Zwölf Mal im Jahr sitzt Wieslaw Gondek als Schöffe auf der Richterbank im Pforzheimer Amtsgericht. Foto: Meyer
Gondek hat die Rechte und Pflichten für Schöffen akribisch studiert.Foto: Lutz
Pforzheim
Schöffen: Ein Amt zwischen Rechten und Pflichten
  • Jeanne Lutz

Wieslaw Gondek ist seit vier Jahren Schöffe in Pforzheim. Für ihn ist die Arbeit als Laienrichter ein Dienst an der Gemeinschaft – den er als Privileg empfindet.

Pforzheim. Es sei das Gesicht bei der Urteilsverkündung, das man nicht so schnell vergesse. „Innerhalb von Sekunden verändert sich der Ausdruck komplett“, erklärt Wieslaw Gondek. Der 57-Jährige ist Schöffe der auswärtigen Strafkammer Pforzheim des Landgerichts Karlsruhe und hat in den vier Jahren, in denen er das Amt bereits bekleidet, schon dutzende Prozesse verhandelt. Vom Diebstahl über Drogenhandel bis zum Raubüberfall sei alles dabei gewesen. So unterschiedlich die Fälle auch seien, die ersten Sekunden bei der Urteilsverkündung hätten auf die Angeklagten immer dieselbe Wirkung. „Die meisten merken erst in diesem Augenblick, dass sie wirklich für ihre Taten verurteilt werden“, erzählt Gondek.

Ein Moment, in dem der Schöffe nicht wegschaut. „Das wäre falsch, wir müssen ja zu dem Urteil stehen, das wir gefällt haben“, sagt der zweifache Vater. Auf die Frage, ob er sich in solchen Momenten nicht mächtig fühle, reagiert der Laienrichter mit Unverständnis. „Der Ausdruck Macht ist mir in all den Jahren nie in den Sinn gekommen“, so Gondek. Dennoch sei ihm durchaus bewusst, welche Verantwortung er als Schöffe trägt. Es habe durchaus Urteile gegeben, bei denen er und andere Schöffen den Richter überstimmt hätten – auch wenn es dabei nie um Entscheidungen zwischen Freispruch und Gefängnisstrafe gegangen sei. „Natürlich ist mir bewusst, dass meine Stimme großes Gewicht hat“, erzählt der 57-Jährige, der, wenn er nicht auf der Richterbank sitzt, als technischer Angestellter arbeitet. Daher sei es unerlässlich, jedes Detail während der Verhandlungen in sich aufzusaugen. Vorab Einsicht in die Akten hätten die Schöffen nicht, so Gondek. Bevor es losgehe, werde man vom vorsitzenden Richter in alle wichtigen Details eingeführt. „Danach ist es unsere Aufgabe, uns anhand der Verhandlung und der Beweislage eine eigene Meinung zu bilden“, sagt Gondek.

Eine Aufgabe, die man nicht leichtfertig annimmt. Als Gondek 2012 den Aufruf zur Bewerbung für das Schöffenamt las, habe er einige Zeit überlegt, bis er den Schritt wagte.

Themen