, die nicht jedem gefallen. So versteht ihre Berufung auch Schloßkirchen-Pfarrerin Heike Reisner-Baral, als sie – wohlwissend, dass sie auch Missfallens-Äußerungen provozieren wird – von der näheren Anbindung des Gotteshauses nach dem Wegfall der Schloßberg-Auffahrt spricht.

Schloßkirche feiert nach Renovierung Wiedereröffnung
„Badnerlied“ mit Dudelsack
Es ist der einzige – zu verschmerzende – Misston bei der feierlichen Wiedereröffnung des „Steinernen Geschichtsbuchs“ der Stadt am späten Sonntagnachmittag mit anschließendem Sektempfang, die mit der Dudelsack-Version des „Badnerlieds“ (wie an der Gitarre: Silas Bischoff) und der Intonation der badischen „Nationalhymne“ in der langjährigen Grablege der badischen Markgrafen zu Ende geht. Vom „Haus der lebendigen Steine“ aus dem Petrusbrief schließt Dekanin Christiane Quincke auf die Schloßkirche – hier wie dort das Gegenteil von Abschottung, hier wie dort die Aufforderung, ein Ort und Hort der Gegensätze zu sein. Ein Geschenk der besonderen Art machen die Mitglieder der Michaelsgemeinde, Alide und Johannes Scholle, der Kirche: eine neue Altarbibel als Ersatz für das 2014 aus der Schloßkirche gestohlene Exemplar.
Umrahmt vom Entree durch „Los Trommlos“, von Gitarrenspiel, Beiträgen der ChorAkademie und der Kindertagesstätte am Schloßberg, Fürbitten und Gebeten, finden Jürgen Schlechtendahl (Oberkirchenrat Karlsruhe) und Architekt Werner Sandhaus (Freiburg) höchst anerkennende Worte für Handwerker, Restauratoren, Planer, Gestalter, Denkmalschützer und eine Kirche, die es im wörtlichen wie übertragenen Sinn in sich hat.