Da kann man Stunden verbringen beim Wühlen zwischen den LPs. Alles da, was das Musikherz begehrt.
Susanne Roth
„Kraftwerk“ und „Genesis“ –beide LPs in limitierter Edition für Sammler: Was für eine Kombination, die Roland Schilz vor seinem Plattenladen in der Jägerpassage in Händen hält. Der Standort ist vorübergehend. Er zieht um in den ehemaligen City Music-Laden, an der Fußgängerzone.
Susanne Roth
Pforzheim
Schwelgen bei jeder Umdrehung

Pforzheim. Das ist ja fast wie im Labyrinth, nur, dass das Verirren hier saumäßig Spaß macht. Wer je in den Klängen von Cat Stevens, „Emerson, Lake and Palmer“ versunken ist, zu Michael Jacksons berühmtestem Song „Thriller“ die Hüften geschwungen hat, der wird im Laden von Roland Schilz eventuell eine gedankliche und emotionale Zeitreise machen. Aber auf jeden Fall auch bei „Signature Music“ fündig werden: 10.000 Langspielplatten warten in der Jägerpassage auf Liebhaber; dazu gekommen sind in der letzten Zeit 1000 CDs. Das ist und wird sicherlich ausbaufähig sein.

Bandsalat verbannt

Nur Kassetten, die wird man hier vergeblich suchen. „Bandsalat“, fällt Schilz (55) dazu nur lachend ein – er macht eine Drehbewegung mit der Hand und erwähnt einen Bleistift (womit der Bandsalat im besten Fall wieder entwirrt werden konnte). Bei Kassetten verweigert sich dann auch ein Musikliebhaber mit großem Retro-Herzen wie er.

Schilz führt in der Barfüßergasse 14 quasi fort, was Richard und Andrea Voigt vor Monaten in der unteren Etage der Jägerpassage – neben „Eis Casal“ – vor Monaten beendet hatten (die PZ berichtete). Das 70 Quadratmeter große Geschäft in den ehemaligen Räumen des Friseurs Graziano, von Restaurants umgeben, ist nur eine Zwischenstation und eine Interimslösung. Der etwa viermal so große City-Music-Laden wird auf jeden Fall wieder Rille um Rille gefüllt. Schilz muss dazu aber erst das Ende der Renovierungsarbeiten abwarten. „Wäre schon schön, wenn ich zum 1. Dezember rein und das Weihnachtsgeschäft mitnehmen könnte“, hofft er.

Dort wäre er auch wieder mehr im Blick der Laufkundschaft, die er in der oberen Etage komplett vermisst. „Aber wer mich finden will, der findet mich“, sagt der Mann, dessen Angebot in der Region einzigartig ist. Den nächsten Plattenladen findet man dann eher in Karlsruhe oder Stuttgart.

Das Datum würde außerdem gut zu ihm passen: Am 1. Dezember 2007 hatte er in Schömberg einen Plattenladen eröffnet, den er dort drei Jahre lang betrieb. Aber irgendwie war das dann doch zu weit ab vom Schuss und einfach nicht der richtige Standort.

Online-Geschäft nebenher

Jetzt startet Schilz noch mal richtig durch, der bisher eher online Geschäfte auf diesem Sektor betrieb und natürlich weiter betreibt. „Aber irgendwie hat mir dann auch immer mehr der persönliche Kontakt mit Kunden gefehlt“, sagt er. Da lässt sich mitunter ja auch herrlich fachsimpeln und gemeinsam in verschiedene Musikrichtungen reinhören. Er selbst ist in erster Linie Jazzfan (zum Beispiel des Bill Evans Trios), mag mitunter auch Klassik. Aber er lässt sich bei seinen Treffen mit Freunden, „zu denen jeder LPs mitbringt, die man dann gemeinsam anhört“, auch gern inspirieren. Solche Hörabende plant er auch nach seinem Umzug nach unten, in den größeren Laden. Und sicherlich kommt noch die ein oder andere Idee dazu, um Gleichgesinnte zum Austausch einzuladen.

Limitiertes zum Sammeln

Auswahl hat er jedenfalls genug im Laden, von Rock über Pop, von Indie über Klassik bis zum Schlager und Jazz ist alles Mögliche auf Vinyl zu finden (und dann auch auf CD). Sammler kommen auf ihre Kosten, so zeigt Schilz stolz ein Cover von „Kraftwerk“, in bestem Sommerwetterhimmelblau, mit dem Zeichen der Autobahn aufgedruckt. „Die ist limitiert, aus Anlass des 50-jährigen Bestehens der Band“, sagt er. Damit nicht genug: Etwas tiefer in die Tasche greifen muss man für die auf 40 000 Stück limitierte LP „Thriller“ von Michael Jackson. „Die meistverkaufte Platte aller Zeiten“, sagt Schilz. Oder Eric Claption unplugged, von der es nur 10.000 Stück gibt. Noch ein drittes Beispiel: „Moonflower“ von Santana. Das Besondere an diesen limitierten Auflagen erklärt Schilz so: Die Plattenfirmen bedienen sich der Originalbänder, mastern diese speziell und oft im halben Tempo für Vinyl und pressen die Platte.

Was der „Vinyl-Mann“ außerdem festgestellt hat: dass die Jugend großes Interesse an Vinyl und damit an Langspielplatten hat.

Das zeigt: Der Trend ist ungebrochen, die Zukunft der Schallplatte gesichert. Schilz kann auf jeden Fall behaupten, dass es ihm gelungen ist, sein Hobby zum Beruf zu machen. Der gelernte Hörakustiker besann sich nach einem Burnout auf das, wofür sein Herz schlägt, und machte dies zum Geschäftsmodell.

Nach oben keine Grenzen

Und natürlich gehört zum Hörgenuss einer knisternden Langspielplatte (LP) auch das Equipment. Für eine gute Anlage, so Schilz, müsse man schon um die 2000 Euro investieren. Damit liegt man seiner Schilderung nach noch lange nicht im High-End-Bereich. „Es gibt Zargen, die liegen im fünfstelligen Bereich.“ Wohlgemerkt, eine Zarge ist „nur“ das Gehäuse des eigentlichen Geräts.

Ab dem Samstag, 13. September, ist Roland Schilz nach dem Sommerurlaub wieder da und „Signature Music“ in der Barfüßergasse 14 wieder zu den gewohnten Zeiten geöffnet: mittwochs bis freitags von 12 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr. Weitere Infos auf www.signature-music-shop.de.

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