
Pforzheim. Die haben die Ruhe weg: Mama und Papa Schwan watscheln gemütlich auf der verkehrsberuhigten Steubenstraße – hinter sich eine Kette aus sechs grauen, flauschigen Küken mit noch kurzen Stummelflügelchen. Immer mal wieder lässt sich eines der Schwanenkinder auf den Asphalt plumpsen, um eine Pause einzulegen.
Und dann ist die Schwanenfamilie – schließlich sind es Wasser- und keine Asphaltvögel – zum Entzücken der Fußgänger auch auf der Enz in der Stadtmitte unterwegs. Etwas weniger beschwerlich gestaltet sich hier das rudernde Vorwärtskommen. Aber man muss sich schließlich mal überall zeigen, und es könnte ja sein, dass das Gras auf der anderen Seite des Flusses grüner ist.

Die Menschen freuen sich am Anblick der majestätischen Vögel mit ihrem Nachwuchs, der (noch) Kuschelfaktor hat. Was allerdings nicht zu empfehlen ist: Schwäne können sehr garstig werden, wenn sich jemand der Brut nähert. Und sei es jemand aus der Schwanenfamilie. Auch Verwandte haben keine Chance. Wobei es oft bei der Drohgebärde bleibt. Diese kann aber imposant ausfallen, wenn sich ein Schwan hoch aufrichtet, was er übrigens auch auf dem Wasser locker schafft. So hat es auch der Wildtierbeauftragte von Pforzheim, Dieter Krail aus Neuhausen-Hamberg, schon beobachtet. „Aber meistens bleibt es beim Drohen“, beruhigt er.


Hamburger Schwäne sind zurück auf der Alster
Schwäne in der Stadt: Des Menschen Freud´, des Tieres Leid? So kann das Krail nicht unterschreiben. Dem Schwan gehe es in der Stadt recht gut. „Da ist er sicherer.“ Vor Füchsen zum Beispiel, die sich nicht so gern in der Stadt aufhalten. Der Schwan schon, der seinen einmal als gut empfundenen Nistplatz – zum Beispiel auf der kleinen Insel unterhalb des Flößerdenkmals an der Auerbrücke – immer wieder aufsucht. Er verteidigt sein Territorium. Und er weiß auch recht schnell, wo ihm Brotkrumen entgegenfliegen. Diese Leckerchen wiederum findet Krail zwar unnötig – „Wildtiere müssen nicht gefüttert werden“ – aber so lange es beim Brot bleibt und nicht etwa Essensreste dazukommen, sei das kein Problem. Letzteres würde unter Umständen auch den stärksten Schwan von seinen Flossen hauen.


Deutsche Wildtier Stiftung warnt vor Entenfüttern mit Brot
Die Schwanenfamilie bekommt also Brotleckerchen, sie wird auch von aufmerksamen Bürgern „bewacht“. Und letztlich sind sie immer eine Möglichkeit, wilde Tiere aus nächster Nähe beobachten zu können. Vielleicht auch dabei, wie sie innerhalb eines Tages das Nest bauen. „Die bleiben so lange dran, bis es fertig ist“, weiß Krail. Das Nest wird erst dann uninteressant, wenn der Nachwuchs mit staksigen Schritten beginnt, unter Aufsicht die Umgebung zu erkunden. Im Gegensatz zur Nilgans, die ganzjährig und mehrmals brütet, widmet sich der Schwan nur einmal der Aufzucht.


Unterernährter und verletzter Schwan wird gerettet
Übrigens stellen die Nilgänse keine Gefahr für ihn dar. Wenn der Sylvester Stallone unter den Wasservögeln mit seinen Muckis spielt, wild mit den Flügeln schlägt und die Brust aufpumpt, hat die Nilgans keine Chance. Da hat die Stockente schon ganz andere Probleme mit der invasiven Art. Aber das ist ein anderes Thema...